Der Ostermarsch ist eine gute Sache

Er ist gut für dich, erkundige dich nach ihm!

plakat14purDer schönste Teil von Deutschland ist das Ruhrgebiet.
Das Schönste am Ruhrgebiet ist der Ostermarsch Ruhr.
Hier der Ablauf von Ostersamstag bis Ostermontag von Duisburg nach Dortmund (Bild anklicken zum Vergrößern):

OM-Programm2014Es fängt also am Samstag um 10.30 Uhr an. Aber man kann auch schon früher kommen und Kaffee bestellen, weil wir mit unserem ANTIMILITARISCHISCHEN BUCH-BASAR auch schon früher da sind und Kaffee anbieten.
(Der Antimilitaristische Buch-Basar ist ein Angebot der DFG-VK Duisburg in Kooperation mit der Buchhandlung Weltbühne).

Das Schönste am Ostermarsch Ruhr ist unser Büchertisch.

Schöne Grüße vom Ostermarsch!

Bilder, die für sich was sagen: Bilder vom Ostermarsch 1987 (Duisburg, Essen, Dortmund), aus dem Bildarchiv der DFG-VK (Gruppe Duisburg).
Diese 9 Bilder sind als POSTKARTENSERIE erschienen.
Gibt es noch Leute, die wissen, was eine Postkarte ist? Eine Bildpostkarte? Man nannte sie auch „Ansichtskarte“.
Postkarten werden von der Post immer noch befördert, und manche Leute freuen sich, wenn sie eine Postkarte bekommen – als schönen Gruß aus der materiellen Welt. Man muß sie nicht verschicken. Man kann sie auch an die Wand hängen oder sonstwie aufbewahren.
Es gibt Leute, die Postkarten sammeln, und es gibt Leute, denen man empfehlen sollte, damit anzufangen. Denn die Postkarte ist ein universelles und mitunter subversives Medium: in der Form stringent (DIN-A6, Hoch- oder Querformat), in der Thematik geradezu unbegrenzt.

OM87-Karte01Der meistens unvermeidliche Infostand der DFG-VK.

OM87-Karte02Wer genau hinguckt, erkennt den Zweimetermann mit Schlips: Henning Scherf.

OM87-Karte03OM87-Karte04Widerstandskämpfer gegen das Nazi-Regime begrüßen den Ostermarsch. Bruno Bachler spricht.
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OM87-Karte06Wer genau hinguckt, erkennt Dietmar Schönherr (am Mikrophon).

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Die Postkartenserie Ostermarsch 1987 (1 bis 9) ist für 10 Euro erhältlich (einschließlich Porto).
Die Motive sind auch einzeln erhältlich (Stückpreis: 1 Euro).
Bestelladresse: DFG-VK c/o Buchh. Weltbühne, Gneisenaustraße 226, 47057 Duisburg.
bestellungen@buchhandlung-weltbuehne.de

DFG-VK heißt: Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte Kriegsdienstgegner.
Und: Es gibt aus unserer Werkstatt noch viele andere Postkarten.
Und: Dran denken: Ostermarsch 2014!

Eloge auf einen Terroristen

Die Bundeskanzlerin hat den verstorbenen Nelson Mandela einen Titanen der Gerechtigkeit oder Giganten der Menschlichkeit oder sowas in der Art genannt. Andere Würdenträger äußerten sich ähnlich.
Irren sie sich da nicht?
Als Nelson Mandela noch im Gefängnis war, hörte man von den Staatsfiguren, die sich jetzt elogierend gegenseitig überbieten, nichts dergleichen. Damals war Nelson Mandela ein Terrorist, der sein Volk zum gewaltsamen Umsturz des Apartheidregimes anstachelte. Seine Freilassung zu fordern war der kleinen radikalen Minderheit überlassen, den sogenannten Sympathisanten, also uns.
Wir Staatsfeinde unterscheiden uns von den Staatsträgern dadurch, daß wir schon gegen die Apartheid waren, als es sie noch gab. Sie unterscheiden sich von uns dadurch, daß sie die Freilassung Mandelas erst richtig fanden, als sie erfolgt war.
MandelaBriefmarkeSUBei der Demonstration gegen Apartheid und für die Freilassung Mandelas auf dem Münsterplatz in Bonn trat der Staat in Erscheinung, aber anders als jetzt. Die Polizei trat so martialisch auf, wie ich es zuvor noch nie gesehen hatte.
Die jederzeit in der Lage sind, politisches Widersprechen mit der Polizei einzudämmen, sind nicht schlauer geworden. Das erkennt man daran, daß sie sich für ihr Diktum von einst nicht entschuldigen. Sie irren sich nie, sondern folgen immer der Opportunität, die es ihnen heute nahelegt, Abglanz aufzusaugen. Sie können nicht aufhören zu lügen.
Als wir mit dem Bus der Bonner Verkehrsbetriebe zum Ausgangspunkt der Demonstration fuhren, sagte der Busfahrer die Station an, und er fügte hinzu: „Ich würde am liebsten mitgehen.“

