Letztes Wochenende: Eine Dämmo nach der andren

Eine halbe Stunde vorher wußte ich noch gar nicht, daß ich eine halbe Stunde später Demonstrant sein würde. Von der Demonstration gegen Rechts, anläßlich der Kommunalwahl in NRW, erfuhr ich im letzten Moment und dachte mir: Da geh ich auch hin. Wetter war gut, und der Ludgeri-Platz, wo alles anfing, ist sowieso ein schöner Platz (auch Schimanski und Thanner waren mal hier).
Die Demonstration ging durch Neudorf/Duissern und Wasserviertel zum König-Heinrich-Platz (Foto). Teilnehmer und Veranstalter überwiegend sehr jung. Sehr gute Organisation, sehr klares und gestrafftes Programm, und sehr gute Redebeiträge. Zu Wort kam zum Beispiel eine Sprecherin von Fridays for Future und drei Vertreter des entstehenden Soziokulturellen Zentrums am Stapeltor. Da wurden Zusammenhänge deutlich formuliert: Soziokultur als praktische Abwehr gegen Rassenhaß und Frauenverachtung. Und: Wer sich gegen Klimazerstörung wehrt, muß sich auch gegen Rechts wehren. Das wurde nicht nur proklamiert, sondern erklärt.
Zum Schluß wurde auf die am Sonntag geplante Veranstaltung gegen die Pegida-Zusammenrottung am Duisburger Bahnhof aufmerksam gemacht.
Am Sonntag, am frühen Nachmittag ging es also richtig los. Duisburg-stellt-sich-quer und die Kulturinitiative DuisPunkt hatten auf dem Bahnhofsvorplatz zu zwei Kundgebungen aufgerufen, die aber EINE war.
Alte Liebe rostet nicht. DKP mußte mit aufs Bild.
Noch ‘ne Partei: DIE PARTEI mit dem am Sonntag meistgezeigten Plakat. Die haben ihre Schilder wie Flugblätter verteilt.
Bühne mit Schello und Schlachzeuch. Und Sahra über allem. (Die war ein paar Tage vorher wahlkämpfend hier in der Gegend gewesen).
Laut Zeitung kamen auf einen von den Pegida-Fritzen zehn von uns!
Musik einer von fern angereisten Band (ihren Namen habe ich nicht mitgekriegt).
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Line Bogh und Christian Gundtoft im Lehmbruck-Museum, und Werner Muth ist auch dabei

Werner Muth schrieb diesen Rundbrief:

„Zum ersten literarischen Ereignis in diesem Jahr mit meiner Beteiligung möchte ich euch recht herzlich einladen. Aber in erster Linie geht es mir darum, auf den Auftritt der wunderbaren dänischen Sängerin Line Bogh hinzuweisen, die zusammen mit ihrem Partner Christian Gundtoft ihr Programm präsentieren wird. Das Ganze wird am Donnerstag, dem 6. Februar 2020, im Duisburger Lehmbruck Museum zu hören und zu sehen sein. Details entnehmt bitte der beigefügten Anlage.
Bitte lasst euch diesen besonderen Abend nicht entgehen.
Line und Christian waren bereits zweimal sehr erfogreich in ‚Panama‘ zu Gast.“

Ich habe die beiden Auftritte in „Panama“ gesehen/gehört und kann dieses Künstlerpaar sehr empfehlen!
Der literarische Beitrag von Werner Muth ist nichts Geringeres als die lokale Premiere des in der Situationspresse erschienenen Gedichtbandes Glückseligkeit und wildes Herz.

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Frei-heit-machen mit „Beat-Club“

