Kommt und holt euch den neuen Metzger!

Geschrieben, gestaltet, gedruckt und geheftet:
DER METZGER, das satirische Magazin. Nr. 110. Preis: 3 €.
So sieht das Heft von außen aus:
M110Und das steht drin (Überblick):

Jakop Heinn: Neues von der Schmalspur (Finale?). Für die Band Die Bandbreite wird es immer schmaler. Jetzt will auch die MLPD nichts mehr von ihr wissen.

Max Reinhardt: Königlicher militär-industrieller Komplex. Vor hundert Jahren: Wie der Weltkrieg dem Volke mit Bildern nahegebracht wurde. Für die Industrie war das Völkergemetzel ein Glücksfall.

Helmut Loeven: „Zuerst werden wir alle Subversiven töten“. 1977 fiel die Theologiestudentin Elisabeth Käsemann in Argentinien der Geheimpolizei in die Hände. Nach wochenlanger Folter wurde sie ermordet. Das Auswärtige Amt unter Minister Genscher tat nichts, um sie zu retten. Im Gegenteil: Die Militärdiktatur fand in der sozialliberalen Bundesregierung einen verständnisvollen Partner.

Tagebuch. U.a.: Die Partei „Die Linke“ und der Buchhandel. Der Weg nach oben als Niedergang.

Carl Korte: Apfelbisse. Mottes Abenteuer als Reporter.

A.S.H. Pelikan: Menschenalter (tabellarisch).

Helmut Loeven: Das philosophische Kabarett. Diesmal: „Ich will es nicht – mach’s, aber ohne mich; Frauenbewegung als K-Gruppe?; Muß Frollein Lohmeier ins Gefängnis?; Die Iditiotx sind unter uns (Frau Professor Hornscheidt und ihr Geisteszustand); Komische Häuser: Schuhhaus Pesch; Rousseau und die Wandparole bei Edeka u.a.

Marvin Chlada: Objekte der Begierde. Über die Museumsorgie in Fouriers neuer Welt der Liebe.

Herbert Laschet-Toussaint: Mütter nach Grosny. Gedicht.

Thomas Rüger: Mit Cordmütze und Gitarre. Neu: Die Musikkolumne.

Chantal Könkels: Die Projektgruppe Pudding und gestern hat wieder zugeschlagen.

Helmut Loeven: Konstruktive Tonlage. Komposition für Singstimme und Clavier. Mit Noten.

Sie können das neue Heft nicht abholen, weil Sie dazu überland reisen müßten? Das macht nichts. Sie können sich das Heft auch portofrei zuschicken lassen (das Wort „zuschicken“ anklicken um zu erfahren, wie es geht).
Und überhaupt: WER ABONNIERT, HAT MEHR VOM METZGER.

Rechte für Putin

Für die ukrainischen Nationalisten ist Putin der Leibhaftige. Für die Ultra-Nationalisten erst recht.
Da es zwischen ukrainischen und hiesigen Rechtsextremen Verbindungen gibt (immer wieder wird der Besuch einer Swoboda-Delegation bei der NPD-Fraktion im sächsischen Landtag erwähnt), könnte man Übereinstimmung vermuten. Doch weit gefehlt!
„Etwa 400 Deutsche und Russen haben am 30. März 2014 im Herzen Berlins für die deutsch-russische Freundschaft demonstriert. An der […] hervorragend organisierten Demonstration nahmen Mitglieder verschiedener deutscher und russischer politischer Vereinigungen und Künstlergruppen teil.“
Dies meldete die rechtspopulistische Partei „Pro Deutschland“. Bei den „deutschen und russischen politischen Vereinigungen“ handelte es sich z.B. um die rechtsesoterischen „Reichsbürger“ und weitere kleine rechte Gruppen – und die russische „Große Vaterlandspartei“, die sich als „Gegner des Liberalismus“ zu erkennen gibt.
Die deutschen Rechten werfen ihren ukrainischen Gesinnungsfreunden vor, die hätten sich von der EU und der NATO, diesen Bastionen des westlichen Liberalismus, vor den Karren spannen lassen.
Über eine Demonstration in München wurde berichtet:
„Dort rief eine Bürgerinitiative für Frieden und Abrüstung am 20. März zu einer Demonstration ‚Gegen Rohstoffkriege der Nato‘ auf. Deren Homepage macht den Eindruck, als handele es sich um ein Relikt der Friedensbewegung der 1980er Jahre. Die weiße Taube auf blauem Grund ist dort ebenso vertreten wie Hinweise auf den nächsten Ostermarsch. Doch auf der Kundgebung konnte auch das NPD-Mitglied Karl Richter, der für die Bürgerinitiative Ausländerstopp im Münchner Rathaus sitzt, reden. Richter spricht in einer Pressemitteilung von einer ‚erfolgreichen Querfrontaktion‘: ‚Statt der erwarteten 300 Versammlungsteilnehmer fanden sich dann allerdings nur rund 60 auf dem Stachus ein, die meisten aus dem linken Spektrum.'“