Aufruf zu einer Demonstration gegen Rassismus

Demonstration „Gegen Rassismus, Antiromaismus und Pro NRW“ am 9.11.2013 in Duisburg
Bündnis „Erinnern heißt handeln!“ ruft zu breiten Protesten auf*
Unter dem Motto der Antifaschistin und Auschwitz-Überlebenden Esther Bejarano „Erinnern heißt Handeln!“ ruft ein Zusammenschluss aus antirassistischen und antifaschistischen Initiativen und Einzelpersonen aus Duisburg und NRW dazu auf, „Gegen Rassismus, Antiromaismus und Pro NRW“ auf die Straße zu gehen.
Ausgerechnet am 9. November, dem 75. Jahrestag der Reichspogromnacht, während der in Deutschland 1938 weit mehr als 1.300 Juden ermordet und Synagogen angezündet wurden, will die extrem rechte Splitterpartei PRO NRW gleich zwei Kundgebungen in Duisburg abhalten. In Neumühl will PRO NRW ihre rechte Propaganda gegen eine geplante Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen St. Barbara-Krankenhaus, in Rheinhausen gegen von Roma bewohnte Häuser (In den Peschen 3-5) verbreiten. Mit ihren Aktionen versucht PRO NRW eine teilweise rassistische Stimmung in Teilen der Bevölkerung zu schüren.
Die Polizei hat beide Pro-NRW-Kundgebungen verboten und Anzeige wegen Volksverhetzung gestellt. Es ist aber fraglich, ob das Verbot Bestand haben wird.
Deshalb laufen die Vorbereitungen für die antirassistische Demonstration weiter auf Hochtouren. Die Protestaktion beginnt um 12 Uhr mit einer Auftaktkundgebung am Hamborner Rathaus und zieht dann weiter in den Stadtteil Neumühl.
Reden und Grußbotschaften sind unter anderem von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN), den Bewohnern der Häuser „In den Peschen“, der Migrantenorganisation ATIF sowie der Flüchtlings-Organisationen „Lampedusa in Hamburg“ und „Refugee Struggle“ vorgesehen.
Anne Lees, Sprecherin des Bündnisses: „Die 15.000 Menschen, die am Wochenende in Hamburg aus Solidarität mit den Flüchtlingen der Lampedusa-Gruppe auf die Straße gegangen sind, haben es vorgemacht. Wir wollen eine große, breite und bunte Demonstration gegen Rassismus in Duisburg. Wo wir sind, ist kein Platz für die rechtspopulistische Hetze von Pro NRW!“
(Text behutsam bearbeitet. Correctical-Whiteness-Floskeln wurden getilgt).

