Das Buch
Freiheit statt Kapitalismus: Über vergessene Ideale, die Eurokrise und unsere Zukunft von Sahra Wagenknecht
wollten Sie immer schon bestellen, haben es aber immer wieder auf die lange Bank geschoben, die Bestellung an die Buchhandlung Weltbühne abzuschicken?
Dann können Sie sich darüber freuen, daß jetzt die viel billigere Taschenbuchausgabe bei dtv erschienen ist (12,90 Euro).
Bestellen Sie dieses Buch in der Buchhandlung Weltbühne, denn die Buchhandlung Weltbühne will & muß überleben. Lassen Sie sich nicht einreden, daß man das genauso gut woanders bestellen kann. Das kann man zwar auch woanders bestellen, aber nicht genauso gut.
Da steht sie jetzt im Schaufenster. Nein, nicht sie, sondern ihr Buch. Und daneben noch eins.
Schlagwort-Archive: Kapitalismus
Die Farbe des Geldes (1)
In der wohl flachsten TV-Talkshow mit politischem Anhauch („Menschen bei Maischberger“) wurde geredet über Reichtum.
Da war ein Ehepaar, das mit irgendeinem Mode-Trallala viel Geld gemacht und sich dann frühzeitig zur Ruhe gesetzt hatte, um fortan ihren Reichtum zu genießen bzw. das, was sie für Reichtum halten, nämlich ihre Kröten, die für sie die Maßeinheit für Luxus ist.
Nun gut, Luxus sei jedem gegönnt, der sich was draus macht (für mich wär‘ das nix). Und es ist mir auch egal, wie viele Milliönchen die mit sich herumschleppen. Klarzustellen wäre allerdings, daß man ein Vermögen von zwei oder drei oder zehn oder fünfzig Millionen keineswegs als „Reichtum“ bezeichnen kann. Über die Dimensionen von Reichtum herrschen sehr unzutreffende Vorstellungen. Der Normalverdiener glaubt, Reichtum daran zu erkennen, daß jemand in einer Villa wohnt und vielleicht noch ein paar Appartements in den diversen Schickeria-Residenzen besitzt, über einen Fuhrpark teurer Karossen verfügt und sich die Zigarren mit Geldscheinen anzündet. Das ist Luxus, aber kein Reichtum.
Bernt Engelmann hat vor Jahrzehnten die Dimensionen von Vermögen und Reichtum anschaulich gemacht (Das ABC des Großen Geldes). Er teilte die Vermögen in vier Kategorien ein:
Kategorie 1: normale Multimillionäre.
Kategorie 2: mit solchem Vermögen können politische Entscheidungen beeinflußt oder verhindert werden.
Kategorie 3: überfordert jedes Vorstellungsvermögen.
Kategorie 4: sehr reiche Leute.
Man müßte, so Engelmann, ein Vermögen, also nicht nur Geldvermögen in Bargeld und Guthaben, sondern auch Immobilien, Unternehmensanteile, Versicherungspolicen, Wertpapiere, Sachwerte etc. in Hundertmarkscheine umrechnen und diese aufeinanderstapeln.
Mit Hunderteuroscheinen geht das genauso: Zehn Hunderteuroscheine ergeben einen Stapel von einem Millimeter. Ein Millimeter sind tausend Euro. Wer gut was auf die Seite gelegt hat und sich wenig Sorgen zu machen braucht, hat dann vielleicht einen Stapel von zwei oder drei oder zehn Zentimeter vor sich liegen. Eine Million ergibt einen Geldscheinstapel von einem Meter, und wer zwei bis drei Millionen besitzt, dessen Stapel reicht bis zur Zimmerdecke. Mit sechs bis acht Millonen reicht der Stapel bis zum Dachfirst. Wer 20 Millionen hat, hat einen Stapel von der Höhe eines achtgeschossigen Hochhauses. Wer 150 Millionen hat, hat einen Stapel von der Höhe es Kölner Doms, und wer 300 Millionen hat, hat einen Stapel von der Höhe des Eiffelturms.
Es gibt allerdings auch Vermögen in privaten Händen, das würde in Hunderteuroscheinen aufeinandergestapelt die Höhe es Mount Everest erreichen (knapp 9 Milliarden Euro). Der reichte Mann der Welt könnte sein Vermögen bis in die Stratosphäre stapeln. Aus solcher Höhe ist der Unterschied zwischen dem Kölner Dom und einer Streichholzschachtel nicht mehr wahrnehmbar.