Wojna meint: Antifaschisten sind Faschisten (bitte anschnallen)

In seinem Blog hat der Stimmungssänger Wojna („Die Bandbreite“) unter der Überschrift „Schreibblockade“ sich wortreich geäußert. Dabei unternimmt er auch gleich eine Neueinteilung des politischen Spektrums. Ich zitiere:

„Heutzutage ist ja jeder rechts, wir ja angeblich auch. Auf so einen haltlosen Scheiß kann ich nur mit Abscheu reagieren.
Diese Antifa ist nichts weiter als ein faschistischer Freicorps, der im Einklang mit den Systemmedien steht und sich darübe nicht mal ein Stück wundert.
Mir kommt der Satz in den Sinn: ‚Was früher die SA ist heut die Antifa‘.Eine Schande seid ihr für die echten Sozialisten unter euch, die sich nun eindeutig als ‚rote Antifa‘ abgrenzen müssen, weil man sie sonst fälschlich in einem Atemzug mit euch als Faschisten bezeichnet.
Tu ich dieser antideutschen und rassistischen Antifa damit Unrecht, wenn ich sie als intellektuelle Hooligans bezeichne? Ja, denn von intellektuell kann da keine Rede sein.Dass solche Jugendverbände wie ‚Die Falken‘ ihre antiimperialistische Linie aus den 70er sukzessive abgelegt haben – oder sie von eben jenen ‚Antifa-Faschisten‘ unterwandert wurden ist mittlerweile offenkundig. Traurig um die vielen guten Seelen im Verband, die wie im Nazi-Deutschland damals daneben stehen und schweigen.“

Dem geht der Mund über, dem das Herz voll ist. Voll womit?
Wer der Mitwelt etwas Fundamentales mitzuteilen hat, aber damit auf Desinteresse stößt, wird laut und ergeht sich schließlich in maßlosen Übertreibungen.
„Was früher die SA ist heut die Antifa.“ Ich würde gern erfahren, wo Wojna diesen Satz aufgegriffen hat, wer ihn in Umlauf gebracht hat. In dem Milieu, in dem er heimisch ist, wird man wahrscheinlich fündig werden.
Er wird konkret und nennt den Verband SJD Die Falken beim Namen. Aus diesem Verband wurde er wegen seiner Rechts-Eskapaden ausgeschlossen. Und wieder einmal werden die „Antideutschen“ als Popanz vorgeführt.
Mit dem Phänomen der „Antideutschen“, einer von der Linken abgespaltenen, nach rechts tendierenden chauvinistischen Sekte, habe ich mich vor Jahren mal ausführlich beschäftigt, mich durch ihre unappetitlichen Publikationen gequält und mich darüber in mehreren Artikeln geäußert, was mich allerdings nicht davor schützte, daß dann und wann hinter meinem Rücken gemunkelt wurde, ich würde „antideutsche“ Positionen vertreten.
Meine gegenteilige Position wurde von der hiesigen Routine-Linken, wie alles, was ich sage und schreibe, ignoriert. Warum?
Man ist in diesen Kreisen an Aufklärung gar nicht interessiert. Ins Licht gestellt sind die Feinde unbrauchbar. Man benötigt sie als „Dunkelmänner“, denen man alles zuschieben kann, was man nicht verstehen will, und denen man jeden zurechnen kann, der lauter Fragen stellt, die nur jemand hören will, der stören will. Die Nebulösität der Begriffe ist Voraussetzung für die argumentlose Abwehr von Kritik.
Es gibt noch mehr solche Nebel-Wörter, die nichts Konkretes bedeuten und die man nach Bedarf mal mit diesem, mal mit jenem Inhalt auffüllen kann (zum Beispiel: „Feminismus“, „Pornographie“).