Demonstration gegen geistige Brandstiftung und Ausgrenzung

Das Duisburger Netzwerk gegen rechts ruft zu einer Demonstration auf.
Hier der Aufruf im Wortlaut:
Gegen geistige Brandstiftung und Ausgrenzung!
Demonstration: Samstag, den 19.10.2013 in Duisburg – Rheinhausen
Treffpunkt: 12.00 Uhr Rheinhausen Bahnhof/Ost
Seit mehr als einem Jahr wird in Duisburg die Diskussion über die Situation der rumänischen bzw.  bulgarischen EU- Bürger geführt. Durch CDU, Teile der SPD sowie der WAZ Medien- Gruppe zeigt diese öffentliche Auseinandersetzung immer wieder ihren rassistischen Charakter. Diese ebnete den Weg für eine progromartige  Stimmung in Teilen Duisburgs, wie wir am vorletzten Wochenende in Duisburg -Rheinhausen und Neumühl erfahren mussten.
Bürger und stadtbekannte Neonazis demonstrierten Hand in Hand auf dem Rheinhausener Markt, um gegen die angebliche Untätigkeit der Behörden zu demonstrieren, die „Vermüllung“ und „Kriminalität“ zuließen. Das es sich hier konkret um die Situation „In den Peschen“, ein von Rumänen/Bulgaren bewohntes Haus handelte, wurde nicht nur durch Bilder auf der Kundgebung deutlich. Offen rassistisch und volksverhetzend wurden Rumänen/Bulgaren am offenen Mikrofon beschimpft, unter Beifall radikaler Neonazis. Veranstaltungsteilnehmer und Anmelder ließen sich auch auf Nachfrage nicht dazu bewegen sich von den Neonazis vor Ort zu trennen. Nachträgliche Distanzierungsversuche sind eine Farce.
Nicht wenig später im Duisburger Stadtteil Neumühl  ereignete sich eine ähnlich beunruhigende Situation: Als die rechtspopulistische Gruppe Pro NRW gegen eine geplante Unterkunft für Flüchtlinge demonstrierte, wurde sie von ca. 200 Anwohnern mit Beifall empfangen und unterstützt. In aggressivster Stimmung sprachen sich die “besorgten Anwohner” in einem offenen Mikrofon gegen das drohende Flüchtlingsheim im ehemaligen St. Barbara Hospital aus. Rassistische Parolen und Drohungen zur Brandstiftung, ob “mit oder ohne Menschen drin”, stießen auf Jubel. Kurz nach der Kundgebung kam es zu einem Vorfall, bei welchem migrantische Jugendliche, welche sich zuvor an den Gegenprotesten beteiligt hatten, von rechten Demonstrationsteilnehmern angegriffen und zum Teil verletzt wurden.
In der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch ereignete sich im Stadtteil Homberg ein Brand in einem  von Roma bewohntem Haus. Die 42 Bewohner des Hauses, unter ihnen 28 Kinder, retteten sich auf das Dach, wobei 17 von ihnen verletzt wurden. Im Laufe des Mittwochnachmittags gab die Polizei bekannt, dass es sich um Brandstiftung gehandelt hat. Dass der Brand einen rassistischen Hintergrund haben könnte, wollen wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausschließen, da es nach den Ereignissen der letzten Wochen und Monate nur noch wenig abwegig erscheint.
In dieser aufgeheizten Atmosphäre wollen wir einen klaren Kontrapunkt gegen diejenigen setzen, die mit der Situation der Einwanderer aus Südosteuropa ihr Süppchen kochen wollen. Die Kriminalisierung der Einwanderer durch Ordnungsbehörden und die Polizei muss sofort beendet werden! Deshalb lautet unser Appell an Politik und Medien in Duisburg:  Es reicht! Übernehmen Sie endlich Verantwortung für die in elenden Wohnverhältnissen und materieller Not lebenden Zuwanderer. Die Duisburger Politik muss unverzüglich den in DU-Bergheim lebenden Menschen, die in völlig überbelegten Wohnungen leben, angemessenen Wohnraum zur Verfügung stellen, um das vorrangigste Problem zu entschärfen und zu lösen. Die Duisburger Politik sollte endlich zur Kenntnis nehmen, dass es sich bei den zugewanderten Menschen um EU-Bürger handelt und diese die gleichen Rechte beanspruchen können, wie alle anderen EU-Bürger auch. Alles andere wäre ein Rückfall in vordemokratische Zeiten.
www.netzwerk-gegen-rechts.org

Ostermarsch 2013 (6)

An einem schönen Ostersamstagmorgen im Jahre 2013.
OM2013-07Was ist das denn schon wieder! Die Heinis von der Bandbreite haben einen Infotisch aufgebaut? Monty Schädel (links im Bild) weiß wohl auch nicht so recht, was er davon halten soll.
OM2013-03Mir war gar nicht bewußt, was für schöne Häuser an der Königstraße stehen. Früher war das mal die Top-Adresse: Königstraße. Für Fachgeschäfte (unten), Praxen (Rechtsanwälte, Ärzte dadrüber) und zum gediegenen Wohnen in hohen Etagen.
OM2013-08So ist das richtig! Am Büchertisch den METZGER beachten!

Ostermarsch 2013 (5)

OM2013-04Der Ostermarsch Ruhr 2013 beginnt.

OM2013-05Die Ostermarschierer kommen noch.

Später:

OM2013-02Monty Schädel (DFG-VK) spricht eine Rede.

OM2013-06Nein, ich sage es nocheinmal:
Die Dame, die auf dem Plakat abgebildet ist, ist nicht Sahra Wagenknecht.

Fotos (c) DFG-VK

Ostermarsch 2013 (4) und überhaupt

Auch in diesem Jahr hörte ich (aus Lautsprechern) dieses traditionelle Lied von Hannes Stütz:
„Unser Marsch ist eine gute Sache“.
Im Refrain heißt es:

„Marschieren wir gegen den Osten? NEIN!
Marschieren wir gegen den Westen? NEIN!“

Ich habe das nie verstanden.
Muß man denn immer nur Nein sagen? Muß man denn alles ins Negative ziehen? Man muß doch auch mal konstruktiv sein, das Positive hervorheben und laut und deutlich JA sagen!
Darum habe ich bei der Zeile „Marschieren wir gegen den Westen?“ immer laut „Ja!“ gerufen.

