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Vergesst mir den Disco-Meier nicht!
Es gibt unter den Kulturschaffenden einige, die davon existieren, daß sie maßlos überschätzt werden (Wolf Biermann, Nina Hagen, Alice Schwanzer, Henryk M. Broder, Wolfgang Pohrt, Barbara Schöneberger – vor allem die!).
Zu den maßlos Unterschätzten unter den Kulturschaffenden gehört Disco-Meier (eigentlich: Maier). Da er im Eschhaus besonders den Jüngsten im Publikum was bieten wollte, wurde er von den Managern nicht für ganz voll genommen. Dabei hatte er wirklich gute Ideen. Ein denkender DJ! Er mußte um jedes bißchen Zugeständnis kämpfen. Der hatte es wirklich nicht leicht. Dauernd erzählte er von Ärger mit Vermietern, Ämtern etc.
Foto aus der Ausgabe März 1979 des Eschhaus-Heftes.
Was ist aus Disco-Meier geworden? Mögen sich wenigstens ein paar daran erinnern, daß der wirklich was drauf hatte. Und möge die Sonne auf seine Wege scheinen (und zwar dann, wenn er auf ihnen unterwegs ist).
Glückwunsch zum Geburtstag – einer von uns
Alles war, nix is mehr (5)
„Ich will doch auch den Frühling genießen“, sagte ich. Und was tu ich in so einem Fall? Ich gehe am Samstag/Sonntag durch die Stadt spazieren. (Das ist, wie ich schon sagte und zu wiederholen nicht müde werde, nicht die einzige Genuß-Variante. Aber auch heute ist von DIESER die Rede).
Beim Lehmbruck-Museum ins Fenster geschaut. Das sind doch lauter sorgfältig ins Regal gestellte Aktenordner, nicht? Schau ich da ins Büro? Oder ist das eine auf Büro-Ordnung bezugnehmende Skulptur?
Man hat ja schon erlebt, daß eine Putzfrau den Joseph-Beuys-Fleck wegwischte (wodurch es leichter fiel, zu erklären, was „Fluxus“ bedeutet). Hat hier vielleicht ein Kurator das Büro auf den Sockel gestellt?
Das Schöne an der Kunst ist ja, daß man es nie so genau weiß (soll heißen: daß man immer auch auf die andere Möglichkeit zurückgreifen kann).
Neue Marktstraße. Im ersten Stock wohnte Willi Kissmer. Den habe ich dort nur einmal besucht, obwohl ich nur zwei Straßen weiter wohnte (Goildstraße). Unten in dem Laden war eine Bäckerei. Der Willi Kissmer sagte, der Bäcker wäre ein „konservativer Anarchist“. Wer weiß!
Die Rolläden öffnen sich schon lange nicht mehr (weil keiner sie öffnet).
Und wie immer, wenn man was fotografieren will, hat jemand ein Auto davor gestellt.
Den Goldenen Anker gibt es auch schon nicht mehr (stattdessen jetzt: „Pianobar“). Dabei war der Goldene Anker eine Goldgrube: ein landesweit gerühmtes Striptease-Lokal – auch mal Schimanski-Location. Wenn man früher, was ich oft war, nachts auf Duisburger Straßen unterwegs war, wurde man oft von Leuten in Autos mit auswärtigen Kennzeichen gefragt, wo es hier zum Goldenen Anker geht. In den Sankt-Pauli-Nachrichten war über das Lokal mal ein großer Bericht. Es konnte passieren, daß man, wenn man sagte, daß man aus Duisburg kommt, erfuhr, daß man aus einer ganuz verruchten Stadt kommt (Goldener Anker).
Und jetzt?
Und jetzt alle:
„Nimm mich mit, Kapitän, auf die Reise!“
(Musik: Norbert Schultze, Text: Fritz Grasshoff).
Die Reise geht Richtung Basel oder Richtung Rotterdam. Oder: Rhein-Herne-Kanal.
Von Florida Table Dance verspreche ich mir gar nichts.