Ich empfehle, das Schlagwort „Bandbreite“ unter diesem Text (oder auch die anderen Schlagwörter) anzuklicken. Das ist meine Empfehlung an die Leute, die sich auskennen wollen.

Neu in der Weltbühne: Über rechte Euro-Rebellion

Andreas Kemper: Rechte Euro-Rebellion. Alternative für Deutschland und Zivile Koalition e.V. edition assemblage 2013. 120 S. 12,80 Euro
RechteEuroRebellionDer Verlag stellt sein Buch vor:
Die Alternative für Deutschland ist im April 2013 als Anti-Euro-Partei gegründet worden, die sich konservativer und marktliberaler positioniert als CDU und FDP . Inhaltlich steht sie dem Netzwerk um den Verein Zivile Koalition e.V. des Ehepaares Beatrix und Sven von Storch nahe. In diesem Band werden Geschichte und Hintergründe der Alternative für Deutschland und der Zivilen Koalition e.V. beleuchtet. Aus dem Scheitern der rechtspopulistischen DM-Partei Bund Freier Bürger und der unternehmernahen Lobbyorganisation Bürgerkonvent e.V. sind rechtskonservativ-libertäre Fortsetzungsprojekte mit neuen Strategien entstanden. Das Besetzen von linken Begriffen wie Direkte Demokratie und Alternative Bewegung ist dabei nicht nur als rechte Diskurspiraterie zu interpretieren, sondern als neue politisch-praktische Strategie. There is no Alternative gilt für die deutsche Tea-Party-Bewegung nicht.
Bestellen Sie dieses Buch in der Buchhandlung Weltbühne.
Wir besorgen jedes lieferbare Buch. Wir liefern jedes Buch an jeden Ort. Also auch dieses.
Buchhandlung Weltbühne, eine gute Angewohnheit.

Werner P. oder Ein Nachruf aus der Randgruppe

Man gönnt sich seine Extravaganzen. Im Bekanntenkreis macht sich ein Paradiesvogel ganz gut (vielleicht auch ein zweiter, höchstens ein dritter). Damit nicht alles so glatt abgeht, gönnt sich die Familie auch ihr schwarzes Schaf.
Und weil das so ist, und weil ich ein verständnisvoller Mensch bin (unter den Satirikern der Sanftmütigste), habe ich der jungen Welt ihren Werner Pirker immer gütig nachgesehen.
Die junge Welt geht aber anders damit um. Pirkers wöchentliche Kommentare bringt sie nicht als Stolpersteine gegen die Eintönigkeit des Alltags, nicht als schwer verdaulichen Kontrapunkt in Erinnerung:
„Er hat … mit seinen Analysen dieser Zeitung ein klares politisches Profil gegeben.“ (jw am 16.1.2014).
„Seine Wut und Klarheit haben diese Zeitung auf Kurs gehalten.“ (jW am 17.1.2014).

Über Tote soll man nichts Schlechtes sagen. Jürgen Elsässer hält sich aber nicht an diesen Grundsatz. Er schreibt:
„Kommunistisch und national: Ein großer Mann ist von uns gegangen … Werner war ein Prachtkerl der alten Schule. Ein Kärntner Grantler, mit viel Liebe zum Volk und galligem Spott für die neulinke Randgruppenpolitik. Er gehörte zu den altmarxistischen Sauriern, die im Dschungel der 68er nie heimisch geworden sind … Die Inhalte kommen zuerst. Das Persönliche ordnet sich dem unter. Psycho-Gequatsche und Befindlichkeiten spielen keine Rolle … Als sich junge Welt spaltete, blieb er dabei, ich hingegen zog mit Jungle World und KONKRET weiter auf dem Sendero Luminoso des Antinationalismus … Werner … schloss sich früh der österreichischen KP an. Die war damals betont national, und so war auch er, ein österreichischer Patriot. Werner verkämpfte sich schon Anfang der 1970er Jahre gegen die zionistischen Einflussversuche in der Linken … In der Jungen Welt war er Chefkommentator. Seine Texte waren die Kleinode unter vielem politisch-korrekten Ramsch … Meine dezidierte Hinwendung zu einer nationalen Orientierung hat ihn gefreut …“

Ja, so ist das, meine lieben Kollegen von der jungen Welt. Wenn man sich den Werner Pirker als „Chefkommentaror“ leistet, hat man sich das Lob von Jürgen Elsässer selbst eingebrockt.
Ich hab mal einem von der jungen Welt gesagt: Wenn ihr den Pirker rausschmeißt, habt ihr einen Kolumnisten weniger und einen Abonnenten mehr.