Ostermarsch2013-01Ostermarsch 2013: NEIN? NEIN?? NEIN???
pk61-lestmetzgerMagda und ich beim Ostermarsch 1985 in Oberhausen.
Fotos: DFG-VK

Ostermarsch 2013 (3): Hoch die Tasse(n)!

Der Antimilitaristische Buchbasar der Duisburger DFG-VK hat bei der Auftaktkundgebung des Ostermarsches am Samstag stattgefunden.
Außer Büchern (und anderen Medien) wurde wie immer auch Kaffee angeboten (und angenommen), und zwar in Tassen, aber nicht in irgendwelchen, sondern in unseren. Zum Tassen-Arsenal der DFG-VK gehören zum einen ein Sammelsurium gestifteter Tassen, zum anderen aber ein paar Dutzend besonders schöner Tassen mit dem auffälligen grünen Rand, die eigentlich erst dann eingesetzt werden, wenn alle anderen schon verbraucht sind. Aber es gibt Ostermarschierer, die Wert darauf legen: „Ich möchte gerne eine von DIESEN Tassen.“
TasseDDREs handelt sich nämlich um Exemplare der DDR-Einheits-Kantinentassen.
Ich habe mal ein Fernsehspiel (West) gesehen, in dem eine Szene in einer DDR-Kantine spielte. Da hatten die auch DIESE Tassen. Tüchtige Requisiteure!
Wie ich an mehrere Stapel dieser Tassen gekommen bin, weiß ich gar nicht mehr. Es geschah in den Wirren der „Wende“. Von der Treuhand hab ich sie jedenfalls nicht. Bei mir stapeln sie sich als gesicherte sozialistische Errungenschaft.
Vielleicht haben manche am Ostersamstag so eine Tasse mitgenommen, weil sie den ideellen Wert erkannten, und auf die Rückgabe des 1-Euro-Tassenpfands verzichtet. Es kann also sein, daß ich jetzt nicht mehr alle Tassen im Schrank habe.

Ostermarsch 2013 (2)

Liebe Leute, lest mal, was die WAZ (Duisburger Lokalteil) gestern über den Ostermarsch 2013 geschrieben hat:

http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/duisburger-ostermarsch-fuer-den-frieden-id7771194.html

Korrigierend muß gemeldet werden, daß der Ostermarsch sich nach der Auftaktkundgebung nicht um 13 Uhr, sondern um 12 Uhr in Bewegung setzt.
Auf dem Foto erkenne ich auch den, für den der Ostermarsch infolge meiner Machenschaften vorletztes Jahr zu einem traumatischen Erlebnis wurde. Das ist nämlich der Heini, der überhaupt nicht einsehen wollte, daß er, genau wie alle anderen, am Kaffeestand der DFG-VK einen Euro Pfand für die Tasse bezahlen mußte. Noch stundenlang hat er sich dadrüber aufgeregt. Ich sagte ihm: „Ich sehe natürlich ein, daß du unbedingt eine Extrawurst haben mußt. Aber du kriegst keine.“
Am Samstag (30. März, ab halbelf am Kuhtor) wird der ANTIMILITARISTISCHE BUCHBASAR der DFG-VK Duisburg (in Connection mit der Buchhandlung Weltbühne) noch einmal stattfinden (sofern das Wetter es nicht verhindert und auch sonst nichts dazwischen kommt). (Die Buchhandlung bleibt an dem Tag dann zu). Traditionsgemäß gibt es da auch Kaffee: in Tassen! Und jeder (jeder! jeder!) muß über den Kaffee-Portionspreis von 1 Euro hinaus auch noch 1 Euro Pfand hinterlegen, der bei Rückbringung der Tasse erstattet wird. Ich wiederhole: Jeder. Auch wenn Fidel Castro persönlich vorbeikommen würde, um beim Ostermarsch eine Tasse Kaffee zu bestellen, müßte auch der für die Tasse einen Euro Pfand bezahlen, und DER würde das auch anstandslos tun.

Ostermarsch 2013 (1)

Der Ostermarsch Ruhr beginnt wie jedes Jahr am Ostersamstag in Duisburg.

