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– für Ihren reichen Erbonkel (CDU), dem Sie einen GRUND dafür geben wollen, daß er Sie enterbt,
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– für Personen die der deutschen Sprache beziehungsweise des Lesens unkundig sind – damit es mehr Leute gibt, die mehr auf die Bilder achten.

Die Deutsche Post AG (privatisiert) hat uns einen Streich gespielt und den Tarif für den Versand eines Heftes (Inland) von 1 Euro auf 1,20 Euro raufgesetzt, was bei vier bis sechs Ausgaben im Jahr zusätzliche Kosten von über 200 Euro bedeutet, ohne daß wir mehr Leistung erhalten.
Das letzte Heft im Jubiläums-Jahrgang 2018 hatte 36 Seiten. Sowas wollen wir uns weiterhin leisten können. Wir wollen weder den Erscheiungsturnus verlangsamen noch am Heftumfang sparen.

Wie seit 50 Jahren hier üblich wierd nicht mit Werbeprämien und dergl. gelockt. Hier wird nicht an Raff-Instinkte und Schnäppchen-Mentalität appelliert, sondern an das Interesse.

Passen Sie auf:
Wenn Sie jetzt reagieren und das Geld auf dem Konto ist, dann wird der/die Beschenkte das erste Heft des Abonnements schon – Achtung, Jutta, aufgepaßt! – schon am HEILIGEN ABEND erhalten haben.

Die Technik:
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Abonnement Ausland für immer: 85 €
Förder-Abonnement Ausland 10 Ausgaben: 75 €
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Dieses Angebot ist nicht termingebunden. Das können Sie auch noch zu Ostern, zum Vattertag oder unabhängig von jedem Anlaß verschenken.

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Über allen meinen an die Öffentlichkeit gerichteten Tätigkeiten steht das Motto:
GEGEN ALLES, WAS LANGWEILIG, SPIESSIG und PRÜDE IST.
Darum ist DER METZGER auch eine Wohltat für alle, deren Herz links schlägt, denen die Linken aber zu spießig und vor allem zu prüde sind.

Pornpositiv

„Da hilft
nur noch eine
pornographische
Offensive.“
Magda Gorny

Neu, besser gesagt: Schon längt in der Weltbühne:
FemPornBookThe Feminist Porn Book. Strategien der Lusterzeugung, Band 1. Verlag Louisoder. 280 S. 14,95 Euro
Der Verlag über das Buch:
„The Feminist Porn Book“ vereint zum ersten Mal Schriften von FeministInnen aus der Erotikbranche und Forschung feministischer Pornowissenschaftler. Das Buch geht nicht nur der Frage nach, wie FeministInnen Pornographie verstehen, sondern auch wie FeministInnen Pornographie „machen“ – also in einer der lukrativsten Industriezweige der Welt Regie führen oder als Darsteller, Produzenten und Konsumenten agieren. „The Feminist Porn Book“ aktualisiert die Debatten der Pornokriege in den 1980er-Jahren, welche die Frauenbewegung tief gespalten haben, und stellt die Pornografie als eine Form des Ausdrucks und der Berufstätigkeit dar, in der auch Frauen und andere Minderheiten Macht und Lust produzieren.

Ich dachte: Den zweiten Band gibt es doch auch schon, dann muß ich auch den hier anpreisen! Und dann merkte ich, daß ich den ersten Band hier auch noch nicht erwähnt hatte.
Also:

The Feminist Porn Book. Die Kunst, Lust zu vermitteln, Band 2. Verlag Louisoder 2014. 230 S. 14,95 Euro
„The Feminist Porn Book“ versammelt Produzentinnen, Darstellerinnen, Sex-Aktivistinnen und Kritikerinnen, die sich als Autorinnen zum Thema äußern. Die Autorinnen agieren oder agierten vor der Kamera, hinter der Kamera oder beides. Sie plädieren für eine „echte“ Darstellung von Lust in erotischen Filmen und das Recht sexueller Entfaltung, ganz gleich welcher Ausrichtung in Bezug auf Geschlecht, Alter, Hautfarbe oder Vorlieben. Sie werfen einen kritischen Blick auf die extrem vielseitige Unterhaltungsbranche für Erwachsene, bereichern sie um die Bilder, die sie selbst sehen wollen, und verändern sie dadurch nachhaltig.
Das Buch erschien gleichnamig 2013 bei „The Feminist Press“ in den USA und sorgte dort für rege öffentliche Diskussionen. Das Vorwort zur deutschen Ausgabe in Band 1 steuerte Laura Méritt bei, die mit ihrer PorYes-Bewegung seit vielen Jahren das Thema behandelt und sich öffentlich für das Recht auf Pornografie und erfüllte Sexualität von Frauen stark macht.