FORTSETZUNG FOLGT.
George Martin
Ich habe Ihnen diese Geschichte schon erzählt: Der Elektrogeräte- und Schallplattenhändler und Manager von Liverpooler Beat-Bands Brian Epstein hatte kein Glück, als er versuchte, seine Band „The Beatles“ bei der Plattenfirma Decca unterzubringen. Diese Musik, meinte man bei Decca, hätte keine Zukunft.
Die Jahrhundert-Fehlentscheidung von Decca erwies sich allerdings für die Beatles und für die Freunde guter Musik als Jahrhundert-Glücksfall. Denn dadurch trafen die Beatles bei EMI mit George Martin zusammen. Was wir als Beatles-Musik kennen, wäre ohne diesen erfahrenen, sachkundigen, experimentierfreudigen und kongenialen Produzenten nicht möglich gewesen.
Herausgekommen ist ein Jahrhundert-Klang. Wohl nie zuvor war ein so hohes künstlerisches und intellektuelles Niveau mit solcher Massenwirkung verbunden. Diese Musik steht – pars pro toto – für eine Entwicklung in der Weltkultur in der zweiten Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts. (Man kann ja auch umgekehrt feststellen, daß der Anti-Elitarismus in der Kunst nicht sämtliche Abendländer untergehen läßt, wie uns das die Konservativen einreden wollen).
Foto: Wikimedia Commons
Konstruktive Tonlage
Schon gehört? Freerock!
Ich habe ja am nächsten Samstag (übermorgen) schon was anderes vor.
Aber wenn Sie noch nichts vorhaben, überlegen Sie mal, da hin zu gehen:
Ehre, wem Ehre gebührt: den Wegbereitern.
Das Echo des Eschhauses ist noch längst nicht verklungen.
Und da fällt mir ein, daß ich ja für das nächste Duisburg-Jahrbuch einen Artikel über das Eschhaus schreiben soll. Gut, daß mir das jetzt wieder eingefallen ist.
P.S.: Sprich: „Lucky“, nicht „Lacky“.
Up Against …
…
In order to survive we steal cheat lie forge fred hide and deal
We are obscene lawless hideous dangerous dirty violent and young …
Come on all you people standing around
Our life’s too fine to let it die …
All your private property is
Target for your enemy
And your enemy is
We
We are forces of chaos and anarchy
Everything they say we are we are
And we are very
Proud of ourselves …
(Paul Kantner 1969 – Jefferson Airplane „Volunteers“).
Anders als immer wieder behauptet (und vor ein paar Tagen in einer Zeitung zu lesen) war Grace Slick NICHT Mitbegründerin der 1964 gegründeten Band JEFFERSON AIRPLANE. Ihre Vorgängerin war Signe Toly Anderson (bis 1966). Auf dem Debüt-Album „Takes off“ ist sie zu hören.
Auf dem Foto von 1966: Jorma Kaukonen, Paul Kantner, Jack Casady, Marty Balin, Signe Toly Anderson, Spencer Dryden.
Heute las ich: Signe Toly Anderson starb am 28. Januar, am selben Tag wie Paul Kantner.
Fotos: Wikimedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Kantner#/media/File:PaulKantnerPerforming.jpg
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:1966_Early_Jefferson_Airplane.JPG
Sich am Montag, 18. Januar im Grammatikoff eine CD vorspielen lassen
„Am Montag, den 18. Januar 2016 werde ich im Studio des Grammatikoff (Dellplatz 16 a) eine CD-Vorstellung abhalten“, gibt A.S.H. Pelikan auf seiner Homepage bekannt. Was hat es damit auf sich? Ich zitiere:
„Präsentiert wird meine im Mai 2015 erschienene Doppel-CD ‚Falsch abgebogen‘, auf der mehr als 30 Songs aus 40 Aufnahmejahren (1975 – 2014) versammelt sind.