Die gestalterische Aktion bei der Produktion meiner Zeitung endet ja nicht in dem Moment, in dem die Exposés in Druck gegeben werden, sondern geht dann noch weiter, nämlich mit der Gestaltung der Umhüllung, in der die Exemplare an die Abonnentinnen & Abonnenten expediert werden. Ich verwende gern Briefmarken mit signalhaft-emanzipatorischen Bildmotiven (etwa: Heinrich Böll, Adorno, Karl Marx, Mandela, Else Lasker-Schüler, Pina Bausch, Bauhaus, Frauenwahlrecht u.a.). Jetzt habe ich ein neues passendes Motiv ausfindig gemacht.
„Beat-Club“ wurde am 25. September 1965 (Samstag-Nachmittag) zum ersten Mal gesendet (Ich erinnere mich: „Halbstark, oh Babybaby Halbstark“). Man konnte sich anfangs kaum sicher sein, aber ahnen und hoffen, daß diese Sendung ihre politische Botschaft entfaltet, indem sie inhaltlich und formal eine andere Vorstellung von Leben und Zukunft artikuliert als die vorgegebene.
Wer Augen und Ohren hatte, konnte beweisen: Wir sahen besser aus, wir hörten die bessere Musik, und wir hatten die schöneren Frauen.

Wer den METZGER abonniert hat oder sich ein Buch durch den Versandservice der Buchhandlung Weltbühne schicken läßt, kann sich wünschen, daß für die Lieferung eine Beat-Club-Briefmarke verwendet wird – solange der Vorrat reicht.

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Wieder ein Verlust

Keine gute Nachricht: Der Laden „Die Schallplatte“ auf dem Sonnenwall schließt zum Jahresende. Die WAZ widmete diesem traurigen Ereignis einen ganzseitigen Bericht, und zwar nicht im Duisburger Lokalteil, sondern im überregionalen Teil. Denn „Die Schallplatte“, so wird vermerkt, ist „Deutschlands ältestes Geschäft seiner Art“ – sicherlich kein übertriebenes Urteil.
1954 wurde der Laden von Gottfried Haunzwickle gegründet (der übrigens Pate stand, als Rudi Kallamees 1970 sich mit seinem „Disc“ als Fachgeschäft für progressiven Rock selbständig machte). „Die Schallplatte“ blieb durch die Jahrzehnte Anlaufstelle für ein anspruchsvolles Publikum, für das Musik nicht bloß Geräuschkulisse sein darf, die zum einen Ohr rein und zum anderen raus geht..
Thomas Fenn, der letzte Inhaber, bekennt: „Andere Musik reinnhmen? Es gibt Bereiche, damit kann ich nichts anfangen. Tagesaktuelle Popmusik geht mir fürchterlich gegen den Strich. Ich kann es nicht verkaufen. So kann ich mich nicht verstellen.“
„Es wird nochmal laut“ heißt es in dem Zeitungsbericht. Am Samstag, 14. Dezember sind Blind Joe Black und Sängerin Tony Maracas zu hören.
www.schallplatte-duisburg.de

Bilder vom Sonntag

Am gestrigen Sonntag, ausgerechnet am Volkstrauertag, der dem Gedenken an die Opfer des Krieges und des Faschismus gewidmet ist, trafen sich die häßlichsten Deutschen in Duisburg. Der Dreckrand der Nation („Pegida“) marschierte durch die Stadt.
Das durfte nicht unbeantwortet bleiben. An verschiedenen Stellen der Stadt trafen sich Antifaschisten zum Widerspruch (siehe Notate hier und hier). Ich war da, um zu berichten.

Wir sind mehr; generationsübergreifend. Laut Polizei kamen 270 Figuren zum Nazi-Aufmarsch, dem standen ca. 1.100 Nazigegner entgegen.
Außer den Falken gaben sich andere Gruppen zu erkennen (Verdi, VVN, Linkspartei, die Grünen, SPD u.a,).

Der Stattchor.

Damit das klar ist.

Schlagzeug schon aufgebaut, es folgte noch Reggae („Don‘t give up the Fight“).

Derweil auf dem Opernplatz: Rise-up auf Vorposten.

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Muth (und Black) in Oberhausen

„Glückseligkeit und wildes Herz“ ist der Titel des Buches von Werner Muth (Situationspresse 2019), und auch der Titel der Hörrevue (zusammen mit Blind Joe Black) am Sonntag, 17. November im Theater Gdanska in Oberhausen.
Es handelt sich also um die Buch-Premiere.
Weil ich so gut Plakate gestalten kann (wird behauptet), habe ich das Plakat gestaltet:

Der Eintritt ist zwar FREI, aber man sollte erwarten können, daß in den herumgereichten Hut etwas hineingetan wird. Das möchte ich noch hinzufügen.
Durch den Eingang Gutenbergstraße 8 kommt man auch hinein.