Ostermarsch 2011

Ostermarsch 2011

Ostermarschierer bin ich seit 1967.
Damals, im Alter von 17 Jahren, in all meiner Unerfahrenheit, wußte ich gar nicht, ob man da einfach hingehen und einfach mitmachen kann, oder ob man erst fragen muß, ob man da mitmachen darf. Komisch, nicht? Aber Jahrzehnte später stellte sich heraus, daß das tatsächlich so ist.
Schon 1968, und dann in all den Jahren danach, habe ich an der Vorbereitung und Organisation des Ostermarsches mitgearbeitet (in einem der Jahre war ich sogar Pressesprecher des Ostermatsch-Komitees), bis ich mich Mitte der 90er Jahre wegen Arbeitsüberlastung aus dem Duisburger Friedensforum zurückziehen mußte.
Aber weiterhin blieb der ANTIMILITARISTISCHE BUCHBASAR, eine Gemeinschaftsanstrengung der DFG-VK Duisburg und der Buchhandlung Weltbühne, eine feste Größe und Hauptattraktion der Auftaktkundgebung – wenngleich beargwöhnt von den Gerüchtemachern, die mich für einen Zionisten, Anarchisten, Pornographen, Hedonisten, Trotzkisten/Stalinisten oder irgendwas davon oder das alles zusammen halten. (Merke: Die meisten Teilnehmer am Ostermarsch beteiligen sich am Boylott der Buchhandlung Weltbühne).

Ostermarsch 2007

Ostermarsch 2007

Der knaatschgelbe Sonnenschirm war jedes Jahr im Fernsehen zu sehen. Später wurde er durch einen weniger auffälligen, aber nicht minder bedeutsamen Sonnenschirm ersetzt.
2012 gab es keinen Antimilitaristischen Buchbasar. Aber an uns lag’s nicht.

Ostermarsch 2011

Ostermarsch 2011

Dieses Jahr (Ostersamstag, 30 März ab 10.30 Uhr, Kuhtor) soll es noch einmal unseren Büchertisch geben (mit Kaffee!), vorausgesetzt, es kommt nichts dazwischen und das Wetter ist nicht so wie in den letzten Tagen.
Weitere Informationen zum Ostermarsch in den nächsten Tagen.
Fotos: (c) DFG-VK

Äpfel, Pflaumen, Birnen (Dritter Teil)