Wenn ich an öffentliche CD-Vorstellungen denke, sind das eigentlich immer CD-Vorstellungskonzerte gewesen. Bei einem solchen könnte ich (mit Ausnahme der vier Solostücke auf diesem Album) aber nur den Aufbau der Lieder vorstellen und nicht das, was wirklich (in Duo- bis Sextettbesetzungen eingespielt) auf der CD zu hören ist. Beispielsweise die ‚Francis Serafini Band‘ featuring Pelikan on lead guitar mit Aufnahmen von 1975 in Berlin. Oder die Duisburg City Rock ‘n’ Roll All Stars live im Eschhaus 1979 und im Grammatikoff 2008.
Also spiele ich die ausgewählten Songs an diesem Abend einfach im CD-Player vor.
Weil aber auch das 32-seitige Booklet ein äußerst wichtiger Bestandteil dieser Veröffentlichung für mich ist, soll auch die informative Seite nicht zu kurz kommen. Und ganz nach dem Motto ‚Jeder Song hat seine Geschichte‘ werde ich ebendiese zuerst in einem kleinen (oder größeren) Vortrag zu Gehör bringen, bevor das entsprechende Lied dann beim gemeinsamen Musikhören aus den Lautsprecherboxen erklingt.
Wer also wissen möchte, was auf dieser Scheibe wirklich drauf ist und ob ich auch als Laberkünstler unterhaltsam sein kann, sollte sich den 18. Januar 2016 schon mal vormerken.
Der Eintritt beträgt 5 € (im Vorverkauf 4 € plus Gebühren) und wird beim eventuellen Kauf dieser CD als Rabatt angerechnet.
Einlaß: 19:30 Uhr
Beginn: 20:00 Uhr“
Da können Sie ruhig hingehen. Frau Uta Binz kommt bestimmt nicht.
Um diese CD geht’s.
SoS (69-78)
Am 29. Dezember 1975 wurde im Eschhaus der Film „Switch on Summer“ zum ersten Mal gezeigt. Anläßlich des 40. Jahrestages der Welturaufführung werden hier in loser Folge 100 Stills aus dem Film zu sehen sein.
Bis zum 29. Dezember 2015 sollte das eigentlich durch sein, und jetzt sind wir immer noch dran.
Bild oben: Helmut Ernst (rechts) kauft den METZGER (gestellte Szene). Die Szene entstand auf dem allerallerersten Flohmarkt in Duisburg, Bahnhofsvorplatz 1973.
Strähler sitzt an meinem Schreibtisch.
Ich sitze an meinem Schreibtisch.
Ich sitze an meinem zweiten Schreibtisch.
Habt Ihr gesehen? An der Wand, links, hängt ein Plakat der Bröselmaschine. Ja, auch ich war mal in ’ner Band.
Hören Sie mal!
Wir schenken uns doch wat
Ich weiß, ich weiß! Wir schenken uns doch wat.
Und wenn schon, warum nicht auch denn schon?
Sie wollen, daß nicht nur das letzte, sondern auch das vorvorletzte Buch von mir unter die Leute kommt?
Helmut Loeven: Die Vegetarier von heute sind die Kannibalen von morgen. Das philosophische Kabarett. 177 Glossen (Sie können Gedanken lesen). Situationspresse 2003. 192 S. ISBN 3-935673-20-5. 10 Euro.
Sie wollten immer schon eine Emanze frühstücken? Gar nicht nötig. Das wirkt noch besser:
Marvin Chlada: Dialektik des Dekolletés. Zur kritischen Theorie der Oberweite. Alibri Verlag 2006. 128 S. 12 Euro
Mit „Falsch abgebogen“ sind Sie in der richtigen Richtung:
Falsch abgebogen (The Best of Pelikan – The Rest of Pelikan. Doppel-CD). 17,50 Euro.
Sie sagen es (auch wenn ich es nicht hören soll): „Der empfiehlt jetzt bestimmt wieder ein Buch von der Autorin. Gestern sagte er: ihr bestes Buch. Heute sagt er bestimmt: eins ist besser als das andere.“
Lütfiye Güzel: Pinky Helsinki. Notizen … Go-Güzel-Publishing Duisburg 2014. 80 Seiten Paperback. 10 Euro.