100 Jahre Woodstock (2)

Es mag auch zu den unvorhergesehenen Spätfolgen von Woodstock gehören, daß man in der bürgerlichen Presse heute zuweilen Vernünftigeres liest als in der linken Schrott-Presse.
Christopher Onkenbach schrieb in der WAZ (8.8.2009): „Allmählich, doch unwiderstehlich entstand vor 40 Jahren ein beinahe weltumspannendes Wir-Gefühl der Jugend, das es so später nie wieder gab. ‚Woodstock Nation‘ nannte sich die Generation, die nicht nur jene umfaßte, die dabei gewesen waren, sondern alle, die sich zugehörig fühlten. Woodstock war etwas anderes als die 68er-Bewegung, die vor allem in Deutschland und Frankreich dogmatische Züge annahm. Woodstock war romantisch, naiv und unpolitisch in dem Sinne, als diese Friedfertigkeit wiederum politisch war in Zeiten von Rassenunruhen, Vietnamkrieg und den Morden an Martin Luther King und Kennedy. Wie radikal dieser Gegenentwurf war, läßt sich daran ermessen, was diese Blumenkinder alles nicht sein wollten: stark, erfolgreich, hierarchisch, konform, uniformiert, kriegerisch. Der Fantasie sollte die Macht gehören. Indem sie auf Distanz gingen zu den Autoritäten, bewirkten sie am Ende doch die sanfte Erneuerung und Veränderung der Gesellschaft.“
Manches ist unpräzise an diesem Kommentar, z.B. die Gleichsetzung der „Woodstock Nation“ mit einer ganzen Generation. Ob die Woodstock Nation und die „68er“ (besser sollte man sagen „Neue Linke“) zwei Dinge waren oder zwei Seiten einer Sache, läßt sich nicht sagen, weil beides undefinierbar ist. Beides ist wohl zusammengeflossen wie Farben auf einem Aquarell.
Das ist sicher: Hätte die Neue Linke nicht den Törn mitgekriegt, wäre sie dogmatisch labernd in den Orkus marschiert.

aus DER METZGER Nr. 86, August 2009
Hier wird ab Nr. 2 gezählt?
Im Jahre 2009, als vielfach an den 40. Jahrestag des Woodstock-Festivals erinnert wurde (großzügig auf 100 aufgerundet), erschien in den METZGER-Ausgaben Nr. 86 und 87 der fünfteilige Zyklus „100 Jahre Woodstock“.
Nr. 1 war die Replik auf einen gar zu sehr danebengeratenen, gar zu inkompetenten Artikel in Konkret.
Nr. 2 siehe oben.
Nr. 3: Summer of (G)Love. Der WDR-Lokalzeit-Bericht über die Botschafter der Woodstock-Nation und Ur-Kommunarden Helmut Loeven, Peter und Marita Bursch – jedes Wort, jedes Bild.
Nr. 4: „Sin or Salvation“. Historischer Comic-Strip aus „Young Lust“ (1970) über die Hindernisse auf der Suche nach Abwegen.
Nr. 5: Chicago. Der „Summer of Love“ war auch ein Summer of Hate. Das Establishment schlug zurück. Dokumente und Informationen über einen Prozeß von 1969.

Die beiden METZGER-Ausgaben sind weiterhin erhältlich.

Herzlichen Glückwunsch Ilse Storb!

Samstag in der Zeitung gelesen:
Anekdote (2007):

Schräg hinter mir sitzt Frau Professor Ilse Storb. Die tippt mir auf die Schulter:
„Sind Sie der Professor Januscheck?“
„Nein. Ich bin Helmut Loeven.“
Eine Minute später: tipptipptipp:
„Sind Sie denn bei uns auf der Uni?“
„Ich war auf der Duisburger Uni.“
Eine Minute später wieder: tipptipptipp:
„Professor Loeven? Kenne ich gar nicht.“
„Nein, ich bin auch kein Professor.“
Eine Minute später: „Sie sehen aber aus wie ein Professor!“
Als alle Reden geredet sind, kläre ich Frau Professor Ilse Storb auf: „Ich hab an der Uni studiert. Bei Ihnen.“
„Bei mir??? Was haben wir denn gemacht?“
„Musik und Politik.“
„Das hab ich ja immer gemacht. Was haben wir denn gemacht? Doch bestimmt Henze und Nono.“
„Und Hanns Eisler.“
Frau Storb, begeistert: „Hanns Eisler! Ja! Gegen die Dummheit in der Musik!“ Wenn die das Klavier entdeckt, das da hinten in der Ecke steht, dann gibt es kein Halten mehr, dann legt die los!