Oder stellen Sie sich vor, man würde die Vermögensverhältnisse in Deutschland in einer Skala von einem Meter Breite darstellen, reichend vom Habenichts bei Null und dem größten Vermögen in Deutschland (schätzen wir es auf zehn Milliarden) bei einem Meter. Wenn zehn Milliarden ein Meter sind, dann sind 10 Zentimeter eine Milliarde. Ein Zentimeter sind 100 Millionen. Ein Millimeter sind 10 Millionen. Und eine Million wäre ein Zehntel Millimeter. So spitze Bleistifte gibt es nicht, um das Vermögen eines einfachen Millionärs in eine Skala von einem Meter einzeichnen zu können. Der Millionär befindet sich nicht am oberen, sondern am untersten Ende der Vermögensskala. Der Millionär ist nicht viel reicher als der, der gar nichts hat.
Wenn man sich über die Proportionen von Reichtum Klarheit verschafft, erkennt man auch die Gefahr des Reichtums: Reichtum äußert sich nicht in Luxus, sondern in Macht.
Die Reichen um ihren Luxus zu beneiden oder ihr luxuriöses Lotterleben, das sie angeblich führen, zu kritisieren, ist töricht. Das ist bloßer Moralismus und in der Konsequenz reaktionär. Ach, würden die Reichen doch nur in Luxus schwelgen – dann hätte man von ihnen nichts zu befürchten. Wer vom Leben mehr erwartet als Sinnlosigkeit, hätte niemanden um seinen banalen Luxus zu beneiden, wohl aber die Macht zu fürchten.
Man hört auch immer wieder die Geschichte von dem Mann, der von drei Milliarden zwei verloren hat und nun ganz unglücklich darüber ist, daß er nur noch eine Milliarde hat. Man kann ihn gar nicht verstehen. Doch wer zwei Milliarden verloren hat, wird die dritte auch nicht mehr lange behalten. Jede größere Verschiebung in der Vermögensstruktur einer Nationalökonomie hat zwangsläufig Verwerfungen zur Folge, die in das Leben jedes Einzelnen verheerender eingreifen als es eine Entscheidung einer noch so dilettantischen Regierung vermöchte, und kann ganze gesellschaftliche Gruppen deklassieren.
Ein anderes Wort für Vermögen lautet: Kapital. Kapital kann nur existieren, indem es sich vermehrt. Kapitalismus kann nur existieren, indem er die Grundlagen seiner Existenz fortwährend vernichtet.
Da verschwenden Sie keine Zeit
Wenn Sie keine Zeit verschwenden wollen, dann lesen Sie doch ein Buch von Sahra Wagenknecht. Oder zwei.
Nämlich:
Sahra Wagenknecht: Kapitalismus, was tun? Schriften zur Krise. Verlag Das Neue Berlin 2013. 400 S. 10 Euro.
Betroffen sind alle, aber nur wenige sehen, was tatsächlich geschieht. Wer die inzwischen von den Medien ausgeblendeten Hintergründe und die absehbaren Konsequenzen verstehen will, tut gut daran, sich die komplizierten Sachverhalte von der ausgewiesenen Wirtschaftsexpertin Sahra Wagenknecht erklären zu lassen. Selten hat jemand die Finanzwelt derart klarsichtig erläutert. Die Autorin schließt mit einer deutlichen Ansage: „Es gab selten ein System, das so wenige Profiteure und so viele Verlierer hatte wie der heutige Kapitalismus. Es gibt keinen Grund, sich mit ihm und in ihm einzurichten.“
Wieso ist ein so dickes Buch so billig?
Es handelt sich um die beiden Titel „Kapitalismus im Koma“ und „Wahnsinn mit Methode“, die jetzt in einem Band zusammengefaßt sind. Also: nicht neu, aber kompakt.
Bestellen Sie dieses Buch in der Buchhandlung Weltbühne, denn die Buchhandlung Weltbühne will & muß überleben. Lassen Sie sich nicht einreden, daß man das genauso gut woanders bestellen kann. Das kann man zwar auch woanders bestellen, aber nicht genauso gut.
P.S.: Das neueste Werk von Sahra Wagenknecht „Freiheit statt Kapitalismus. Über vergessene Ideale, die Eurokrise und unsere Zukunft“ ist derzeit nicht auf Lager, denn die Taschenbuchausgabe (dtv) erscheint im Juni. Wer nicht bis Juni warten will, dem besorgen wir auch noch die Ausgabe aus’m Campus-Verlag.
Rosa-Luxemburg-Stiftung: Veranstaltungen
Von der Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW bekam ich eine Liste von Bildungsveranstaltungen im Monat März. Damit die mir das nicht umsonst mitgeteilt haben, gebe ich die Veranstaltungstermine weiter:
Köln
Am 07.03.2013
Filmreihe „Vom Mauerfall bis zur Nagelbombe: Das Problem heisst Rassismus“
Diesmal: Duvarlar (Can Candan, 2000)
Um 19 Uhr in der Keupstaße, Köln.
http://www.nrw.rosalux.de/event/48081/fimreihe-vom-mauerfall-bis-zur-nagelbombe-das-problem-heisst-rassismus.html
Mönchengladbach
Am 07.03.2013
Der 80. Jahrestag der „Machtergreifung“ und Antifaschismus heute
Vortrag und Diskussion mit Ulla Jelpke, MdB.