Denn ein Buch ist besser als das andere.
Der Mann findet die richtigen Worte und gibt ihnen Klang!
Werner Muth: Nachtaufnahme. Eine Hörrevue. CD 15 Euro
Gestern dachten Sie: Ach, was sind das für schöne Weihnachts-Postkarten! Ach, gäbe es doch mehr davon!
Gibt es! Schauen Sie:
Das alles und noch viel mehr in der B.handlung Weltb!
(Gneisenaustraße 226, Duisburg-Neudorf), auch als Versandbuchhandlung bemüht und beliebt.
Kurbeln Sie die Konjunktur an. Aber nicht irgendeine. Weltbühne muß bleiben.
SoS (13-20)
Heil dir im Siegerkrands, Sänger des Vaterlanz
Xavier Naidoo soll für das Deutsche Reich singen, hat die ARD entschieden.
Läßt sich die ARD denn jetzt von der Montags-Friedenswahnmache beraten?
„Ausgerechnet Xavier Naidoo soll Deutschland beim Eurovision Song Contest vertreten. Was die ARD da selbstherrlich im Hinterzimmer entschieden hat, ist der blanke Hohn“, kommentiert Carolin Gasteiger in der Süddeutschen Zeitung. „Wenn Xavier Naidoo Deutschland beim ESC vertritt, wirkt das so, als würde man Matthias Matussek zum Bundespräsidenten küren.“
Hat der ARD-Unterhaltungsfritze Thomas Schreiber nicht gewußt, mit wem er es zu tun hat? Dann ist er bloß dumm. Oder war es ein Unterwanderungsversuch? Dann ist er ein Provokateur. Für letztere ebenso wie für die erstere Möglichkeit spricht, daß er „wußte“, daß X.N. „polarisiert“. Dann hat er sich den X.N. gefragt, ob er wirklich so fies ist wie alle sagen. (So kriegt auch Bandbreite Jobs).
Aber der „schlechte Scherz“ (SZ) findet doch nicht statt. Für den gekürten und wieder abgesetzten Reichsbotschafter ist das „ok“: „Mein Einsatz für Liebe, Freiheit, Toleranz und Miteinander wird hierdurch nicht gebremst.“ Daß Begriffe wie Freiheit und Toleranz zu inhaltslosen Phrasen zerquasselt werden, wird auch nicht gebremst.
ARD-Tollpatsch Schreiber: Die laufenden Diskussionen könnten dem ESC ernsthaft schaden. „Aus diesem Grund wird Xavier Naidoo nicht für Deutschland starten.“
Das ist wiederum schade. Es wäre doch schön, wenn diese europäische Bombastik-Bumm-Schau kaputtzukriegen wäre. Da könnte ein Vertreter des deutschen Kaiserreichs vielleicht doch nützlich sein.
Wer weiß, wo das alles noch hinführt. Vielleicht werden demnächst, wenn „Deutschland“ dran ist, zwei Sänger gleichzeitig gegeneinander singen (siehe Zeichnung).
Bitte lesen Sie die Xavier-Naidoof-Titelgeschichte in DER METZGER Nr. 114.
Pelikan kündigt Liwa an
und sich selbst.
Es wurde schon kurz angemeldet in der WAZ, jetzt erfahre ich es in Pelikans eckigem Rundbrief (ich zitiere):
Zweitens:
In der nächsten Woche werde ich (zum ersten Mal seit meinem Jubiläumskonzert im Mai 2013) mal wieder auf der Bühne stehen. Wenn auch nur für 3 Songs. Möglich gemacht hat das der in meinen Augen beste Duisburger Liederschreiber, Tom Liwa, der am Donnerstag, den 22. Oktober im Steinhof (in Duisburg Huckingen – aber nicht im großen Saal, sondern im viel familiäreren Turmzimmer) ein Solokonzert gibt. Er wird dabei auch seine neue CD vorstellen und hat mich kürzlich gefragt, ob ich an diesem Abend nicht als Gast mitwirken wolle. Und nachdem ich noch 3 einfach zu spielende Stücke gefunden habe (damit ich nicht so viel üben muß / 2 davon übrigens von meiner aktuellen CD), habe ich mit Freuden zugesagt. Das wird dann der erste Pelikan-Auftritt mit über 60 sein. Hurra.