Sie will noch mehr wissen: „Über die Liebe und so.“ Und ich kann ihr, ohne gar zu sehr ins Detail zu gehen, auch darüber etwas erzählen.
„Und du? Auch ein bißchen bi?“
„Bi? Nie! Ich bin Ultra-Hetero!“
Ich sage ihr dann noch (an dieser Stelle vielleicht etwas deplaziert?): „Ich muß sagen, Ingrid, ich war damals nicht wenig beeindruckt von dir. Du standest da immer so souverän im Getöse. Mit deinen flammenroten Haaren warst du ein Wahrzeichen. Du warst durch nichts aus der Ruhe zu bringen, hast alles überblickt, und du hattest so ein überlegenes, manchmal spöttisches Lächeln auf den Lippen.“
„Ja. Beeindruckt warst du. Und du hast mir immer auf den Hintern gestiert. Bei jeder Gelegenheit. Meinst du, ich hätte das nicht gemerkt? Hast du doch vorhin auch wieder getan. Hör mal, das ist aber jetzt kein Grund, um rot zu werden! Mann! Das steht dir schließlich zu! Mann!“ Sie sieht zum Fenster und sagt leise: „Eigentlich fand ich das irgendwie nett von dir. Außerdem habe ich dich auch gern angesehen. Du hattest so schööne Häände.“
„Es ist doch erstaunlich, mit wie wenig die Frauen sich zufriedengeben.“
„Sag das nicht!“ sagt sie laut. „Eine schöne Hand ist wie ein Elefant.“
„Was??“
„Das ist zwar Unsinn, aber es reimt sich.“
Sie sieht mich scharf an: „Und? Dein Urteil? Gut in Form?“
„Was?“
„Das Urteil des Paris! Sprich!“
„Das Urteil?“
„Das! Wo! Du! Immer! So! Gern! Hin! Schaust! Und! Vorhin! Auch! Wieder! Hingeschaut! Hast!“
„Hm. Hm. Ich würde sagen: Kallipygisch!“
„Kalli…? Ist wohl ein Kompliment?“
„Das bedeutet ins Deutsche übersetzt das, was du hören wolltest.“
„Hm! Hm, hm, hm! hmhmhm! Wir haben uns, als die Zeit dafür am besten war, zu wenig mit den wesentlichen Dingen beschäftigt.“
„Ja! Es ging in Wirklichkeit doch gar nicht um die richtige Losung, sondern um das richtige Leben.“
„Ja! Das richtige Leben!“
„Ich meine: mit allem drum und dran.“
„Mit allem drum und dran. Mit allem Pipapo. Mit Pipa und: Po!“
Kling!
Kling!
Plötzlich schweigen wir. Ist es Verlegenheit? Täusche ich mich? Es kommt mir vor, als wäre sie jetzt den Tränen nahe. Es kommt mir vor, als hätte sie es nicht gern, wenn ich sehe, wenn sie weint.
„Was ist mit deinem alten Zimmer?“
Sie wacht auf. „Mein altes Zimmer! Ja! Komm! Ich zeig es dir. Komm mit rauf. Wir nehmen die Gläser mit. Die Flasche ist leer. Ich nehm diese mit: Pflaumenwein. Aber komm erst mit in die Küche. Hier, steck dir das ein: Pflaumenmus. Und Birnenkompott, mit ein bißchen Honig, viel Zimt und wenig Nelken. Du erinnerst dich?“
„Erinnern ist meine Hauptbeschäftigung.“
„Die Gläser muß du mir zurückbringen. Jedes Einweckglas in diesem Haus ist mindestens hundert Jahre alt.“
Sie geht mir voraus die Treppe hinauf. Wir kommen in ihr Zimmer.
„Hier ist ja gar nichts verändert.“
„Nicht ganz. Schau mal da.“
Da hängen die Plakate von Dutschke und Che, und dazwischen ein leerer DIN-A-2-Bogen.
„Ich habe den MLern geschworen, das Mao-Bild nie von der Wand zu nehmen. Da hab ich es einfach verkehrt herum aufgehängt, mit dem Gesicht zur Wand. Soll der sich doch die Tapete näher ansehen. Außerdem: Mao ist tot. Die beiden anderen leben noch.“
Jetzt füllt der Pflaumenwein die Gläser.
„Auf Mao!“
„Auf den Großen Steuerberater!“
Kling!
Kling!
„Die haben ein Theater gemacht die MLer damals, weil hier noch ein Bild von Dutschke hing. Bei Che waren sie sich nicht sicher. Aber Dutschke: unmöglich! Ich dachte: Jetzt muß ich denen noch etwas über Juliette Gréco erzählen, damit sie darauf noch wütender werden. Die mußten mich rausschmeißen, konnten aber nicht. Ich habe viele Rote Morgens verkauft, von denen ist keiner jemals einen Roten Morgen losgeworden. Weil die wußten, daß sie mich brauchten, habe ich mir einige Frechheiten erlaubt. Ich mußte mal ein Referat halten in einer öffentlichen Versammlung. Ich habe mir den Spaß gemacht, über was ganz anderes zu reden, ein völlig zusammenhangloses Referat. Es war schlimm, daß ich das in einer öffentlichen Versammlung gemacht habe, obwohl gar keine Öffentlichkeit gekommen war, bloß der eine, der nicht in die Partei eintreten durfte, damit wir eine Massenbasis haben, eine Ausstrahlung nach außen. Ich hatte aber mit einem Lenin-Zitat begonnen. Gegen Lenin konnten sie ja nichts sagen.“ Und ganz plötzlich ist sie wieder ernst und melancholisch: „Ich hab mich so allein gefühlt. Ich hätte einen Komplizen gebraucht.“
„Wir hätten es weitertreiben müssen. Wir hätten eine gefälschte Roter-Morgen-Ausgabe in Umlauf bringen müssen, mit der Schlagzeile: ‚Eine schöne Hand ist wie ein Elefant‘.“
Sie lacht mehr als dieser Witz wert ist. Die Apfel-Pflaumen-Birnen-Weine haben uns schon weit getragen.
„Ach Ingrid! Warum haben wir eigentlich nicht geheiratet?“
„Ja, stimmt“, sagt sie nachdenklich, „das haben wir kein einziges mal gemacht. Wenn ich mich richtig erinnere, warst du aber schon in festen Händen.“
„Warum haben wir nicht einfach trotzdem geheiratet?“
„Du hast mir ja auch nie einen Antrag gemacht, trotz meiner Calypso-Vorzüge oder wie du das genannt hast, du Poet! Du Komplize, der nicht da war! Ich bin auf der Treppe vor dir her gestiegen, für dich Genießer! Aber nur schauen, nicht anfassen, heute noch nicht. Ich schpräsche als Antanz- als An-Stanz-Tante – danke – als Stanz-Dame in eigener Sache.“
Täusche ich mich? Es kommt mir so vor, als hätte sie es lieber, wenn mein Besuch nun nicht länger dauert, jetzt, wo ihre Haltung und ihr Sprechen ins Schwanken gekommen sind. Sie führt mich wieder nach unten, aber nicht zurück ins Zimmer, sondern zur Tür.
Wir stehen in der offenen Haustür und schauen zum verdunkelten Himmel dieses Frühherbsttages.