Um 19:30 Uhr im Gewerkschaftshaus.
http://www.nrw.rosalux.de/event/47508/der-80-jahrestag-der-machtergreifung-und-antifaschismus-heute.html
Mönchengladbach
Am 08.03.2013
Atomtransporte zwischen Deutschland und Russland: Deutscher Atommüll am Baikalsee.
Vortrag und Diskussion mit der Anti-Atom-Aktivistin Svetlana Slobina
Um 20 Uhr im Treff am Kapellchen,
http://www.nrw.rosalux.de/event/47868/atomtransporte-zwischen-deutschland-und-russland.html
Gronau
Am 09.03.2013*
Die schmutzigen Enden der deutschen Atomwirtschaft: Urananreicherung und Atomtransporte aus Gronau nach Russland.
Beiträge von Svetlana Slobina und Irina Schatrowa aus Angarsk
(Russland), Raschid Alimow (St. Petersburg), Vladimir Slivjak (Moskau).
Um 18 Uhr im Hotel Bergesbuer.
http://www.nrw.rosalux.de/event/47869/die-schmutzigen-enden-der-deutschen-atomwirtschaft.html
Köln
Am 10.03.2013
Zeitzeuginnen des Kampfes für Frieden und Gerechtigkeit
Folter, Verschwindenlassen, Pogrome, politische Morde – Die Situation der Frauen im Kampf um Demokratie und Menschenrechte in der Türkei.
Vortrag und Diskussion mit Isilay Karagöz, Yeter Gültekin, Senge
Kahraman und Rakel Dink.
Um 14:30 Uhr in der Alten Feuerwache,
http://www.nrw.rosalux.de/event/48006/zeitzeuginnen-des-kampfes-fuer-frieden-und-gerechtigkeit.html
Dortmund
Am 14.03.2013
Ratingagenturen – Einblick in die Kapitalmacht der Gegenwart
Vortrag und Diskussion mit Dr. Werner Rügemer.
Um 19 Uhr im Literaturkaffeehaus Taranta-Babu.
http://www.nrw.rosalux.de/event/47507/ratingagenturen-einblick-in-die-kapitalmacht-der-gegenwart.html
Köln
Am 14.03.2013
Filmreihe „Vom Mauerfall bis zur Nagelbombe: Das Problem heisst Rassismus“
Diesmal: Hoyerswerda-Kurzdokus (Julia Oelkers, 1992, 2012)
Um 19 Uhr in der Keupstaße (siehe Flyer im Anhang).
http://www.nrw.rosalux.de/event/48082/fimreihe-vom-mauerfall-bis-zur-nagelbombe-das-problem-heisst-rassismus-1.html
Köln
Am 21.03.2013
Fimreihe „Vom Mauerfall bis zur Nagelbombe: Das Problem heisst Rassismus“
Diesmal: The truth lies in Rostock (Mark Saunders, 1993)
Um 19 Uhr in der Keupstaße (siehe Flyer im Anhang).
http://www.nrw.rosalux.de/event/48083/fimreihe-vom-mauerfall-bis-zur-nagelbombe-das-problem-heisst-rassismus-2.html
Düsseldorf
Am 21.03.2013
Gestern Syrien, heute Mali – und das Völkerrecht …?
Europa, als imperiale Ordnungsmacht mit Prof. em. Dr. Norman Paech, MdB a.D.
Um 19:30 Uhr im ZAKK.
http://www.nrw.rosalux.de/event/47801/gestern-syrien-heute-mali-und-das-voelkerrecht.html
Dortmund
Am 21.03.2013
Der Traum vom feministischen Sozialismus-Utopien von Frauen gestern und heute
Buchvorstellung von Florence Hervé, Vortrag über Renate Wurms (1941 – 2009) von Rita Schnekmann und Monika Niehaus.