aus: Schon seit 20 Jahren Wissenschaft gegen den Strich. Das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung (DISS) feierte Geburtstag. in DER METZGER Nr. 81.

Was habe ich auch noch in dem WAZ-Interview gelesen? Über Helge Schneiders Katzenklo:

So hab ich sie erlebt, meine Professorin: bei aller Exzentrik stets kritisch und anspruchsvoll – und hochkompetent. Wer mit Vergnügen erlebt hat, daß sie im Fernsehen jedem die Schau stehlen konnte, sollte auch wissen, daß es in ihren Seminaren ernst und konzentriert zuging.
Ihr Engagement für Amnesty International soll erwähnt sein. In der Chile-Solidarität hatten wir miteinander zu tun. Sie besuchte uns auch manchmal am Uni-Büchertisch. Sie hätte also wissen können, daß ich nicht Professor Januscheck bin.
Heute hat sie Geburtstag. Ilse Storb wird 90 Jahre alt.
à la bonne heure!

Dr. John

Malcolm „Mac“ John Rebennack Jr. , genannt Dr. John (20. November 1941 – 6. Juni 2019) war ein US-amerikanischer Musiker (Sänger, Pianist – auch andere Instrumente). Die nicht leicht zugängliche Musik (nichts für so nebenbei) schöpfte aus vielen Ursprüngen (New Orleans, Rock and Roll, Blues, Jazz) und fand vielfältigen Ausdruck (am ehesten dem Jazz zuzuordnen).

Stacey Anderson auf pitchfork.com
Mac Rebennack was far from the bayou in 1968. As a session musician in Los Angeles, he sat in with Frank Zappa, Phil Spector, and the Wrecking Crew at the height of the city’s psychedelic heyday, before the Manson family murders cast a pall over the Laurel Canyon dream. But despite being recorded in Spector’s favorite studio, Gold Star, not a sliver of local sun cuts through the mist of Gris-Gris, Rebennack’s debut album as his voodoo-inspired persona Dr. John the Nite Tripper. It’s a direct portal to his hometown of New Orleans, a sinewy swamp-funk jam that simmers together Afro-Caribbean percussion, earthy congas, whirling electric guitars, and pernicious flutes. Dr. John proves instantly at ease on opener „Gris-Gris Gumbo Ya Ya,“ purring as he proclaims himself „the last of the best“ medicine men, a French Quarter Rasputin as shifty as he is seductive. From there, he offers a collection of eccentric pleasures-aural charms and amulets amassed to foster luck and ward off evil spirits.

Wer Gelegenheit hat, den Film „The Last Walz“ von Martin Scorsese zu sehen – vielleicht die DVD besitzt, bekommt zwar nur einen kurzen Auftritt von Dr. John mit, dafür aber in dem wahrscheinlich besten Konzertfilm: Paul Butterfield, Eric Clapton, Bob Dylan, Lawrence Ferlinghetti, Emmylou Harris, Joni Mitchell, Van Morrison, Ringo Starr, Muddy Waters, Ron Wood, Neil Young und sehr viele andere.
Foto: Wikimedia Commons

Land Art

Begrifflichkeiten der Kunst(-Geschichte): Land Art.
Da waren sie noch da: Dem Strähler seine Schuhe.

Dalida „Am Tag als der Regen kam“ und sowas lag da.

Landschaften ändern sich nicht, ebenso die Sprache. Sie werden geändert.

Hu! Ha! Sching-gis Kahn!