Foto: Tom Liwa, fotografiert auf dem Ruhrorter Kunstmarkt
Auf zweitens folgt ja normalerweise erstens. Und da ist zu lesen:
Erstens:
In meinem letzten Rundbrief (vor einem halben Jahr ungefähr) hatte ich euch mitgeteilt, daß ich euch benachrichtigen würde, sobald meine aktuelle Doppel-CD „Falsch abgebogen“ (mit Aufnahmen von 1975 – 2014) auch in ausgewählten Läden zu bekommen sei. Und irgendwie habe ich diese Mail dann glatt verschwitzt, was ich hiermit nachholen möchte. Die ausgewählten Läden sind (wie immer):
– Helmut Loevens „Buchhandlung Weltbühne“ auf der Gneisenaustr. 226 in DU-Neudorf
– Dirk Rosenbergers Plattenladen „Red Rose Records“ auf dem Sonnenwall 36 in DU-Mitte
Der Preis ist jeweils gleich: 17,50 €.
Bisher ist dies noch meine schlechtverkaufteste CD, aber ich bin zuversichtlich, daß sie in der Endabrechnung auf den fünften Platz (von insgesamt sechsen) vorgerückt sein wird. Hurra.
Wenn eine CD schlechtverkauftest ist, dann ist das nicht schlimm, wenn sie gutverkauft ist.
MAN KANN HIER
dazu beitragen, daß „Falsch abgebogen“ auf den fünften Rang klettert,
ODER
beziehungsweise
ODER AUCH
dazu beitragen, daß die fünft-, viert-, dritt-, zweit- und erstrangige CD dem Ansturm der jetzt noch sechstrangigen CD standhält (denn ständig sind alle sechs hier erhältlich).
Nicht jeder findet das gut: LSD ins Trinkwasser.
Einige Passagen meiner Lesung im Syntopia am 17. September 2015 wurden gefilmt. Heute zeige ich euch: LSD ins Trinkwasser.
Über den Besuch eines Beamten ist ebenfalls was zu erfahren.
Dies ist das Notat Nr. 888. Das kann doch kein Zufall sein.
Heute lasse ich den Koffer fliegen
Falsch abgebogen
Gucken Sie mal hier:
Das neue, das sechste Album von Pelikan ist erschienen und ab sofort in der Buchhandlung Weltbühne erhältlich:
Falsch abgebogen (The Best of Pelikan – The Rest of Pelikan. Doppel-CD).
Damit ist der Zyklus, der 2008 eröffnet wurde, abgeschlossen, der zu einem großen Teil aus älteren Liveaufnahmen besteht. Für diese neue CD wurden Aufnahmen von 1975 bis 2014 verwendet.
Erhältlich ist diese CD in der Buchhandlung Weltbühne für 17,50 Euro (im Versand zuzüglich Versandkosten). Erhältlich sind auch noch die bisherigen CDs.
Mehr über die neue CD (welche Stücke, welche mitwirkenden Musiker erfährt man hier.
Alles war, nix is mehr (3)
Im vorigen Jahr bin ich nur einmal im Wald gewesen. Dann kam ein Sturm, und in den folgenden Monaten wurde wegen der Gefahr durch herunterstürzende Äste vom Betreten des Waldes (mehr oder weniger administrativ) dringend abgeraten. Erst im Spätherbst wurde der Wald wieder „freigegeben“, aber dann gehe ich kaum in den Wald, weil es dann so früh dunkel wird.