Um 19:30 Uhr im Literaturkaffeehaus Taranta-Babu.
http://www.nrw.rosalux.de/event/47843/der-traum-vom-feministischen-sozialismus-utopien-von-frauen-gestern-und-heute.html
Bochum
Am 23.03.2013
Postkoloniale Perspektiven auf Entwicklungspolitik
Vortrag mit Chandra-Milena Danielzik und Daniel Bendix von „glokal.“
Um 18:30 Uhr in der Aula der EFH Bochum.
http://www.nrw.rosalux.de/event/48005/postkoloniale-perspektiven-auf-entwicklungspolitik.html
Köln
Am 28.03.2013
Filmreihe „Vom Mauerfall bis zur Nagelbombe: Das Problem heisst Rassismus“
Diesmal: Revision (Philip Scheffner, 2012)
Um 19 Uhr in der Keupstaße (siehe Flyer im Anhang).
http://www.nrw.rosalux.de/event/48004/fimreihe-vom-mauerfall-bis-zur-nagelbombe-das-problem-heisst-rassismus-3.html
Neu in der Weltbühne: Jutta Ditfurth „Zeit des Zorns“
Ich empfehle:
Jutta Ditfurth: Zeit des Zorns. Warum wir uns vom Kapitalismus befreien müssen
Westend Verlag 2012. 302 S. Klappenbroschur. 16,99 Euro
Der Verlag stellt das Buch vor:
„Eine große Wut durchzieht das Land. Denn wer tritt heute noch für Gerechtigkeit ein? Wer setzt dem außer Rand und Band geratenen Kapitalismus Grenzen? Wer tut etwas gegen Armut und Naturzerstörung? Jutta Ditfurth rechnet ab: mit denen, die das Ideal einer humanen Gesellschaft verraten haben. Vor allem aber: Sie zeigt Wege aus der Resignation und macht den Mutlosen Mut.“
Aus dem Vorwort:
„Unser Ziel ist, dass Menschen ein Leben ohne Ausbeutung, Diskriminierung, Hunger und Krieg führen können. Dafür sind energischere Maßnahmen als Mahnwachen und Kundgebungen nötig. (…) Unser Ziel ist eine Gesellschaft, die auf Solidarität aufbaut und auf sozialer Gerechtigkeit, in der es keine Ausbeutung und keine Herrschaft von Menschen über Menschen mehr gibt, eine Gesellschaft, in der wir basisdemokratisch entscheiden, wie wir leben und arbeiten wollen. Das ist ein tollkühner Plan. Und wir müssen alles selbst machen. Die Mittel, durch die wir dieses Ziel erreichen könnten, werden manche eine soziale Revolution nennen. Einverstanden.“
Von Zeit zu Zeit werden Sie an dieser Stelle über Neueingänge in der Buchhandlung Weltbühne informiert – nicht immer das Neueste, aber immer empfehlenswert.
Wenn Sie bestellen wollen, dann hier. Erinnern Sie sich stets an den Slogan:
„Liebe LEUTE bestellt BÜCHER in DER buchhandlung WELTBÜHNE und SONST nirgends.“
Weltbühne muß bleiben.
Weltbühne muß bleiben
Das war im Juni hier zu lesen:
Am 15. Juni 1987 wurde die Eröffnung der Buchhandlung Weltbühne gefeiert […]. 25 Jahre Buchhandlung Weltbühne!
Ein Jubiläum, das nun allerdings nicht mit ungetrübter Freude gefeiert werden kann. Fortsetzung folgt.
Hier ist die Fortsetzung:
Die Feierlichkeiten fanden in kleinem Kreis und ohne viel Trara statt. Denn erstens: Die lange Vorgeschichte sollte nicht abgekoppelt werden. Den 25 Jahren Weltbühne gingen 13 Jahre Buchladen im Eschhaus voraus. Eigentlich war es das Jubiläum eines Umzugs, und mit der Eröffnung des Eschhaus-Buchladens 1974 begann die Geschichte ja auch nicht erst. Der wirkliche Anfang war 1968.
Und zweitens: Just in jenen Junitagen stand die Buchhandlung am Abgrund – infolge äußerer Entwicklungen.
In der Buchhandelsbranche, vor allem in Zwischenbuchhandel vollziehen sich Konzentrationsprozesse, die die kleinen und unabhängigen Buchhandlungen an den Rand drängen. Eine Schlüsselrolle spielen die Barsortimente, die die Buchhandlungen in die Lage versetzen, lieferbare Titel im Kundenauftrag gebündelt und schnell zu besorgen. Ohne Anschluß an ein Barsortiment ist eine Buchhandlung vom Beschaffungsgeschäft praktisch abgeschnitten, dabei macht dieser Geschäftsbereich über 80 Prozent des Umsatzes aus.
Das Barsortiment Könemann, bisher spezialisiert auf die Versorgung kleiner Läden, wurde vom Branchenriesen Libri geschluckt, und der ist nicht bereit, die kleinen Klitschen zu beliefern.
Die Barsortimente wollen (oder müssen) ihren Marktanteil vergrößern und üben Druck auf die Buchhandlungen aus, ihr Auftragsvolumen zu steigern. Die Verlagsauslieferungen kontern mit günstigeren Rabatten, die die kleinen Läden aber kaum nutzen können, weil sie bei den Barsortimenten das vereinbarte Auftragsvolumen erfüllen müssen. Die Verlage wiederum stöhnen unter dem Druck der Barsortimente, weil auf diesem Vertriebsweg die Gewinnspanne für sie besonders niedrig ist.