Heute abend ist ja wieder diese Juropien-Bombastik-Bumm-Schau „im Taumeltanz der Schaumfabrik“, diesmal in Tel Aviv.
1979 war der Song-Contest schon einmal in der durchaus nicht in Europa liegenden Stadt, und „Deutschland“ beteiligte sich an dem Wettbewerb mit der Doof-Kapelle „Tschinghis Khan“, die einen Gesang gleichen Titels zum besten gab.
Aber im „Vorfeld“ regten sich Zweifel. Der Name des Gesangsvereins und der Titel des Liedes wurden unweigerlich mit dem gleichklingenden, aber etwas anders geschriebenen Tschingis Khan, dem martialischen Mongolenherrscher aus dem 13. Jahrhundert assoziiert. Kann man, darf man als Deutsche mit sowas in Israel auftreten? Oder lieber nicht?
Das war „Frage der Woche“ in der WAZ. Leserbriefe erbeten.
Ich schrieb denen:

OB DIE BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND ODER SONSTWER DIE BAND TSCHINGHIS KHAN ODER SONSTWEN MIT DIESEM ODER EINEM ANDEREN LIED IN ISRAEL ODER SONSTWO AUFTRETEN LÄSST ODER NICHT; IST MIR EGAL.

Der Brief wurde nicht gedruckt. Das ist schade. Eine wegweisende Betrachtung wurde dem Publikum vorenthalten. Ich hätte aufzeigen können, daß, frei nach Brecht, wer A sagt nicht unbedingt B sagen muß, oder, daß es außer Pro und Contra noch eine weitere Entscheidung gibt, und zwar NICHT „sowohl als auch“ (das wäre Merkel/Scholz/Lindner), sondern: WEDER NOCH.

Heute würden die Leserbriefleute vielleicht sagen: „Hähä, das bringen wir.“ Aber 1979 konnte das nicht gehen. Da hatte man sich zu entscheiden, ob man zuerst mit dem rechten oder mit dem linken Bein für Deutschland schreitet, ob forschen Willens oder mit vorläufiger Zurückhaltung in gewissen Ausnahmesituationen.

Bei dieser Tel Aviver Effekt-Orgie handelt es sich nicht etwa um die Europa-Wahl, von der in diesen Tagen so viel geredet wird. Die ist erst eine Woche später. Es kann da leicht zu Verwechslungen kommen.
Darum, bezogen auf die Wahl, ein diesmal konkreter Vorschlag von mir:
Man kann es auch so sagen:

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Also, beim Ostermarsch 2019 war ich

Ich habe Ihnen ja empfohlen, zum Ostermarsch 2019 hinzugehen. War ich selber auch da? Ja. Kann ich beweisen.

Ostermarsch-Beginn, Ostersamstag-Vormittag in Duisburg.
Die Partei die Partei die hat auch nicht immer recht. Die absolute Gleichsetzung „EU = Krieg“ ist doch eine arg einengende Betrachtungsweise. Rückfall in den Nationalismus?
Meine Empfehlung: Aus den Fehlern der Vergangenheit lernen.

Allerwelt-Ensemble Duisburg.
Mal ein gute Musik-Wahl. Geht doch!

Die rothaarige Frau da vorne mit der Sonnenbrille guckt mich immer so böse an.
Links im Bild: Exklusiv-Meldung. Beim Ostermarsch in Duisburg ist ein Farrat umgefallen.

Der Hauptredner: Axel Köhler-Schnura, Coordination gegen Bayer-Gefahren (über die in diesem Weblog schon öfter berichtet wurde). Rechts im Bild: The Lady in Black (Mederatorin).

Wenn ROT beim Ostermarsch die dominierende Farbe ist, ist das gut und nicht schlecht.

Jetzt müßte nur noch bewiesen werden, daß ich diese Fotos aufgenommen habe. Aber das können Sie mir ruhig glauben.