Buchholz03„Weißt du noch, als wir Kinder waren, sagte man uns: wenn der Himmel am Abend rot ist, dann backt das Christkind Plätzchen für Weihnachten.“
„Ja. Da drüben im Westen, hinter den Bäumen. Wenn bei Mannesmann Abstich war, leuchtete der Himmel. Das Abendrot unserer Heimat.“
„Du kannst ja nochmal zu mir kommen“, sagt sie leise. „Besuch mich. Aber nicht zu oft. Nicht jeden Tag. Nicht oft. Es könnte … ich würde … vielleicht … Ich mag dich. Aber versteh mich bitte.“
Trotzdem gebe ich ihr einen Kuß auf die Wange, schau sie an, und dann bin ich schnell verschwunden, auf der Straße zu der Eisenbahnbrücke, die in der Dämmerung kaum noch zu sehen ist.

Äpfel, Pflaumen, Birnen (Erster Teil)

Man verliert Menschen aus den Augen, mit denen man mal viel zu tun hatte. Man hat lange nichts mehr von ihnen gehört. Und dann, nach langer Zeit, bekommt man eine traurige Nachricht. Manchmal aber ist diese Nachricht falsch. Das ist erleichternd, aber ein Rest von Verstörtheit bleibt.
Ich war in die Klassensprecherin verliebt. Sie war blond, sehr gescheit und sehr ordentlich. Ich wußte nicht, wie ich einem Mädchen sagen sollte, daß ich in sie verliebt war. Sie wußte also nichts davon. Meingott, wie alt war ich? Elf Jahre. Ich nenne ihren Namen nicht, sie könnte es lesen. Es wäre zu spät, würde sie es jetzt erfahren.
Sie wechselte zum Gymnasium, ein Jahr früher als ich. Weg war sie. Da blieb mir nichts anderes übrig, als mich in ihre Nachfolgerin zu verlieben. Das war Ingrid Ulmer. Sie hatte flammenrotes Haar, wirres, wildes Haar, das in alle Richtungen stand, und sie war sehr gescheit und sehr ordentlich. Sie hatte ein rundes Gesicht, und ein Vorderzahn stand ein bißchen schief. Sie hatte ein bißchen mehr Temperament als ihre Vorgängerin und lachte mehr. Ein paar Jungens in der Klasse sagten immer „jaa, jaa!“, wenn ich den Namen Ingrid aussprach. „Jaa, jaa! Du und die Ingrid!“ Die fanden, Ingrid und ich müßten ein Paar sein. Das würde sich so gehören, daß wir ein Paar sind.
Als wir dann auf „Höhere Schulen“ (wie man damals sagte) wechselten, auf verschiedene, denn es gab damals nur Jungens- und Mädchensgymnasien, waren wir getrennt. Ich zog auch noch in einen anderen Stadtteil, wir wußten nichts mehr voneinander. Aber dann begegneten wir uns wieder, ein paar Jahre später, und zwar auf einer Demonstration.
„He, du! Auch hier?“
Es war die Zeit gekommen, in der eine intelligente junge Frau, um ihre Intelligenz nicht zu verraten, demonstrieren mußte, und zwar für ein Ganzes gegen ein Ganzes. Da war ich dann manchmal wieder bei ihr zu Besuch. Da waren viele zu Besuch, die wenigsten kannte ich. Es wurde viel und schnell geredet. Manchmal waren außer mir nur ein oder zwei Besucher da. Da wurde weniger und langsamer geredet.