P.S.: Was in Österreich unter „national“ zu verstehen ist, ist eine Frage, die auch in den nächsten hundert Jahren nicht beantwortet wird.

Ostermarsch 2013 (6)

An einem schönen Ostersamstagmorgen im Jahre 2013.
OM2013-07Was ist das denn schon wieder! Die Heinis von der Bandbreite haben einen Infotisch aufgebaut? Monty Schädel (links im Bild) weiß wohl auch nicht so recht, was er davon halten soll.
OM2013-03Mir war gar nicht bewußt, was für schöne Häuser an der Königstraße stehen. Früher war das mal die Top-Adresse: Königstraße. Für Fachgeschäfte (unten), Praxen (Rechtsanwälte, Ärzte dadrüber) und zum gediegenen Wohnen in hohen Etagen.
OM2013-08So ist das richtig! Am Büchertisch den METZGER beachten!

Neues von der Schmalspur

Pressemitteilung der Sozialistischen Jugend Deutschlands – Die Falken (Bezirk Westliches Westfalen):
„Unser Verband hat eine klare antifaschistische Tradition“
Der Bezirk Westliches Westfalen schließt Marcel Wojnarovicz, den Sänger der Band „Die Bandbreite“, aus dem Verband SJD – Die Falken aus.
Am Donnerstag den 14.2.2013 beschloss der Vorstand des Bezirks Westliches Westfalen der SJD – Die Falken den Ausschluss des Sängers der Band „Die Bandbreite“, Marcel Wojnarovic. Seit einigen Jahren war der Sänger der „Bandbreite“ im Verband der Falken und im politischen Umfeld umstritten. Dies gipfelte in einem Beschluss eines Bundesausschusses mit einer Aufforderung an alle Gliederungen der Falken, die „Bandbreite“ und ihre Mitglieder nicht mehr als Teamer und Band zu buchen.
„Dies ist kein einmaliger Vorfall. Ähnliche Beschlüsse wurden in befreundeten Organisationen wie der DGB Jugend oder den Jusos ebenfalls getroffen.“, erläutert Paul M. Erzkamp, Vorsitzender der SJD- Die Falken Westliches Westfalen.
Die Ordnungsmaßnahme gegen Marcel Wojnarovic wurde aus Sicht der Falken nötig, nachdem vor allem die Auftrittspraxis bei und mit rechten Personen und Organisationen einen Anfangsverdacht einer Verbandsschädigung offen legte.
„Mit einer traurigen Regelmäßigkeit trat Marcel bei dubiosen Veranstaltungen auf wie der Antizensur Konferenz (21.02.2009) oder einer Veranstaltung (10. Juni.2011), die von der Jungen SVP mitorganisiert wurde. Anfänglich hofften wir natürlich, dass es sich um ein Versehen handelte.“ erklärt Paul M. Erzkamp weiter. „Als aber Ende 2012 von den sogenannten Reichsbürgern das Vierte Reich als Monarchie „gegründet“ wurde und die „Bandbreite“ dazu das musikalische Rahmenprogramm stellte, mussten wir handeln. Unser Verband hat eine klare antifaschistische Tradition und wir sehen hier sowohl eine massive Verletzung unserer Verbandszwecke als auch die Strategie der Querfront, also der Zusammenarbeit von „rechten“ und „linken“ Gruppen gegen die Demokratie. Nachdem wir auf unsere Anfrage hin keine klare Distanzierung von dieser Auftrittspraxis über Jahre erfahren haben, waren wir leider gezwungen, diesen schweren Schritt zu gehen.“

LIEBE LEUTE, LEST mehr über die „Bandbreite“ in DER METZGER 96 („Die letzten Tassen oder Der apologetische Kusselkopp“ und „Ein ganzer Rattenschwanz… Die Bandbreite eines Milieus“) beziehungsweise auf der Homepage der DFG-VK Duisburg (links oben auf dieser Seite den Link „DFG-VK Duisburg“ anklicken).
Wer das Entsetzen lernen, dabei aber auch lachen will, findet in diesem Weblog reichlich Bandbreite-Schoten. Man muß am Ende dieses Artikels unter „Schlagworte“ das entsprechende Schlagwort mit der linken Maustaste anklicken (das wissen nicht alle).