Neu in der Weltbühne: Über verbotene Lieder


Moddi: Verbotene Lieder. 10 Geschichten von 5 Kontinenten. Aus dem Norwegischen von Karoline Hippe und Günther Frauenlob. Deutsche Erstausgabe. Edition Nautilus 2019. 240 S. mit zahlrechen Fotos. Großformat. 20,00 Euro
Verlagstext:
Warum werden Lieder verboten oder zensiert? Der norwegische Musiker Moddi macht sich auf die Suche – und auf eine Reise über fünf Kontinente.
Im Laufe der Jahrhunderte haben Tausende von Musikern Zensur, Verfolgung und gewalttätige Unterdrückung erlebt. Oft bleiben ihre Geschichten unerzählt. Wer waren sie? Wer sind sie? Was können wir von ihnen lernen?
Nachdem er aufgrund einer Einladung nach Israel gewissermaßen zwischen die Fronten des Nahostkonflikts geraten war, machte sich der norwegische Musiker Moddi auf die Suche nach verbotenen Liedern in der ganzen Welt, trug auf fünf Kontinenten Songs zusammen und besuchte Musiker und Zeitzeugen, um die Lieder mit ihnen zusammen oder mit seiner Band aufzunehmen. Als Ergebnis dieser Reise in die Welt zensierter Musik gab Moddi 2016 das international gelobte Album Unsongs heraus, mit Klassikern wie „Strange Fruit“ von Billie Holiday und „Army Dreamers“ von Kate Bush; aber auch einem samischen Volkslied und dem „Punk Gebet“ von Pussy Riot.
In diesem Buch erzählt er die Geschichten hinter diesem Projekt: zehn Schicksale von Gewalterfahrung und Unterdrückung. Auf seinen Reisen wurde er begleitet von dem Fotografen Jørgen Nordby, dessen Bilder das Buch illustrieren.
Die verbotenen Lieder und Stationen der Reise:
Norwegen/Israel – Birgitte Grimstad, Eli Geva (1982)
Chile – Víctor Jara, Our Worker (1971)
Mexiko – Los Tucanes de Tijuana, Parrot, Goat and Rooster (1995)
Sápmi/Norwegen – The Shaman and the Thief (ca. 1830)
Libanon –Marcel Khalife / Mahmoud Darwish, Oh My Father, I am Joseph (1999)
Israel – Izhar Ashdot, A Matter of Habit (2012)
Vietnam – Viêt Khang, Where is my Vietnam? (2011)
England – Kate Bush, Army Dreamers (1980)
Russland – Pussy Riot, Punk Prayer (2012)
USA – Billie Holiday, Strange Fruit (1939)

Bitte bestellen Sie dieses Buch in der Buchhandlung Weltbühne – auch im Versand (Gneisenaustraße 226, 47057 Duisburg(-Neudorf) Tel. 0203 – 375121
e-mail bestellungen@buchhandlung-weltbuehne.de.
WELTBUEHNE MUSZ BLEIBEN.

Karfreitag

Heute ist Karfreitag, ein „stiller Feiertag“, der mit gewissen Einschränkungen für das alltägliche Spektakel verbunden ist. Dagegen wird sich gewehrt bei Behörden und Gerichten von Leuten, die den rechten Glauben durch den rechten Unglauben ersetzen wollen. Was sonst dahintersteckt – argwöhne ich – ist der Horror vor der Stille.
Ich freue mich an diesem Vormittag auf einen stillen Karfreitags-Spaziergang (ich weiß noch nicht auf welchem Weg) und werde einige stille Stunden des Tages mit der Vorbereitung der nächsten METZGER-Ausgabe verbringen.
Früher, viele Jahre lang, waren wir den ganzen Karfreitag, bis in die späten Abendstunden mit den Vorbereitungen unserer Ostermarsch-Aktion beschäftigt, den Antimilitaristischen Buchbasar der DFG-VK. Auch darüber freute ich mich. Ich bin immer mit Freude bei der Arbeit. Mittlerweile bin ich ein Ostermarschierer ohne Büchertisch, mit weniger Arbeit also, aber nicht mit weniger Freude.

In den ersten Tagen des Eschhauses setzten wir uns mit der Problematik der „stillen Feiertage“ auseinander. Wir entschlossen uns, an dem Feiertag im Café Platten mit klassischer Musik zu spielen, wodurch erfahrbar wurde, daß nicht jeder Tag wie jeder andere ist.
Die beiden Männer der Thekenbesetzung, Hansjürgen Bott und ein anderer, trugen dunkle Anzüge, Krawatte und einen Hut auf dem Kopp.

Ich finde diese Methode subversiven Humors angenehmer als die bierernste Prinzipienhuberei.