PorYes! Vorlieben! Recht auf Pornografie! Das Wagnis, erotische Erfahrung und Sehnsucht zum Gegenstand gestalterischer Phantasie zu machen – und das alles in einem Atemzug mit „Feminist“! Das klingt so schräg, so ungeheuerlich, wenn man das bürgerliche Heldenleben der letzten Jahrzehnte beobachtet hat.
Wie oft schon hat man angesichts des Moral-Kartells des bürgerlich-proletarisch-feministisch-patriarchal-progressivkonservativen, alternativen Mainstreams einsehen müssen: da helfen keine Argumente, da trügt die Hoffnung auf Einsicht, da helfen auch keine Pillen und keine Essigsaure Tonerde. Da hilft nur ein Rotes Tuch. Da hilft nur der erotische Ungehorsam!
FeministPorno! Der Widerspruch in sich als Deus ex Machina!
So wie die Spaßguerilla nur eine unvollkommene Vorform der Quatschguerilla ist, so ist der sexpositive Feminismus nur ein Vorstadium des pornopositiven Feminismus.

Bestellen Sie diese beiden Bücher (oder eines davon) in der sex-positiven Buchhandlung Weltbühne. Weltbühne muß bleiben.

Da ich weniger als Konsument, sondern vielmehr als Produzent von Pornographie Befriedigung finde, weise ich auch noch auf folgendes hin:

Ist Der Metzger ein Pornoblatt?

Das ethische Motiv des Grames (Dritter Teil)

„Kunstwerke sind asketisch und schamlos, Kulturindustrie ist pornographisch und prüde.“
Horkheimer, Adorno