In diesem Jahr kam der Frühling wieder mit einem Sturm, der Äste zerbrach. Wieder hieß es: Meiden Sie erstmal den Wald.
Also verlegte ich meine Erkundungsgänge vollends in die besiedelten Teile meiner Heimatregion – ohne Bedauern, weil für mich seit je das Erkunden zwischen Mauern dem Erkunden zwischen Bäumen mindestens gleichrangig ist.
Allerdings birgt auch die Großstadt Ast-Gefahren (erinnern Sie sich an Ödön von Horváth).
Hohe Straße, also in „bester City-Lage“: Hinter den gelben Klinkersteinen war der erste (und eigentlich auch einzige jemalige) Head Shop, gegründet 1971 von Lutz Ringer (Bröselmaschine). Monatsmiete: 500 Mark. Zwei Räume. In den hinteren Raum drang nur die informelle Tee-Gesellschaft vor. Der Laden hieß „Knubbels Garten“, weil er Teil des Törn-Projekts „Knubbel Afa“ war. In der Zeit seines Bestehens an dieser Stelle (!) war Knubbels Garten einer meiner Lieblings-Aufenthaltsorte.
Gegenüber davon: Damals war das ein Pommes-Restaurant: Nix als eine Pommes-Bude, aber groß wie ein Restaurant. Hieß: „Pferdestall“ (wohl wegen der rustikalen Holz-Innenarchitektur) und war ein „Szene-Treff“ (wie man heute sagen würde). Ja: die „Freaks“ ernährten sich teilweise auch von Pommes Frites und Curry-Freakadellen und derlei. Da war man noch ganz unverkrampft.
Später war da drin dann ein Französisches Restaurant. Die hatten sogar einen Michelin-Stern.
Und jetzt ist das da. Kurz nachdem ich das Foto aufgenommen hatte, ging da so’n Kerl rein mit Kampfhund. Wenn der ohne den Hund gewesen wäre, hätte ich gedacht: Jetzt fehlt nur noch der Kampfhund.
Rudi Kalamees zog mit seinem einträglichen Schallplattenladen „Disc“ auch auf die Hohe Straße, in den Eck-Laden am Buchenbaum. Der hatte mehr Platz als er brauchte und einen zweiten Eingang. Also zog Knubbels Garten ein paar Häuser weiter als Rudis Untermieter (Monatsmiete jetzt 300 Mark). Knubbels Garten war, wo jetzt „Sun Express“ drüber steht.
Niedrigere Miete klang verführerisch. Und von dem viel frequentierten Plattenladen (nur Freak-Musik) kam man direkt in den Head Shop, ohne trennende Tür dazwischen. Aber so gut war das nicht. Man kam sich plötzlich vor wie in einer Kneipe, in der aber nichts richtig funktioniert. Außerdem: Nachbar zur Rechten war das berüchtigte Prosesse (was ein Anagramm von „Espresso“ ist) für Hardcore-Freaks. Da war es mit der Ruhe vorbei.
Und: Rudi Kalamees war ein Katastrophen-Mensch. Katastrophen Menschen leben nicht nur in der Katastrophe, sondern ventilieren sie auch.
Den Plattenladen machte er zu und stattdessen dort eine Kneipe auf mit dem phantasievollen Namen „Pub“. Da wurde er aber bald ausgebootet, nachdem er den Lutz und seinen Head Shop ausgebootet hatte. Die Frühgeschichte enthält nicht nur Ruhmestaten.
Der wohnte da auch nicht mehr über dem Laden. Da wohnte dann der Karl Hellbach (Bruder von dem Bröselmaschine-Schlagzeug-Tushita-Mike Hellbach). Der hatte sein Zimmer (Fenster über der Kneipentür) ganz schwarz tapeziert. Das machte nichts, denn ich mußte da ja nicht länger bleiben als ab und zu mal zu Besuch.