„Strategiepapiere“ zirkulieren, in denen moniert wird, daß bei den Barsortimenten viel zu viele Männekes und Fräukes beschäftigt sind, die an Packtischen viele kleine Päckchen packen für viele kleine Buchhandlungen, wo es doch viel rentabler wäre, nur noch im Sammelverkehr Großkunden zu beliefern..
Da sind keine nüchternen Kaufleute am Werk, sondern durchgedrehte Manager („Unternehmensberater“), denen als eigentliches Unternehmensziel der Stellenabbau vorschwebt. Vom Fach haben die „Unternehmensberater“ dieser Tage keine Ahnung, und sie wissen auch gar nicht, was ein Buch ist. Mit dem modernen Manager ist die Irrationalität ins Wirtschaftsleben eingedrungen.
Die Lage für die Buchhandlung Weltbühne ist für eine Gnadenfrist entschärft, weil sie von einem der drei noch verbliebenen Barsortimente (dem kleinsten) akzeptiert wurde. Aber nach diesem streckt schon der andere Branchenriese die gierige Fusionshand aus. Und wie das vereinbarte jährliche Auftragsvolumen jemals erreicht werden soll, das weiß der liebe Himmel. EINE VERDOPPELUNG DES AUFTRAGSVOLUMENS IM BESCHAFFUNGSGESCHÄFT IST EINERSEITS KAUM ZU SCHAFFEN UND WÜRDE ANDERERSEITS NOCH NICHT EINMAL REICHEN.
Das ist noch nicht das ganze Ausmaß der Kalamität. 25 Jahre Buchhandlung Weltbühne bedeutet zugleich: 25 Jahre Boykott durch die aktive und organisierte Linke.
Aber das ist ein Kapitel für sich. SPÄTER DAZU MEHR.
Heute geht dieser Appell an alle, deren Herz links schlägt und die sich an informelle Boykottbeschlüsse, ungeschriebene Unvereinbarkeitsgesetze und unbewußte Ausgrenzungsgewohnheiten nicht gebunden fühlen: Es ist keine Zeit zu verlieren. Das Prinzip der Solidarität muß auch in linken Kreisen wieder eingeführt werden.
Sie können und sollten das vielfältige Leistungsangebot der Buchhandlung Weltbühne nutzen: Jedes lieferbare Buch wird besorgt, der Versanddienst liefert an jeden Ort in jedem Land. Wir leben nicht mehr im Postkutschenzeitalter. Man muß nicht vorsprechen und anreisen, um ein Buch zu bestellen und abzuholen. Man kann auch per Telefon oder E-mail bestellen und sich das Bestellte mit der Post schicken lassen.
Auch wir haben Internet und E-mail, sogar Telefon. Und die Post befördert sogar Päckchen, Pakete, Bücher- und Warensendungen, die von uns abgeschickt werden.
Wir forschen für Sie nach „entlegenen“ und vergriffenen Büchern.
Eines unserer Prinzipien: In der Buchhandlung Weltbühne wird nicht verramscht und remittiert. Bücher, die nicht verkauft wurden, bleiben im Angebot, auch wenn dadurch investiertes Kapital jahrelang gebunden bleibt. Wir haben die Bücher, die anderswo längst vergriffen sind.
Wir haben nicht nur Bücher. Schaut auf die Weltbühne-Homepage. Werde Stammgast im Weblog Amore e Rabbia.
ALLE AUFTRÄGE AN UNS! Mit Bestellungen für Ausbildung, Studium, Schule, Beruf, Weiterbildung wird die Leitungsfähigkeit der einzigen linken Buchhandlung der Region gesichert.
Aber es geht längst nicht nur um die Leistungsfähigkeit. In diesen Tagen und Wochen geht es um Sein oder Nichtsein.
Noch ein Hinweis: Wer bei Amazon etwas bestellen will, was sich außerhalb unseres Leistungsangebots befindet (Armbanduhr, Motorradersatzteile, Badematten, Küchengeräte, Bassverstärker etc. pp.), sollte über den Amazon-Button auf der Weltbühne-Homepage oder über den Link unten auf dieser Seite dorthin gehen. Amazon zahlt dann an uns eine Provision, was sich als sehr wirksame Hilfe erwiesen hat.
Spenden sind in dieser Situation willkommen und wohl auch unverzichtbar.
Spendenkonto: SSB e.V. Kto.-Nr. 403956432 Postbank Essen BLZ 360 100 43
LIEBE leute BESTELLT bücher IN der BUCHHANDLUNG weltbühne UND sonst NIRGENDS.
Weltbühne muß bleiben.