Der Buchhandlung Weltbühne liegt die Liste nun doch vor. Geht man sie durch, lernt man das Staunen. Erstaunlich ist, was alles darauf steht und was alles nicht darauf steht. Irgendeine Systematik, wonach man herleiten könnte, was indiziert sein könnte und was nicht, ist nur in unscharfen Umrissen zu erkennen. Das mag vielleicht daran liegen, daß die Indizierungen zu verschiedenen Zeiten und unter verschiedenen Zeit-Geistern erfolgten.
Die Liste der jugendgefährdenden Schriften ist weißgott keine Ehrenliste freigeistiger Literatur. Eher ähnelt sie einem großen Mistkübel, in den man auch ein paar Perlen hineingeworfen hat.
Nazi-Klamotten bilden einen nicht unerheblichen Anteil. Es ist nicht zu bedauern, daß die oft gescholtene Bundesprüfstelle auf ihrem Tätigkeitsfeld tut, was Gerichte und Gesetzgeber versäumen, nämlich den Nazis mit administrativen Maßnahmen in die Parade zu fahren. Einen weiteren Anteil bilden Zeugnisse regressiver Entsublimierung, die den „guten Geschmack“ nicht etwa kritisch-provokativ konterkarieren, sondern ambitionslos auf Ekelhaftigkeit spekulieren.
Inmitten des Ganzen findet man Kuriosa, Erotica, erotische Kuriositäten und kuriose Erotik und nicht wenig höchst anspruchsvolle Werke von hohem künstlerischem und literarischem Wert, solche, die man Jugendlichen nicht vorenthalten muß, und solche, die man Jugendlichen nicht vorenthalten sollte.
Auf dem Index jugendgefährdender Schriften (Stand: November 2007) stehen Autorinnen und Autoren, Künstlerinnen und Künstler wie Marqis d‘Argens, Lonnie Barbach, Regine Deforges, Joy Laurey, Milo Manara, Anne-Marie Villefranche, Jane Way, auch Felix Rexhausen und ein so seriöser Sachbuchautor wie Joachim S. Hohmann. Bücher aus dem März-Verlag und von Rowohlt stehen auf der Liste, auch solche Klassiker wie John Willies „Gwendoline“ – und fast das gesamte Lebenswerk von Guido Crepax.
Einige der noch im November 2007 rechtsverbindlich als „obszön“ klassifizierte Autorinnen und Autoren verdienen es, mit ihren Vorgängern genannt zu werden: Flaubert, Baudelaire, Arthur Schnitzler, Wedekind, Henry Miller, D.H. Lawrence, Oscar Wilde.
Wieso Laterna Magica von Guido Crepax, ein Meisterwerk, Kinder und Jugendliche einem verrohenden und gewaltverherrlichenden Einfluß aussetzt, sie über die Grenzen des Selbstbestimmungsrechts täuscht und sie darin beeinträchtigt, sich gegen ungenehme Übergriffe zu wehren, und inwieweit dieses Werk überhaupt Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung beeinträchtigt, ist ein Geheimnis der Bundesprüfstelle, das die Rechtsanwältin weder aufklären kann noch will, weil Klein- und Kleinst-Unternehmer in den Ruin zu treiben ein hohes sittliches Anliegen ist.
Man mag sich auf den Standpunkt stellen, daß „die Jugend“ vor dem „Obszönen“ geschützt werden muß – und man wird feststellen und zugeben müssen, daß dies ein Ding der Unmöglichkeit ist. „Obszön ist, wer oder was irgendwo irgendwann irgendwen aus irgendwelchem Grund zur Entrüstung getrieben hat. Nur im Ereignis der Entrüstung ist das Obszöne mehr als ein Gespenst“, schreibt Ludwig Marcuse. Der jahrhundertelange Abwehrkampf gegen die Obszönität hat keine Definition hervorgebracht, wohl aber immer wieder Heerscharen mit Flammenschwertern ausgerüstet. „Und weil dies Obszöne“, so Ludwig Marcuse weiter, „eine Gleichung mit mindestens sechs Unbekannten ist, seufzen die Juristen noch heute, daß es keine Definition gibt, mit der man Gesetze machen kann – und machen sie dennoch… Die stärksten jener Abwertungen sind die Erstaunlichsten: ,tierisch‘, ,schweinisch‘. Übernehmen sich Tiere sexuell? Haben Schweine das große Reich sexueller Vergröberungen und Verfeinerungen … entdeckt? Wie man auch die Früchte menschlicher Phantasie und phantasievoller Praxis einschätzen mag, die Tiere im allgemeinen und die Schweine im besonderen pflegen nicht ihre Einbildungskraft in den Dienst von Steigerung und Differenzierung der Lüste zu stellen; das ist ein Privileg der menschlichen Kultur.“
Was die Rechtsanwältin aus Overath bewogen haben mag, sich auf Titel zu verlegen, deren Indizierung in Kürze abläuft oder zwischenzeitlich schon abgelaufen ist, kann nur vermutet werden. Der Effekt dieser anscheinend durch Geldgier motivierten Kampagne gegen die Antiquariate ist unversehens, daß der behördlich sanktionierte gesellschaftliche Umgang mit dem Sexuellen Komplex in den Blick gerät. Es geht um Werke, deren Indizierung vor 25 Jahren schon ein Anachronismus war, so als wollte die Behörde eine Auffassung von Sexualität perpetuieren, die durch die kulturrevolutionären Entwicklungen der 60er und 70er Jahre („sexuelle Revolution“) konterkariert worden war. In Mißkredit geraten war eine Auffassung von Sexualität, wonach diese der menschlichen Kultur entgegenstehe, eigentlich ein animalischer Fremdkörper sei. Der „Schutz der Jugend“ fand Gestalt in der Wahnvorstellung, daß es eine in der Kindheit beginnende sexuelle Entwicklung gar nicht gibt und daß man von solchem Wirken der menschlichen Natur ablenken könnte und müßte. In der Phantasie, die sich in den Dienst der Lust stellt, ihrer Differenzierung und Steigerung – kurzum in der Ästhetisierung des sexuellen Antriebs wurde eine Gefahr gesehen. Die Verbannung der Sexualität aus der Kunst führt zur Verbannung der Ästhetik aus der Sexualität, zu ihrer Enterotisierung.