Knubbels Garten ging kaputt durch zu viel Kollektivität (jawohl!). Außerdem hatte Inhaber Lutz sich auf den Weg gemacht zu einem längeren Auslandsaufenthalt, ohne die Vertretung zu regeln. Ich war damals mit meinem Zivildienst noch nicht zu Ende und hatte tagsüber keine Gelegenheit, den Laden unter eigener strenger Regie zu leiten. Ich hätte erstmal die ganzen Schnorrer rausgeschmissen, die immer die Einnahmen des Vortages verfrühstückten.
Exkurs: Den Eschhaus-Buchladen habe ich als eine Chance gesehen, die kurze Tradition von Knubbels Garten wieder aufzugreifen. Aber da haben wir (Magda und ich) gesagt: Da lassen wir uns von keinem reinreden! Hier herrscht die Autokratie der Künstler! Das haben manche uns übelgenommen.
Der Spiegel berichtete sogar über das ins Chaos abgleitende Projekt. Aber darüber habe ich hier ja schon mal berichtet (ja! Klicken Sie!). Der türkise Pfeil zeigt auf Anne.
An der Ecke war ein Espressomaschinen-Café. Und was ist da heute drin? Ein Friseurladen. Natürlich.
In der Galerie Kugel sind Originale von Uecker ausgestellt. Echte Ueckere!
Wenn ein Flachdach-Gebäude im Kantpark steht, wird Karl Kraus zitiert.
Ganz früher war hier die Stadtbibliothek drin, später das „Heimatmuseum“ (heute: Stadt- und Kulturhistorisches Museum). Jetzt sind da Räume für die Bildende Kunst.
Gegenüber: Was ist jetzt eigentlich da drin, wo früher das Shalom drin war? Natüüürlich! Ein Friseurladen. Was sonst!
Eine Tür weiter. Das ist die Kneipe, in der im November 1972 die Eschhaus-Initiative gegründet wurde. Warum die Tür, die ursprünglich weiter rechts war, zugemauert wurde und eine neue Tür an der jetzigen Stelle eingerichtet wurde, verstehe ich nicht.
Alles war, nix is mehr. Man kann kaum noch schnell genug fotografieren, wo blinde Zerstörungswut tobt.
Oberbürgermeister Sören Link ist ein Gauch.
Da hätten wir den Sauerland ja gleich behalten können.
Ich habe die mit der Industrialisierung entschwundene Bezeichnung „Gauch“ genutzt. Ich wollte durchaus nicht „Gauck“ schreiben. Ich will ja niemanden beleidigen.
Sosoo! Jajaa! 37 Jahre Esoterik für die Allerdööfsten
Ein Buchverlag (spezialisiert auf Pop-Musik-Themen) hat mir eine dieser E-mails geschickt. Mir wird mitgeteilt, daß Nina Hagen 60 Jahre alt geworden ist.
Aha.
Und?
Ja, in dem Verlag ist ein Buch erschienen, von oder über Udo Lindenberg. Irgenzone Sammlung von Udo-Lindenberg-Aussprüchen oder sowas. Und Nina Hagen hat dazu ein Vorwort geschrieben.
Soso.
Ich schau im VLB nach. Das Buch ist 1998 erschienen. Der 60. Geburtstag von Nina Hagen ist also der herausragende Anlaß, an den 17. Jahrestag des Erscheinens eines Buches zu erinnern, zu dem Nina Hagen so eine Art Vorwort geschrieben haben soll. (Das erinnert mich an Nordkorea. Dort gibt es einen Staatsakt anläßlich des 23. Jahrestages einer Rede von Kim Il Sung bei einem Bankett in der Rumänischen Botschaft).
Und was hat sie geschrieben? Einen zusammenhängenden Text? Das nun gerade nicht, sondern allerhand über „göttliche Abstammung – Hohepriester – prophetische Antennen“, das übliche Gequassel.
Irgendwann, von einem Tag auf den anderen, wurde im Eschhaus fast nur noch Nina Hagen gespielt. Man konnte an einem beliebigen Tag sich eine halbe Stunde lang im Eschhaus aufhalten und hatte mindestens drei mal „Unbeschreiplisch!! Weiplisch!!“ gehört bzw. „Ich glotz TV“.
