Bilder einer Wanderung (2)

Wanderung-2014-08Dieses Haus hat man da hingestellt, und dann hat man überlegt: Was machen wir damit?
Aber mir gefällt das. Warum? Es stand schon da, als ich hier hinkam.
Darin untergebracht ist das Kulturamt der Stadt Duisburg (bestimmt nicht nur).
Das wäre doch mal eine Überlegung wert:
Wäre das was gewesen, da einen Job zu haben, vormittags und nachmittags als Kulturbürokrat getarnt, hinter dem ein Feierabendanarchist sich verbirgt?
Oder lieber nicht?
Immerhin: Man hätte jeden Monat ein Gehalt kassiert, davon aber kaum was ausgegeben und den Rest heimlich auf einem Sparkonto gesammelt. Und dann mit 67500 Euro auf dem Konto dem Chef gesagt: „Du Arschloch!“
Oder:
Den Locher aus dem Fenster schmeißen und zum Chef sagen: „Raten Sie mal, warum ich das gemacht habe.“
Das rät der nie.

wanderung-2014-09Auch an die, die sich im engen Raum wohlfühlen, soll gedacht sein.
Das Künstleratelier da vorn wird wohl immer noch als solches genutzt (winzig).
Auf dem Balkon in der obersten Etage stößt man sich den Kopp.

Wanderung-2014-10Aha. Aha. Aha. Aha. AHA. Aha. Aha.

Wanderung-2014-11Straße der Aktien.
Für CJZZ / IDNA… (falls ich das richtig verstanden habe) hatte der Sprüher eine Leiter dabei.
Das Hinschreiben eines Substantivs, mit dem man eine Genitalie bezeichnen kann, hat den Blauschreiber in Heiterkeit versetzt: „Glied Hihihi…“. Oder wollte er „Hinihi“ sagen?
Das eingekreiste E verkündet eine Hoffnung. Ich weiß bloß noch nicht, welche.
Was ist noch zu erfahren?
HSCDCV, DjSU, CASZZ, SWU.
Der Balkon wurde mit Uhu an das Haus geklebt.

Wanderung-2014-12Was immer hier mitgeteilt werden soll: Die Vegetation (Efeu) läßt langsam ihren Vorhang darüber sinken.

Wanderung-2014-13Ach! Das neue „Hörsaalzentrum“ hat ja doch eine Tür!
Daß da auch tagsüber das Licht brennt, soll wohl zeigen, daß für Forschung & Lehre zu wenig Geld da ist.

Wanderung-2014-14Rote Rosen.

WIRD FORTGESETZT.

Kommt und holt Euch den METZGER!

Es ist zwar noch MÄRZ, aber die APRIL-Ausgabe liegt schon hier. Schließlich wollen wir ja auch mal der Zeit voraus sein (kommt ja selten vor).
M109
DER METZGER, das satirische Magazin. Nr. 109. Preis: 3 €.
Aus dem Inhalt:

Helmut Loeven: Rechnung ohne den Putin. Zur Krim-Krise: Der Westen hat den Russen nichts voraus, was zu einer moralischen Attitüde berechtigen würde.

Renate König: Verfolgung Homosexueller in Afrika.

Jakop Heinn: Zeigt mir, wen ihr ausschließt. Die SPD hat viele ihrer Mitglieder ausgeschlossen wegen „parteischädigenden Verhaltens“ – bloß nicht die, die der Partei tatsächlich geschadet haben.

„Zweite und dritte Opfergeneration schweigt nicht länger“. Ulrich Sander sprach mit Alice Czyborra über „Kindes des Widerstandes“.

Helmut Loeven: Das philosophische Kabarett. Diesmal: „Critical Whiteness“ als neue Plemplem-Variante links-alternativen Sektenwesens; Warum ist Steuersenkung noch schlimmer als Steuerhinterziehung?; unverständliche Wandmalerei; Bernd; neue Wojna-Schoten; komische Häuser, komische Schilder u.a.

Der Kühlschrank-Ficker oder Man will ja auch nicht nochmal zwanzig sein. Marvin Chlada interviewte wieder Florian Günther.

Carl Korte: Reporterwahn. Mottes Erlebnisse in der Lokalredaktion. Diesmal: Scharfmacher.

Max Reinhardt: „Verstehst du das?“ „Da mußt du die Leute fragen, die geschossen haben.“

Herbert Laschet-Toussaint: Syrischer Frühling. Ein Gedicht.