Nein, das ist nicht Schwester Irene Graves.

Nein, das ist nicht Schwester Irene Graves.

Eine Sexualmoral, die die Steigerung und Differenzierung der Lust fürchtet und zu verbannen versucht, ist nicht das Gegenstück, sondern die andere Seite einer entsublimierten, zotigen, primitiv-gewaltförmigen Sexualität, die nicht mehr Quelle der Lust und des Glückes ist, sondern Instrument zerstörerischer Macht. Prüderie ist nicht die Abwehr gegen gewaltförmige Sexualität, sondern sie bedingt sie. Die Verbannung der Erotik aus der Öffentlichkeit ist von reaktionären Antrieben, Untertanengeist, Muckertum, Spießigkeit, Heuchelei und Bigotterie nicht loszulösen und kann in justizförmige Erpressung ausarten. Will man Anregungen finden, um jungen Menschen ein Rüstzeug in die Hand zu geben, das ihnen hilft, eine Sexualität zu entwickeln und zu gestalten, in der sie sich verwirklichen und über sich selbst bestimmen können, der sollte sich bei den Büchern umsehen, die mal als jugendgefährdend galten oder immer noch gelten.
Die Rechtsanwältin Christine Ehrhardt aus Overath bei Köln hat, als ihr die geforderte Unterlassungserklärung verweigert wurde, ihre Klageandrohung kleinlaut zurückgezogen, so auch bei den anderen Antiquariaten, die sich wehrten. Da aus dem Fall Jugendgefährdung der Fall Ehrhardt geworden war, wurde sie ihren Job als Geschäftsführerin ihres FDP-Kreisverbandes los.
(Nachtrag folgt).

Der in drei Folgen dokumentierte Text aus DER MEZGER 81 wurde von Lina Ganowski mitverfaßt.
Die Buchhandlung Weltbühne kann zur Abwehr juristischer Angriffe unterstützt werden durch Aufträge und durch Spenden.
Spendenkonto: SSB e.V. Kto.-Nr. 403956432 Postbank Essen BLZ 360 100 43. Kennwort: Weltbühne

WELTBÜHNE MUSS BLEIBEN.