Zuviel Ergo

In der Frankfurter Rundschau fand ich gestern den Nachruf auf Christian Semler. Er ist am 13. Februar 74jährig gestorben.
Christian Semler wurde 1938 in Berlin geboren. Sein Vater war Fabrikant, seine Mutter die Schauspielerin und Kabarettistin Ursula Herking („Münchener Lach- und Schießgesellschaft“, auch gemeinsam mit Werner Finck in der „Katakombe“). Semler war einer der führenden Köpfe im SDS. An die Spitze des Verbandes kam er in der Phase des Zerfalls. 1970 wurde der SDS aufgelöst.
Ein Zerfallsprodukt war die „Kommunistische Partei Deutschlands – Aufbauorganisation“ (KPD-AO), deren Chef Semler wurde. Anders als die konkurrierende KPD/ML hatte die KPD-AO keinerlei Beziehung zur Tradition der kommunistischen Bewegung in Deutschland. Und anders als die KPD/ML brachte die „AO“ noch nicht einmal eine unfreiwillig-komische Folklore-Show zustande. Sie war in ihrer Aufdringlichkeit schlichtweg langweilig, weshalb man sie auch gern als „KPD-A-null“ bezeichnete. Außer einem halben Dutzend Verirrter dürften dieser „Avantgarde der Arbeiterklasse“ auch keine Arbeiter angehört haben, weshalb sie sich die Verbalhornung ihres Namens als „KPD-OA“ (ohne Arbeiter) gefallen lassen mußte.
Den Gipfel der Frechheit erklomm die AO, als sie den Namenszusatz AO fallen ließ und sich fortan den Namen „KPD“ anmaßte. (Und der Gipfel der Verwirrung wurde erreicht, als nach der Auflösung dieser „KPD“ 1980 die KPD/ML ihrerseits den Namen „KPD“ usurpierte – woraufhin eine Abspaltung von ihr sich wiederum „KPD/ML“ nannte).
Die AO als Sekte zu bezeichnen ist schon darum sinnfällig, weil sie sich von der Linken strikt abgrenzte und – wie man so sagt – „lieber im eigenen Saft schmorte“. Anders als später die MLPD schmiß sie sich nicht an alles ran, was sich regte, sondern wollte unter sich bleiben. Das entschuldigt aber nicht das Verwirrspiel mit ihrem angemaßten Namen.
Zitat aus dem Parteistatut: „Voraussetzung für die Aufnahme eines Kandidaten in die Partei ist die feste Entschlossenheit“. Undsoweiter. Das Wortgeschepper entschuldigt mit seiner Komik nicht den Psychoterror, den die Organisation auf ihre Mitglieder ausübte, die sie in die Eindimensionalität führte. Um sich „nicht von den Massen zu isolieren“ wurde den Mitgliedern verboten, Bärte und lange Haare zu tragen, in Wohngemeinschaften zu wohnen und unverheiratet zusammenzuleben.
Reinweg gar nichts an dieser „KPD“ war progressiv oder irgendwie links. Sie machte sich die maoistische „Drei-Welten-Theorie“ zueigen. Ihr zufolge war die „sozialimperialistische“ Sowjetunion der „Hauptfeind“. Ergo war alles gut, was nicht links war: CSU, NATO, das Vaterland, der Antikommunismus. KPD-A-null, das waren glattrasierte Nationalisten in gebügelten Hemden.
Über die Auflösung der KPD-A-null 1980 konnte man sich gar nicht so richtig freuen. Denn nur Jargon und Taktik wurden verändert. Und nun strömten sie raus aus ihrem Ghetto, hinein in die entstehende Partei „Die Grünen“. Als die KPD-AO sich auflöste, bekamen die Grünen ihren rechten Flügel.
Ach ja: Christian Semler! Über ihn schrieb Thomas Schmid (auch so einer!) in der Frankfurter Rundschau: „Anders als viele seiner politischen Weggefährten wurde Semler nie ein Renegat.“ Man weiß gar nicht, wie man das angesichts eines so verdrehten Lebenslaufs verstehen soll. „Er blieb … ein Linker.“ Blieb? Oder: wurde wieder? Jedenfalls landete er bei der Taz. Zwei oder drei Artikel von ihm habe ich gelesen. Na ja. Nicht ganz falsch und nicht ganz unklug, was er da geschrieben hat.

Ist ein rechtsradikaler Anwalt ein rechtsradikaler Anwalt?