Sie können das neue Heft nicht abholen, weil Sie dazu überland reisen müßten? Oder weil Sie sich grundsätzlich einen Zeh brechen, wenn Sie auch nur in die Nähe der Gneisenaustraße kommen? Das macht nichts. Sie können sich das Heft auch portofrei zuschicken lassen (das Wort „zuschicken“ anklicken um zu erfahren, wie es geht).
Und überhaupt: WER ABONNIERT, HAT MEHR VOM METZGER.

Der Wander-Zyklus hat begonnen

Wald-14-03-A Vorgestern: Der Wander-Zyklus hat begonnen – eigentlich zwei bis drei Wochen zu spät in diesem Jahr. „Man kommt ja kaum noch zu was.“
Wald-14-03-BManches Gesträuch ist schon in voller Blühte.
Wald-14-03-CWald mit Bahnanschluß.
Wald-14-03-DSoul!

Duisburger Wald bei Neudorf. Trüber Himmel im Vorfrühling.

Duisburger Wald bei Neudorf. Trüber Himmel im Vorfrühling.

So habe ich Ihnen das vor einem Jahr gezeigt.
Und so sah das vorgestern aus:
Wald-14-03-E(Bilder anklicken zum Vergrößern).

Die Gedenkfeiern haben begonnen oder Bezwinge sich wer kann

In diesem Jahr jährt sich zum hundertsten mal der Beginn des Ersten Weltkriegs. Auf dem Duisburger Kaiserberg (vormals: Duisserner Berg, dann in nationaler Gefühlsaufwallung in „Kaiserberg“ umbenannt, und so heißt er heute noch) befinden sich einige Monumente fragwürdigen Heldengedenkens (siehe Notat vom 13. Juni 2013).
„Bezwinge sich wer kann. Die Feder reicht nicht mehr, man muß zum Tintenfaß greifen.“ Oder zur Farb-Sprüh-Dose. So geschehen Ende Januar.
Kaiserberg07Kaiserberg06Kaiserberg05
Berichterstattung der WAZ am 31. Januar:
„Vandalen verunstalten Friedhof“.
Wie auch immer man die Leute bezeichnen mag, die der Nation ein Menetekel an die Wand schrieben: Die Zeitungsschlagzeile ist irreführend. Der eigentliche Friedhof, das Gräberfeld der 801 um ihr Leben gebrachten Soldaten blieb unberührt. Nur auf dem Feld davor wurden Parolen angebracht.
In dem WAZ-Artikel wird die in Stein gemeißelte, übersprühte Verhöhnung der Toten zitiert:
„Glücklichen Auges seid ihr gestanden, Brüder, geliebte, in feindlichen Landen“.
„Der Staatsschutz prüft nun,“ heißt es weiter, „inwiefern ‚…eine Gefährdung des demokratischen Rechtsstaates‘ oder auch eine ‚verfassungsfeindliche Verunglimpfung‘ vorliegt“. Indem dem Staat, der mal Deutsches Reich hieß und jetzt Bundesrepublik Deutschland heißt, das Recht abgesprochen wird, dann und wann mal eine Generation zu verheizen, fühlt er sich gefährdet.
„1921 wurde die Siegfried-Statue“ (Foto) „aufgestellt. Sie war vom Meidericher Bürger Hermann Ingenhamm in Erinnerung an seinen Sohn Johannes gestiftet worden. Johannes Ingenhamm liegt in Grab 102.“
Das ist ein Beispiel für das, was Mitscherlich „die Unfähigkeit zu trauern“ genannt hat. Für die deutschen Heldenväter sollten die Krepierten noch im Grab den Helden spielen.
„Was die Vandalen offenbar nicht wußten: Auf dem Ehrenfriedhof am Kaiserberg liegen nur Soldaten, die in Ersten Weltkrieg gefallen oder in Duisburger Lazaretten gestorben sind“, lautet die altkluge Belehrung durch die WAZ-Berichterstatter. Was die offenbar nicht wissen, ist, daß die Soldaten nicht irgendwie hingefallen, sondern im Dreck krepiert sind, und daß die Weihestätte verlogener Weihen seit Jahr und Tag Wallfahrtsort von Neonazis und nationalistischen Stolz-Deutschen ist. Solche haben – siehe Foto oben – mit schwarzweißrotem Tuche reagiert.

Zusammenfassung:
Vandalismus fand nicht auf dem Friedhof statt, sondern auf den Schlachtfeldern.
Auf dem Friedhof fand auch keine Schmiererei statt, sondern in der Zeitung.