Empfehlung aus der Weltbühne: Alles Pop?
Ich empfehle:
Marvin Chlada / Gerd Dembowski / Deniz Ünlü: Alles Pop? Kapitalismus und Subversion. Alibri Verlag 2003. 356 S. (NB1222) 19 Euro
Wie funktioniert Pop in der Warengesellschaft? Mit ihrer zentralen These, daß Pop ähnlich wie der kapitalistische Markt Subversion integriert, stellen die Autoren die Auffassung in Frage, daß innerhalb des Massenkonsums so etwas wie Widerstandspotential aufrechterhalten werden kann. Anhand von Interviews mit bekannten Musik- und Literaturgrößen wie Jim Avignon, Schorsch Kamerun (Goldene Zitronen), Tomas D oder F.M. Einheit (ehem. Einstürzende Neubauten), die über ihre Stellung (oder Nische) im Pop-Markt, über den eigenen Anspruch und entgegenstehende Zwänge Auskunft geben, können die theoretischen Aussagen an der Pop-Realität gewissermaßen abgeglichen werden.
Mit Beiträgen von Marvin Chlada, Gerd Dembowski, Deniz Ünlü, Simon Güntner und Romuald Leonhardt, Wiglaf Droste, Thomas D, Ira Cohen, Ralf Bentz, Klaus Walter und Marcus S. Kleiner.
„Gut, daß wir darüber geredet haben, noch besser, daß es trotz allem noch Künstler zu geben scheint, die überhaupt über Politik nachdenken.“ (Susann Sax in Scheinschlag, September 2003)
„Eine politische Linie verfolgen die Herausgeber nicht wirklich. Schlaglichtartig lassen sie unterschiedliche Autorinnen zu unterschiedlichsten Kulturfeldem Gedanken entwickeln. Das hat den Vorteil, daß die Aufsätze auch für sich allein zur Kenntnis genommen werden können, daß vielfaltige Betrachtungsweisen geboten werden. Allerdings bekommt das ganze damit auch eine ziemliche Beliebigkeit. Aber wenn einem die Sonne ohnehin das Hirn wegbrennt, ist das vielleicht auch nicht schlimm. Alles Pop?“ (Analyse und Kritik, August 2003)
Von Zeit zu Zeit werden Sie an dieser Stelle über Standardtitel in der Buchhandlung Weltbühne informiert – nicht immer das Neueste, aber immer empfehlenswert.
Wenn Sie bestellen wollen, dann hier. Erinnern Sie sich stets an den Slogan:
„LIEBE leute BESTELLT bücher IN der BUCHHANDLUNG weltbühne UND sonst NIRGENDS.“
Weltbühne muß bleiben.
Einer macht Panik
Vorgestern die Knall-Überschrift der Bildzeitung: Die Betriebsrenten sind in Gefahr!
Am selben Tag in der WAZ, auf der Wirtschaftsseite rechts unten: „Betriebsrenten leiden unter Zinsverfall“. „Die 17 Millionen Betriebsrenten der deutschen Beschäftigten sind … durch die niedrigen Zinsen bedroht“, und zwar „nach Aussage des Finanzwissenschaftlers Bernd Raffelhüschen“.
Was ist der Mann? „Finanzwissenschaftler“?
„Versicherungsvertreter“ würde eher passen. Er sitzt im Aufsichtsrat der ERGO-Versicherungsgruppe und ist für die Victoria Versicherung AG als „Berater“ tätig. Von diesen Posten aus plädiert er für eine „Ergänzung“ des umlagefinanzierten Rentensystems durch eine kapitalbasierte Rente. Im Klartext: Renten kürzen und den Leuten eine Lebensversicherung aufschwatzen. Natüüürlich liegen ihm dabei nuuur die „Rechte zukünftiger Generationen“ im Auge, für die es eine Stiftung gibt, in deren Beirat er Mitglied ist.
Mitglied ist er auch in der dubiosen „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“, eine neoliberale Zusammenkunft erfinderischer Zwerge, deren Mitgliederliste voller Belege dafür ist, daß die Elite der ach so nüchternen und präzisen Volkswirtschaftslehre wohl eher ein Tummelplatz ideologisch verblendeter Quacksalber ist, vergleichbar mit Astrologie und Wünschelrutengängerei. Dort hält man es nicht aus, daß die Arbeitgeber über den Nettolohn hinaus auch noch Beiträge in die Rentenkasse zahlen müssen. Die Herren würden es lieber sehen, wenn die Altersvorsorge vom Nettolohn in die Versicherungen eingezahlt werden, wo die Rücklagen als Reservoir für den Kapitalbedarf preisgünstig zur Verfügung stehen.
So ist es dem Lobbyisten auch ein Dorn im Auge, „daß ein neues Regelwerk der EU Pensionskassen zu noch mehr Investitionen in wenig verzinste Staatsanleihen zwingen soll“.