Darf man einen rechtsradikalen Rechtsanwalt rechtsradikal nennen? Das Bundesverfassungsgericht sagt: Ja.

Pressemitteilung des Bundesverfassungsgerichts:

Bundesverfassungsgericht – Pressestelle –
Pressemitteilung Nr. 77/2012 vom 13. November 2012
Beschluss vom 17. September 2012
1 BvR 2979/10

Die Bezeichnung anderer als „rechtsradikal“ ist ein Werturteil und fällt unter die Meinungsfreiheit

Eine Person in einem Internetforum in Auseinandersetzung mit deren Beiträgen als „rechtsradikal“ zu betiteln, ist ein Werturteil und grundsätzlich von der Meinungsfreiheit gedeckt. Dies entschied das Bundesverfassungsgericht in einem heute veröffentlichten Beschluss vom 17. September 2012 und hob daher die angegriffenen Unterlassungsurteile auf. Es obliegt nun den Zivilgerichten, das Grundrecht auf Meinungsfreiheit des Beschwerdeführers mit dem allgemeinen Persönlichkeitsrecht der kritisierten Person abzuwägen.

Der Entscheidung liegen im Wesentlichen folgende Erwägungen zugrunde:

1. Der im zivilrechtlichen Ausgangsverfahren auf Unterlassung klagende Rechtsanwalt beschäftigte sich auf seiner Kanzleihomepage und in Zeitschriftenveröffentlichungen mit politischen Themen. Er schrieb unter anderem über die „khasarischen, also nicht-semitischen Juden“, die das Wirtschaftsgeschehen in der Welt bestimmten, und über den „transitorischen Charakter“ des Grundgesetzes, das lediglich ein „ordnungsrechtliches Instrumentarium der Siegermächte“ sei.

Der Beschwerdeführer, ebenfalls Rechtsanwalt, setzte sich in einem Internet-Diskussionsforum mit diesen Veröffentlichungen auseinander:
Der Verfasser liefere „einen seiner typischen rechtsextremen Weiterlesen

Breites Band oder schmale Spur?

Man stelle sich mal folgendes vor:
Ich schreibe ein Buch. Dann reiche ich das Manuskript bei Suhrkamp ein. Denn Suhrkamp ist ein großer Name, und ich will ja reüssieren. Aber der Suhrkamp-Verlag bescheidet mir: Nein, wir wollen Ihr Buch nicht verlegen, anbei erhalten Sie Ihr Manuskript zurück.
Wie würde ich in einem solchen Fall reagieren? Ich würde wohl sagen: Schade! Dann versuche ich es eben woanders. Außerdem würde ich nicht daran zweifeln, daß es das gute Recht eines Verlages ist, ein Manuskript von mir nicht anzunehmen.
Aber stellen Sie sich vor, ich würde ganz anders reagieren, nämlich so:
„Ich habe in meinem Buch nur die Wahrheit geschrieben, die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit! Der Suhrkamp-Verlag nimmt mein Buch nicht an! Also: Der Suhrkamp-Verlag unterdrückt die Wahrheit! Damit ist bewiesen: Der Suhrkamp-Verlag ist ein Teil des weltweiten Lügen-Kartells! Irgendwelche finsteren Mächte sind es (wahlweise: Freimaurer, Zionisten, Illuminaten, Bilderberger), die auf den Verlag Druck ausüben.“
Dann würde doch jeder sagen: Der ist plemplem.
Und man würde mir vielleicht noch attestieren, daß ich mich aus gekränkter Eitelkeit zu abstrusen Anschuldigungen versteige.

Aber genau das ist die Methode „Bandbreite“.