Nachtrag:
Kaiserberg08Nur ein paar Stunden später: Es kann der frömmste Stolzdeutsche nicht in Kriegslüsternheit schwelgen, wenn es dem pazifistischen Vandalen nicht gefällt. Plötzlich war die Fahne weg!

Kaisergerg09Das ist der Teutoburger Wald,
Den Tacitus beschrieben,
Das ist der klassische Morast,
Wo Varus steckengeblieben.

Hier schlug ihn der Cheruskerfürst,
Der Hermann, der edle Recke;
Die deutsche Nationalität,
Die siegte in diesem Drecke.

(Heinrich Heine)

Anarchie ist jetzt farbig

Heute Vormittag, Ecke Gneisenau-/Oststraße:
AnarchieGneisenau1Das erinnert mich an die Wandparole auf der Friedrich-Wilhelm-Straße, damals in Blau, aber in der guten alten Zeit nur in Schwarzweiß dokumentiert:
MCover18Angebracht wurde die Parole, 40 Meter von unserer damaligen Wohnung entfernt, am 15. Juni 1972, dem Tag, an dem Ulrike Meinhof festgenommen wurde. Das Haus wurde daraufhin abgerissen.
Es gibt Leute, die die Aussage, daß Anarchie kein Chaos sei, durch die Art ihrer Verbreitung konterkariert sehen. Aber das braucht uns nicht zu stören.
Übrigens:
Wie sich die Zeiten ändern!
AnarchieGneisenau2Ecke Gneisenau-/Oststraße, heute Nachmittag.

Doof

AltkleidercontainerDie Leute sollten doch wissen, daß man erst die Klappe aufmachen muß, dann die Klamotten rein, dann die Klappe wieder zu.
Die schmeißen zu Hause den Abfall wohl auch nicht in die Aschentonne, sondern legen ihn oben drauf. Ist doch bekloppt sowas!

Die Antwort:
Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach & Schande

Die besten Geschenkideen haben wir

Reden wir nicht lange drumrum: Die besten Geschenkideen haben wir.
BahnhofCoverSpinatCD-HLLütfiyeTristOle
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hl-cd-heinecover-fluecht1Kommen Sie doch mal gucken und achten Sie auf unsere Eigenproduktionen.
Oder gucken Sie ins Netz. Wir empfangen ODER wir beliefern Sie gern.
Wir haben auch so schöne Neujahrs-Postkarten selbst gemacht.
Ist es in diesem I-Mehl-Zeitalter nicht ein fast schon vergessenes Gefühl, eine richtige Postkarte aus dem Hausbriefkasten zu nehmen?
Zum Beispiel:
Postkarten (und auch Kunstdrucke) nach Aquarellen von Magda Gorny
pk54-gorny-sonne
Postkarten aus dem Weltbühne-Universum:
pk64-kater
Heimat-Postkarten von Hafenstaedter (Duisburg zer- und gefällt):
pk73-hafen-blumensprayer-2
Für das schaurig-schöne Wohlgefühl der Moraltanten jedes Alters und Geschlechts haben wir auch was Schönes:
pk66-stefanie
Die ganze Postkartenherrlichkeit finden Sie hier.

Der vor anderthalb Jahren schier aussichtslos scheinende Überlebenskampf der Buchhandlung Weltbühne scheint heute gar nicht mehr so aussichtslos. DENN: Wir haben uns angestrengt. UND: Einige haben sich darauf besonnen, daß sie dem Unverdruß auf der Gneisenaustraße etwas Aufmerksamkeit und Liebe schulden. Wenn das so weitergeht, überleben wir. (Aber nur, wenn das so weitergeht).

M102CoverHaben Sie schon mal daran gedacht, ein METZGER-Abonnment zu verschenken? Das kostet 30 Euro (für die nächsten 10 Hefte) oder 50 Euro (für alle zukünftigen Hefte).
Schenken Sie Ihrem Freund ein ewiges METZGER-Abonnement. Wenn er Sie verläßt, wird er Sie trotzdem nie ganz los.
Beziehungsweise:
Schenken Sie Ihrer Freundin ein ewiges METZGER-Abonnement. Wenn sie Sie verläßt, wird sie Sie trotzdem nie ganz los. (So ging es mir ja auch mit meinen Freundinnen).

Wir müssen die Feste feiern, wie sie uns gefallen.

(Bitte den Link auf diese Seite als Rundmail verschicken).

Der Krieg soll verflucht sein!