Raffelhüschen moniert weiter: „Für Firmen, die ihren Beschäftigten in der Vergangenheit eine hohe feste Verzinsung von Betriebsrenten zugesagt haben, kann die Pensionskasse nun zum Verlustgeschäft werden.“
Klar doch: Arbeitnehmern macht man am besten gar keine Zusagen! Und wer ein Arbeitsleben lang für seinen Arbeitgeber geschuftet hat, der hat ihn am Ende in die Pleite getrieben!
Oder kürzer gesagt: Arbeitnehmer sind für den Arbeitgeber nur eine Last!
Daß die von Raffelhüschen protegierten Lebensversicherungen in Zeiten niedriger Zinsen den Versicherten auch nicht viel zu bieten haben, hat er nicht gesagt. Das sage ich jetzt.
Frau Fischer hat in der WAZ einen Kommentar zusammenphilosophiert
„Die Generation 30+ … Jobs gibt es nicht, Rente kaum. Die Beiträge steigen, die Erträge sinken, nicht einmal Riestern wird noch reichen. Gearbeitet wird mehr, verdient weniger. Und was reinkommt, fließt in Versicherungen, die wohl nie leisten werden, was sie nun noch versprechen. In einem Alter, in dem sie angekommen sein wollten, hangeln sich Zigtausende von Praktikum zu Befristung, und wenn sie in ihre Träume investieren wollen, zeigt ihnen der Finanzberater ihre Rentenlücken. Die Generation hat Ausbildung, Auslandserfahrung und trotzdem Angst… Der Staat führt das Rundum-Sorglos-Paket nicht mehr…“
Ein Kommentar, der (wie sagt man?) „schonungslos offenlegt“ – ja, was legt er offen? Das, woran man sich mittlerweile gewöhnt zu haben hat.
Es wäre ja schon ein kleiner Erkenntnisgewinn, wenn Journalisten aufhören könnten, dauernd alberne Bezeichnungen für „Generationen“ zu erfinden, wenn es in Wahrheit um Gesellschaft geht, und wenn sie damit aufhören könnten, selbstverliebt schnittige Formulierungen zu erfinden. Das „Rundum-Sorglos-Paket“ ist ein schicker Spruch und zugleich eine Diffamierungs-Floskel für den Sozialstaat, den es hier wohl mal in Ansätzen gegeben haben soll und der nun perdu ist. Der Staat verweigert die sozialstaatlichen Leistungen, und zwar nicht etwa deshalb, weil er diese Leistungen nicht mehr erbringen kann, sondern weil er sie nicht mehr erbringen will. Er könnte schon, wenn er wollte. Aber er will nicht. Und auch das hat sich verändert in den letzten 16 Jahren: Die, die in dieser Gesellschaft die Entscheidungen treffen, halten es nicht mehr für nötig, das System, in dem wir leben, als die beste aller Welten anpreisen zu lassen. Sollen die Leute doch maulen!
Ja, in Ansätzen hat es den hier wohl mal gegeben, den Sozialstaat. Hier konnte man zwar krank werden oder einen Unfall erleiden. Hier konnte man zwar infolge von Invalidität oder wegen fortgeschrittenen Alters seine Arbeitskraft einbüßen. Hier konnte man zwar (anders als in der DDR) arbeitslos werden. Aber in einem gewissen Maße sollte sich die Gesellschaft für die Sicherung gegen die Lebensrisiken zuständig fühlen, was heute als „Rundum-Sorglos-Paket“ bemäkelt wird.
Das Gegroll der Frau Annika Fischer ist der Katzenjammer, der sich immer einstellt, wenn man billigen Sekt getrunken hat. Am 3. Oktober 1990 knallten die Korken, weil man glaubte, fröhlich sein zu müssen, als die alte Tante DDR sich verabschiedete (Annika Fischer hat damals bestimmt mitgeprostet). Nur hat man übersehen, daß damals eben nicht nur die DDR zu Ende ging. Auch die gute alte Bonner Republik ging damals mit zugrunde. Die Bundesrepublik Deutschland, die wir mal kannten, konnte den Fall der Mauer ebenso wenig überleben wie die DDR – sie hat ihn nicht überlebt.