Soll ich Ihnen mal was sagen? Ich habe kein Wort davon geglaubt. Das war doch nicht echt! Das war doch vor dem Spiegel eingeübte Pose. Das war doch was für Doowe. Das war doch was für Leute, denen man alles andrehen kann. Das war: Schlagerindustrie entdeckt Punk. Als (einer der) Erschaffer des Eschhauses schämte ich mich wegen der Anspruchslosigkeit, die hier manifest wurde. Das war Punk für Spießer (damit die Spießer, wenn man „Punk“ sagte, „aha!“ sagen konnten). Merkt denn keiner, daß das Tinnef ist?
Da stimmte doch gar nichts. Oder doch?
Was Kleinfritzchen sich unter „Punk“ vorstellt: Genau das ist es auch.
Irgendwann, an einem Samstag Nachmittag, erreichte mich ein Anruf von Ernst Meibeck. Ernst Meibeck war der langjährige Geschäftsführer des Eschhauses. Der hat, aus Gründen, die ich nie erfahren werde, mir dauernd Schwierigkeiten gemacht. Und nun war er auch wieder im Begriff, mir Ärger zu bereiten.
Er wußte leider, daß ich ca. 50 Meter entfernt vom Universitätsgelände wohne. Und an diesem Samstag sollte im Audimax Nina Hagen auftreten. Er bat mich, ich solle doch mal rübergehen und der Nina Hagen ausrichten, daß sie den Meibeck im Eschhaus anrufen soll.
Und was tat ich? Ich ging tatsächlich rüber, sah vor dem Gebäude LA einen Möbelwagen rumstehen, und sonst rührte sich nichts.
Ich ging wieder nach Hause, rief den Meibeck an und sagte, die Türen zum Gebäude LA wären geschlossen gewesen, kein Reinkommen, nichts. Den Möbelwagen verschwieg ich. Ich hatte nicht ausprobiert, ob die Eingänge offen oder abgeschlossen waren. Ich bin nur hin und zurück gegangen, um im richtigen Zeitabstand den Meibeck anzurufen. Ich wäre doch nie da reingegangen, um irgendeinen Rodi auch mal Chef sein zu lassen!
Warum ist der Meibeck da nicht selbst hingegangen? Der hätte es fertig gebracht, bis in Nina Hagens Künstlergarderobe vorzudringen. Der wäre auch bis zu Mick Jagger vorgedrungen.
„Allein! Die Welt hat mich vergessen!“ Leider nicht!
Nina Hagen hat in der Skala der hoffnungslos überschätzten Personen (Henryk M. Broder, Alice Schwarzer, Wolf Biermann, Barbara Schöneberger) den Spitzenplatz inne. Sie ist das seltene Beispiel eines Stars, der noch bekloppter ist als seine Fans. Den zur Schau gestellten Seelenzustand als „regressiv“ zu bezeichnen ist schon ebenso untertrieben wie ihr Auftreten als „overstyled“ zu bezeichnen. Noch’n Vogelkäfig als Ohrring, und kein Blick in die viel zu oft eingeschaltete Kamera ohne dieses Fratzenschneiden. Kindsköpfe, denen es peinlich ist, einfach so zu sein wie sie sind, erkennt man an der Grimasse und an ihrem aufdringlichen Herumgehampel. Und ein Gerede, das allen, denen sie ihre Fürsprache spendiert, peinlich sein müßte! Esoterik für Doowe. Aliens für Saudoowe. Dieser ganze Humbug! Jahrzehntelang nur Scheiße reden: Das ist keine Leistung, die Anerkennung verdient.
Bei irgendeiner Kundgebung der Friedensbewegung (wo war’s? In Büchel glaub ich) durfte auch Nina Hagen auftreten. Ich dachte: Ist es schon so weit? Und ich dachte: Jetzt kann es eigentlich nur noch schlimmer kommen.
Und das ist es ja auch.