Buchholz01Sie hatte immer noch ihr Zimmer unter dem Dach des alten Hauses, wo wir auch schon mal Kindergeburtstag gefeiert hatten. Jetzt hatte das Zimmer eine weiß-rote Tapete mit großem Muster. An der Wand hing ein Plakat von Rudi Dutschke und ein Plakat von Che Guevara. Später hing da auch ein Plakat von Mao, neben einem Plakat von Juliette Gréco.
Bevor wir uns dann wieder aus den Augen verloren (ich nahm an, daß sie wohl in eine andere Stadt gezogen war, um zu studieren), sahen wir uns öfter auf der Straße, wenn etwas los war, bei Demonstrationen etwa oder sonstigen Happenings. Unsere Kommunikation war allerdings blockiert, denn wir hatten uns beide in die KPD/ML verirrt. Sie war eine fleißige und sehr ordentliche KPD/MLerin.
„He, du! Wann kommst du denn mal wieder mich besuchen?“ fragte sie. Das irritierte mich. Denn wir gehörten zu zwei verschiedenen Fraktionen der KPD/ML, waren also Feinde. Ihre Freundlichkeit konnte nichts Gutes verheißen, dachte ich (so ein Idiot war ich mal).
„Komm doch einfach mal vorbei. Es gibt Birnenkompott“, sagte sie mit etwas Spott in der Stimme.
Ich mußte mir wehmütig eingestehen, daß die bewundernswert war, wie sie immer da stand, alles überblickte, sich nie aus der Ruhe bringen ließ, manchmal überlegen lächelte. Ach, wäre sie doch bloß nicht in dem falschen Verein! Sondern bei uns! (Dann wäre sie in einem genauso falschen Verein gewesen).
Das alte Haus, in dem sie mit ihren Eltern wohnte, war typisch für dieses Viertel am südlichen Rand der Stadt. Da gab es nur alte Häuser und noch ein paar Bauernhöfe. Die Häuser hatten große Gärten mit Hühnerställen, Gemüsebeeten und Obstbäumen. Hinter Ingrids Haus war eine große Wiese mit hohem Gras und einige Apfel-, Birnen- und Pflaumenbäume, dazwischen Sträucher mit Himbeeren, Stachelbeeren, roten und schwarzen Johannisbeeren, ein Kirschbaum. Für die Äpfel mußte man in die Bäume klettern; die Birnen fielen herunter, und man mußte sie aufheben. Viele Birnen blieben im hohen Gras liegen, es war ein Überfluß an Früchten, aus denen alles gemacht wurde, was man sich nur vorstellen konnte: Apfelkuchen, Pflaumenkuchen, Birnenkompott, Marmeladen, Gelees, Pflaumenmus, sogar Liköre, Schnäpse und ein Birnenwein. Im Herbst und im Winter, wenn es schon nachmittags dunkel wurde, dann gab es was zu genießen: Pflaumenkuchen mit Sahne und schwarzem Kaffee, vorher ein Glas Birnenwein, danach ein Glas von dem Birnenschnaps, der einem für einen Moment die Stimme raubte. Der wurde im Keller schwarz gebrannt. Alle Nachbarn wußten das. Das Zollamt brauchte es nicht zu erfahren. Hinter dem Fenster wiegten sich die Zweige der kahlen Bäume in der Abenddämmerung, und wir waren selig von den Genüssen, die Gespräche wurden leiser und langsamer. manchmal wurde sogar geschwiegen.
„Die Ingrid Ulmer ist tot.“ Das sagte mir einer, und zwar unser Lehrer von damals, den ich zufällig getroffen hatte und der mir von denen berichtete, von denen er noch etwas wußte. „Die Ingrid Ulmer ist tot.“
Ich hörte es und sagte dann nichts. Man fragt dann immer: „Woran ist sie…“ Ich wollte es nicht erfahren. Ich erinnerte mich wieder daran, daß ich sie bewundert hatte, und daß ich in sie verliebt war, mit der Herzensglut eines zwölfjährigen Jungen. Ich erinnerte mich an den Schmerz einer Liebe, die sprachlos bleibt.
Ich erinnerte mich daran, daß ich in dem Zimmer unter dem Dach, von wo man die schwarzen Äste und Zweige der Bäume vor dem Abendhimmel sah, einen Frieden gespürt hatte, der so zerbrechlich und verletzlich war wie alle Kreatur.
Ich hätte gern gewußt, ob das alte Haus noch da steht, ob hinter dem Haus noch das Gras wächst und ob die Bäume noch in den Abendhimmel ragen.
In dem dörflichen Viertel am südlichen Rand der Stadt war ich lange nicht mehr gewesen. Ich fürchtete, hier könnten meine Erinnerungen beschädigt worden sein von Abrißbaggern und Baulanderschießern. Ich war wieder da und war beruhigt. Die Bauernhöfe gibt es zwar nicht mehr (wozu auch). Mehr Autos an den Straßenrändern, statt der Hühnerställe sind jetzt da Garagen, hinter den Häusern wächst kein Gemüse mehr. Aber sonst hat sich wenig verändert.
Vor einem der Häuser, mitten auf dem Gehweg, steht ein kleiner Tisch, darauf ein paar Stapel mit Büchern und ein Schild: „Bitte mitnehmen!“ Was sind das für Bücher? Lenin! Stalin! Dietz-Verlag!Aufbau-Verlag! Wer soll das hier mitnehmen?
„He, du! Die hab ich extra für dich da hingelegt, Helmut!“
Jetzt sehe ich, daß eine Frau hinter der wohl zwei Meter hohen Hecke steht. Flammenrotes Haar sehe ich zwischen den Zweigen, und ein rundes Gesicht, das mich angrinst.
„Ingrid! Ingrid! Ich dachte, du wärst…“ Ich breche den Satz rechtzeitig ab.
„Da bist du also doch noch! Komm rein!“ sagt sie. Sie dreht sich zu mir um: „Komm mit rein auf ein Glas Birnenwein. Du erinnerst dich.“
„Jaa. Äpfel, Pflaumen, Birnen.“
„Genau! Apfel! Pflaumen! Birnen!“

FORTSETZUNG FOLGT.