Den Katzenjammer der Leute, die sich mal für die Sieger hielten, will ich nicht hören.
aus DER METZGER 76 (2006)
Die WAZ-Leser schreiben Leserbriefe an die WAZ
„Der Streik im öffentlichen Dienst ist unverschämt. Während in der privaten Wirtschaft Tausende Menschen um ihre Jobs bangen, tiefgreifende Gehaltseinbußen hinnehmen müssen und mit erhöhtem Leistungsdruck ihre Arbeit verrichten, leben die Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes immer noch auf der Insel der Glückseligen. Dieser Streik ist ein Schlag ins Gesicht für alle Beschäftigten in der privaten Wirtschaft“, meint Thomas Doof aus Essen (Name geändert), der zwar nicht durchblickt, aber den Phrasen-Jargon des Christiansen-Palavers aufsagen kann („Insel der Glückseligen“, „Schlag ins Gesicht“). Und Schweinchen Schlau aus Bottrop meint: „Daß Verdi wegen 18 Minuten Mehrarbeit am Tag ohne Lohnausgleich, in dieser Zeit, gleich streikt, finde ich übertrieben, sinnlos. Die Bevölkerung leidet darunter am meisten. Man sollte verhandeln, daß wenn die 40-Stunden-Woche kommt, es fünf Jahre keine Entlassungen mehr gibt.“
Von dem Vorschlag, als Gegenleistung für längere Arbeitszeit fünf Jahre lang auf Entlassungen zu verzichten, werden die Arbeitgeber so angetan sein, daß sie dem ohne Arbeitskampf glatt zustimmen, nachgiebig und einsichtig, wie sie nun mal sind. Fragt sich nur, warum die Arbeitgeber gerade auf das verzichten sollen, was sie mit der Arbeitszeitverlängerung doch erreichen wollen, nämlich die Vernichtung von Arbeitsplätzen. „Stelleneinsparungen“ sind das erklärte Ziel der Arbeitgeber im öffentlichen Dienst. Die erreicht man allerdings nicht bloß durch Entlassungen, sondern viel eleganter durch Nicht-Neubesetzung. Darunter leidet die Bevölkerung letztlich mehr als unter den zeitweiligen Auswirkungen eines Streiks.
Und dem Thomas Doof aus Essen (Name passend) müßte mal erklärt werden, daß die „Insel der Glückseligen“, der öffentliche Dienst nämlich, in den letzten 15 Jahren der Wirtschaftsbereich mit dem größten Verlust von Arbeitsplätzen war. Die Arbeitgeber des öffentlichen Dienstes spielen für die Arbeitgeber der „privaten Wirtschaft“ die Vorreiterrolle bei der Arbeitsplatzvernichtung.
aus: DER METZGER 76 (2006)
Einer meinte, die unbedingt notwendigen Reformen wären jetzt unbedingt notwendig
Der Kündigungsschutz müßte abgeschafft werden, weil nur so neue Arbeitsplätze entstehen. Die Arbeitszeiten müßten verlängert werden, weil nur so neue Arbeitsplätze entstehen. Sozial sei, was Arbeit schafft, Subventionen müßten weg, es müßte noch viel mehr „privatisiert“ und „dereguliert“ werden, und die Löhne müßten gesenkt werden, damit die Gewinne steigen, aus denen dann Investitionen gemacht werden, aus denen neue Arbeitsplätze entstehen.
Das ist ja nun wirklich nicht originell. Seltsam ist aber: Das sagte kein Politiker, kein Publizist und kein Arbeitgeberfunktionär, sondern das sagte ein ganz gewöhnlicher Zeitgenosse in einem Internetforum.
Solche Leute gibt es anscheinend tatsächlich. Eine seltsame Spezies! Die glauben an die „soziale Marktwirtschaft“ wie man an der Weihnachtsmann glaubt. Nur eins hat diese Randgruppe nicht begriffen: Daß derlei Propaganda nicht in ihren Zuständigkeitsbereich gehört. In der Kirche predigt der Pastor. Es ist unpassend, das, was der Pastor von der Kanzel predigt, dem Nebenmann ins Ohr zu sagen.
Die Politiker, Publizisten und Arbeitgeberfunktionäre predigen den Leuten, daß die unbedingt notwendigen Reformen jetzt unbedingt notwendig sind undsoweiter. Dabei glauben die selber nicht an das, was sie predigen. Die wissen, daß das nicht stimmt, daß auf diese Weise keine neuen Arbeitsplätze entstehen und entstehen sollen. Und die Leute, denen das gepredigt wird, glauben denen das auch nicht. Die wählen Kohl oder Schröder oder Merkel und sind fest davon überzeugt, daß sie von denen nur beschissen werden. Und sie wählen sie trotzdem. Und die Politiker, Publizisten und Arbeitgeberfunktionäre wissen, daß die, denen sie predigen, ihnen längst nicht mehr glauben. Aber das macht nichts. Es funktioniert trotzdem.
Und da geht einer daher, und wiederholt das, was ihm gepredigt worden ist. Die Politiker, Publizisten und Arbeitgeberfunktionäre finden das bestimmt nicht gut. Sie sagen: „Was soll das denn? Hält der jetzt unsere Reden?“
aus DER METZGER 76 (2006)