Die Fädenzieher

Wer hat eigentlich das Attentat auf die New Yorker Hochhäuser am 11. September 2001 verübt? Darüber gibt es Bekanntmachungen. Diese aber werden hier und da angezweifelt. Es gibt Leute, die argwöhnen, der US-Geheimdienst CIA könnte es gewesen sein beziehungsweise „dahinterstecken“. Manche halten das für sehr wahrscheinlich, manche halten es sogar für ausgemacht: Der CIA war‘s, anders kann es gar nicht gewesen sein. Die Leute, die sowas meinen, werden als „Verschwörungstheoretiker“ bezeichnet, obwohl ihre Betrachtungen eher an Wünschelrutengängerei als an Theorie erinnern.
Das Attentat von New York gehört – ähnlich wie der Mord an Kennedy – zu jenen Ereignissen, bei denen „viele Fragen offenbleiben“. Nicht alles, was man weiß, will man wissen. Nicht alles, was der Regierung bekannt ist, gibt sie bekannt. Nicht alles, was sie bekanntgibt, ist wahr. Man ist kaum geneigt, das, was der Präsident Bush gesagt hat, für sehr viel seriöser zu halten als das, was dem Publikum an Verschwörungen aufgetischt wird.
Zu den Auftischern gehört zum Beispiel ein Journalist namens Wisnewski. Er ist kein Neuling. Ihm hat schon einmal geschwant, daß der RAF-Terrorismus von den Herrschenden trefflich ausgenutzt wurde, etwa nach der Devise: Wenn es den Terrorismus der RAF nicht gäbe, müßte man ihn erfinden. Daraus schloß er messerscharf: Der Terrorismus der RAF ist erfunden worden. Dann hat er ein Buch geschrieben, daß die ganze RAF eine Inszenierung der Geheimdienste war.
Nicht weniger verrückt aber ist das Lamento über die diversen Verschwörungs-Verkäufer. Ach, warum sollen die Kaffeesatzleser nicht das Publikum mit zusammenphantasierten Räuberpistolen in Atem halten! Das ist zwar bekloppt, aber auch nicht bekloppter als die Yellow-Press, deren unendliche Geschichte vom Schwesternzwist im Hause Grimaldi das Weltbild eines wahlberechtigen Millionenpublikums vernebelt.
Die Lamentierer sehen das anders: „Könnte das daran liegen, daß der Haß auf die Amerikaner zur Zeit im Trend liegt?“ fragte Ivo Bozic in Jungle World, und Henryk M. Broder antwortete: „Ich glaube, daß der Antiamerikanismus teilweise an die Stelle des Antisemitismus getreten ist, als Bindemittel nationaler Emotionen.“ Na? Wittert man da nicht die Verschwörung, die von den Vietnam-Protestierern der 60er Jahre bis zu den Hakenkreuzschmierern reicht? – Broder weiter in diesem Sinne: „Radikale Linke wie Rechte leben davon, daß sie…“ Das ist das Lieblingsthema derer, die im übrigen eine Verschwörung der Verschwörungstheoretiker beklagen. Ihre Logik: Weil die Verschwörungstheorien verrückt sind, kann es keine Verschwörungen geben. Klar! Sonst würde noch am Ende jemand glauben, der Sender Gleiwitz wäre gar nicht von polnischen Soldaten angegriffen worden…
Also wenn Sie mich fragen, könnte es so gewesen sein:
Die Twin-Towers von New York hat der CIA selbst umgeschmissen – ohne es zu wissen.
Man muß bedenken: Wenn in irgendwelche Angelegenheiten Geheimdienste verwickelt sind, spielt sich alles nach ganz anderen Regeln ab als nach denen von Ursache und Wirkung, die wir kennen. Geheimdienste haben ihre eigene Logik. Man denkt dort um sieben Ecken herum.
Etwa so: Wenn etwas so geheim ist, daß der Gegner es auf keinen Fall erfahren darf, müssen wir es ihm mitteilen. Wenn etwas so geheim ist, daß es auf keinen Fall bekanntwerden darf, müssen wir es bekanntgeben. Denn wenn wir es geheimhalten, dann findet die Gegenseite es heraus. Was wir bekanntgeben, glaubt die Gegenseite nicht. Also geben wir das bekannt, was niemand erfahren darf. Da die Gegenseite aber genauso schlau ist, wissen die, daß das Bekannte in Wirklichkeit geheim und das Geheime in Wirklichkeit bekannt ist. Also sind wir noch schlauer und glauben das, was wir nicht glauben und glauben nicht, was wir glauben. Und so weiter ad infinitum. Wer in dieser Logik befangen ist, weiß am Ende alles, also gar nichts. Da der US-Geheimdienst CIA alles weiß, weiß er nicht, was er tut.
Was man den Verschwörungstheoretikern also vorhalten muß, ist, daß ihre Verschwörungstheorien zwar verrückt sind, aber nicht verrückt genug, um hinter das Geheimnis zu kommen. Es stimmt zwar, daß da hinter den Kulissen an irgendwelchen Fäden gezogen wird. Aber es stimmt nicht, daß die Fädenzieher sich alles ausgedacht haben und alles lenken, wie sie es sich ausgedacht haben. Es sind nicht die Fäden eines Marionettentheaters, sondern eher die Fäden eines Gordischen Knotens. Einmal dran gezogen, und – schwupp – fallen die Hochhäuser um, ohne daß der Fädenzieher merkt, daß er sie umgeschmissen hat. So war es, oder? Aber auf mich hört ja keiner. Aus einem Fenster der alten Villa ließen Schwester Irene Graves und Fräulein Über schaufelweise Cornflakes auf die ganze Sanatoriumsgesellschaft hinabrieseln.
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