Die Anderthalb-Mann-Band „Bandbreite“ sollte beim UZ-Pressefest der DKP 2011 nicht auftreten. Bandbreite-Sänger Wojna sagte nicht etwa „schade“, sondern fuhr trotzdem hin, veranstaltete einen Aufstand, redete von Zensur und Meinungsterror etc. pp, verlangte, auftreten zu dürfen und fand auch Zuspruch bei Teilen des Publikums, die sich von der Zensur- und Meinungsterror-Schwadroniererei beeindrucken ließen (siehe DER METZGER 96).
Die „Bandbreite“ sollte beim Christopher-Street-Day in Duisburg 2012 nicht auftreten. Bandbreite-Sänger Wojna sagte nicht etwa „schade“, sondern fuhr trotzdem hin, veranstaltete einen Aufstand, redete von Zensur und Meinungsterror etc. pp, verlangte, auftreten zu dürfen, klebte sich ein Pflaster auf den Mund und stellte sich so auf der Bühne in Pose (siehe DER METZGER 101). Hier sucht sich nicht ein Veranstalter seine Künstler, sondern hier sucht sich ein Künstler seine Veranstalter aus, und sie sollen sich nach seiner Entscheidung richten, sonst…
Hier ist allerdings noch eine Kleinigkeit hinzuzufügen: Sowohl beim UZ-Pressefest der DKP, als auch beim Christopher-Street-Day war ein Auftritt von „Bandbreite“ ursprünglich vorgesehen gewesen. Sie wurde in beiden Fällen nachträglich wieder ausgeladen. Den Veranstaltern war erst nachträglich klargeworden, welches Kuckucksei sie sich da selbst ins Nest gelegt hatten.
Bandbreite-Wojna lebt von dem Mißverständnis, bei ihm würde es sich um einen linken Künstler handeln. Schließlich kann er darauf verweisen, für einige linke Veranstalter für einige linke Veranstaltungen engagiert worden zu sein.
Solchen Veranstaltern, namentlich der MLPD samt ihrem Umfeld, aber auch dem Friedensforum ist vorzuwerfen, daß sie, allen Hinweisen zum Trotz, Bandbreite-Wojna für seinen Etikettenschwindel Beihilfe geleistet haben.

 

Neues von der Schmalspur

Zufällig drauf gestoßen: Bei den „Ruhrbaronen“ war zu lesen (Auszüge):

… Der Raum im „Djäzz“ ist mit etwa 60 Leuten gut besetzt… An der Theke redet ein Mann im Bandbreite T-Shirt freundlich aber bestimmt auf einen Mitarbeiter ein, bei den vielen offenen Fragen könne man gar nicht anders, als “die offizielle Version” in Frage zu stellen. Irgendwas mit Flugzeugen. …
Schon beim Eröffnungsreferat gibt es die ersten Störungen. Ein Aktivist der LAG Queer (Linkspartei) versucht einen Überblick über den heutigen Abend zu geben. Es ist Wojna selbst, der das Fass ansticht, immer wieder unterbricht er den Redner mit Zwischenrufen. Der ist eigentlich gerade dabei zu erklären, dass man in der Kulturkritik nicht immer mit den Künstlern, sondern auch mal über die Künstler beziehungsweise über deren Werke diskutieren können muss. … Zwischenrufe Wojnas …
Es ist Günther Bittel, der die Kräfteverhältnisse hier im „Djäzz“-Keller offenbar werden lässt. Als der MLPD-Arzt zum ersten Mal die Worte „Rufschädigung“, „Hetze“ und „Tribunal“ in den Mund nimmt, kennt das Publikum kein Halten mehr: Das waren wohl die richtigen Signalwörter, um die eben noch besonnene Zuhörerschaft in einen pöbelnden Fanblock zu verwandeln. Beim Umschauen wird klar: Im Raum sitzen zu knapp 90 Prozent Anhänger der Bandbreite – und die haben ein verdammt hohes Erregungspotenzial. … Auf Bittels Plädoyer für die Bandbreite folgt der Neues Deutschland-Journalist Marcus Meier. Der holt – zugegebenermaßen recht kräftig – aus. … „Du Schreibtischtäter!!!“ brüllt ein Mann Mitte 50, und legt nach: “Du Giftspritzer!!“ DJ Torben und er lächeln sich süffisant an und nicken sich zu. Es war nicht sein letzter Auftritt heute Abend.
Als der Bandbreite-Auftritt bei einer Veranstaltung der rechtsradikalen SVP angesprochen wird, bricht es nun auch aus den Letzten heraus, „Lüge!!!“ „Lüge!!!“ wird das Podium angeschrien. … Das aber stachelt den Bandbreite-Fanmob nur noch mehr an, kämen hier nicht so viele aus der „Friedensbewegung“, es würden Barhocker fliegen. Alle schreien durcheinander, Hohngelächter … Bandbreiten-Wojna will sich die Show nicht entgehen lassen, seine Show. …
Laubenburg indes versucht zu erklären, warum er den Song „Kein Sex mit Nazis“ der Bandbreite ablehnt. „Der deutsche Faschismus wird erklärt durch die vermeintliche Homosexualität der Nazis“, sagt er. „Ist das eine linke Analyse? Nein, das ist antiaufklärerisch!“ Der Mittfünfziger Pöbler hat seinen nächsten Auftritt: „Meinungsdiktator!!!“, süffisanter Blick zu DJ Torben, gegenseitiges Zunicken. Seine cholerischen Ausbrüche werden zum Running Gag an diesem Abend. …
Eine Frau aus dem Publikum meldet sich. Es ist, natürlich, eine Verfechterin der „kritischen Nachfragen“. Sie will wissen, nach welchen Kriterien die CSD-Veranstalter das zu präsentierende Liedgut selektieren, formuliert es aber etwas umständlich: „Welche Lieder habt ihr worauf abgeklopft, wer wie wo was gedingsbumst wird?!“ Allgemeine Konfusion.
Es kommt zur erneuten Eskalation. Auf dem Podium entsteht eine hitzige Debatte zwischen Bittel und Meier. Es werden Faschismus-Analysen zerpflückt, aus dem Publikum heraus wird immer wieder gebrüllt und gepöbelt, der Mittfünfziger ist ganz vorne mit dabei. … Im weiteren Verlauf kommt Wojna noch recht oft zu Wort, er spult die übliche Platte ab, seine Schäfchen sind ganz aus dem Häuschen. Wojna-Ultras, sozusagen. Platz zwei seiner Aussagen geht definitiv an „Die IDF (Israel Defense Forces, d.A.) probiert an den Palästinensern Biowaffen aus!“ Unangefochten auf der Eins: „Bin ich Antisemit? Da vorne sitzt mein jüdischer Gitarrenlehrer!!“
… Nach guten anderthalb Stunden beendet Bischoff die Veranstaltung („Ich bin heute nicht schlauer geworden“). Der Mittfünfziger hat sich beruhigt. Der Bandbreite-Fanmob sieht zufrieden aus.