Was ist denn hier passiert?
Kaiserberg03Der Klotz auf dem Kaiserberg zum Gedenken an die „Helden“, die im Ersten Weltkrieg „auf den Schlachtfeldern Frankreichs“ abgeschlachtet wurden, ist zerlegt!
Der Heldengedenkklotz hatte schon Risse bekommen. Jetzt wurde er ordentlich auseinandergenommen. Unter dem granitenen Pathos kamen ordinäre Ziegelsteine zum Vorschein.
Der Klotz ist beziehungsweise war eins von einigen militaristischen Monumenten auf dem Kaiserberg. Er blieb nicht unversehrt – nicht nur von der Witterung, die an dem Stein nagte. Ein paar Jahre ist es her, da wurde er mit leuchtender Farbe beschriftet:
„Es gibt keine Helden im Krieg.“
Das wäre eine würdige Neugestaltung des Gedenkens gewesen. Doch wie man sich denken kann, wurde diese Inschrift alsbald entfernt. Antimilitarismus vollzieht sich in diesem Lande – auch nach einem zweiten Weltkrieg – stets am Rande der Legalität, oder jenseits davon.
Es gibt keine Helden im Krieg. Nur viele, die elend krepieren oder gerade noch davonkommen (wenn sie Glück haben mit beiden Beinen), und einige, die sich am Krieg dumm und dämlich verdienen – und die vielen, die nichts daraus lernen.
Dieser Steinhaufen, mit Bauzaun, sollte so bleiben als „Kriegerdenkmal“: als ein Häuflein Elend.
Doch bestimmt kommt da ein neuer Klotz hin. Dafür wird die SPD schon sorgen.

In den Boden eingelassen, in den Weg zum Klotz: Auftragsarbeit für einen Steinmetz.
Da wird der Spaziergänger zum Wanderer pathetisiert, und „Steh“ ist die Wanderervariante von „Stillgestanden“.
Kaiserberg04Für mich muß keiner töten.
Für mich muß keiner sterben.

Wir bleiben im Bahnhof

Vor Jahren wurde in Duisburg-Neumühl der leerstehende und ungenutzte Vorort-Bahnhof besetzt.
Über den ganzen Zusammenhang von Haus- und anderen Besetzungen, kapitalistisches Bodenrecht et cetera pepé müssen wir uns hier nicht lange unterhalten. Selbstverständlich war die Besetzung des Neumühler Bahnhofs richtig, um das vorauszuschicken.
Der Neumühler Bahnhof war lange in der Hand der Besetzer; ich glaube, länger als ein Jahr. Es fanden sich dort auch viele Gäste und Hausbesetzungstouristen ein. Es gab dort auch Veranstaltungen.
Der Slogan der Aktion lautete: „Wir bleiben im Bahnhof“. Das Anliegen, das in diesem Slogan zum Ausdruck kam, wurde ins Land hineingetragen.
Eines Tages war auf die Mauer der Trinkhalle auf dem Ludgeriplatz in Neudorf die Parole gesprüht worden: „Wir bleiben im Bahnhof“.
Für die Wandbesprüher war das Vorhaben, im Neumühler Bahnhof zu bleiben, von existentieller Wichtigkeit. Für den durchschnittlichen, heimatverbundenen Neudorfer Bürger muß das allerdings eine unverständliche Mitteilung gewesen sein: Was soll das denn heißen „Wir bleiben im Bahnhof“? Genauso hätte man da auch hinschreiben können: „Wir waren in Wanheim“ oder „Griesmehlpudding gibt‘s heut‘ Mittag“.
Trotzdem ist die Parole „Wir bleiben im Bahnhof“ sehr wirksam – wegen ihrer Sinnlosigkeit. Die Aufgabe der Avantgarde ist es nicht, den Leuten die Welt zu erklären, sondern, sie unentwegt den Welträtseln auszusetzen. Man muß den Leuten nicht sagen, was sie denken sollen, sondern sie dahin bringen, daß sie nicht mehr denken, was sie dachten.
Die gefangenen Mitglieder der RAF veranstalteten im Laufe der Jahre gelegentlich einen Hungerstreik. Mit solche Maßnahmen bekräftigten sie mal die Forderung, als Kriegsgefangene behandelt zu werden, mal wollten sie von den anderen Gefängnisinsassen nicht getrennt sein, und schließlich forderten sie, daß die RAF-Mitglieder in einer Abteilung einer Justizvollzugsanstalt zusammengelegt zu werden.
Folglich war eines Tages auf einer Mauer in Neudorf in Riesenlettern die zwar zündende, aber für die Vorbeigehenden völlig zusammenhanglose Parole zu lesen: „Zusammenlegung sofort!“.
Wenn die Wandbesprüher wüßten, wie subversiv sie wirklich sind!