(Vollständiger Bericht auf http://www.ruhrbarone.de/ein-abend-mit-den-wojna-ultras/).

Was fällt auf?
– „Kritische Nachfragen“ sind solche Nachfragen, die die Konfusion von innen nach außen kehren.
– Mißtrauen gegen die „offizielle Version“ geht mit Vertrauensseligkeit gegenüber irrwitzigen Verschwörungsphantastereien einher. Wer von dem, was in der Zeitung steht, keinen Buchstaben und kein Komma glaubt, läßt sich nichtsdestotrotz die beklopptesten Schoten aus der Verschwörungs-Szene gern aufschwatzen. Ähnliches Beispiel: Leute, die ein übersteigertes Mißtrauen gegen Banken und Sparkassen hegen, sind ein gefundenes Fressen für Anlagebetrüger mit windigen Angeboten. Soll heißen: Übertriebenes Mißtrauen ist eine Steigerung der Leichtgläubigkeit.
– 90 % von etwa 60 ist über 50. Über 50 Schreihälse kann die „Bandbreite“ in einer Veranstaltung um sich scharen.
– Der Auftritt der Bandbreite bei der rechtsradikalen SVP wird mal schlicht bestritten („Lüge!!! Lüge!!!“), mal gerechtfertigt (siehe DER METZGER 96).
– Die Friedensbewegung war also auch dabei. Deren Reste sollten sich vorsehen, nicht zu einem Anhängsel der MüllPD zu werden, die wiederum von ihrer eigenen Banalität dahin getrieben wurde, das Ventilieren musikalischer Dummheit zu befördern.
– Wo es sowohl den Akteuren als auch ihrer Anhängerschaft an Urteilsfähigkeit, Geschmack, Bewußtsein und Argumentationskraft mangelt, findet der inszenierte Krawall seinen Resonanzboden.

Mit einem Wort: Die deutsche Linke, wie sie (heute) leibt und lebt! Eine Zusammenkunft frustrierter, fanatisierter Saal-Krakeeler. Da möchte man ja auch so „gern“ dazugehören. Daß sie – auch in diesem Zustand und mit solcher Werbung – noch eine Anhängerschaft findet: darauf braucht sie sich wirklich nichts einzubilden.

Zur Lektüre empfohlen: „Die letzten Tassen oder Der apologetische Kusselkopp“ und „Die Bandbreite eines Milieus“ in DER METZGER 96, bzw. auf der Homepage der DFG-VK Duisburg.
Über den speziellen Klops „Bandbreite und CSD“ in DER METZGER 101 („D.b.d., d.h.k.P.u.k.e.T“).