Wer die Wahl hat, hat Automat

Wissen Sie was? Dieses Foto (vom Foto), aufgenommen im April (auf dem Sternbuschweg) ist so nett, das nehme ich vielleicht als Cover für METZGER Nr. 124. Oder später. Gucken Sie mal rechts unten.

Nachtrag:
Der Kandidat spricht:
„Wenn ich die Wahl tatsächlich verlieren sollte, dann will ich Herbert heißen und nur noch Dächer und Fassaden reparieren.“

Wer die Wahl hat, hat das Plakat

Ich wüßte einen netten Slogan:

The sky is blue,
Sahra Wagenknecht wähle du!

Wie man mit dem Namen Sören bei der SPD Karriere machen kann! Zu den Grünen in der Anfangsphase würde sowas passen. Sören klingt doch irgendwie so wie Holger oder Torsten oder Pfosten, irgendwie nach Ikea. Sozialdemokraten müßten sozialdemokratische Namen haben, so wie Heinz oder Franz oder Kurt oder Jupp oder Kalleinz.

Was will der Politiker damit sagen? Rechnen kann er auch nicht.

Was soll diese Aussage aussagen?
Politik für Arbeiter*innen will man, Milliardäre will man nicht? Oder wollte man sagen: Politik für Arbeiter*innen statt für Milliardäre?
Aber wieso nur für die Arbeiter*innen? Was ist mit den Arbeitern*außen?
Briefträger, Müllmänner und Serviererinnen der Gartenlokale aller Länder, vereinigt euch!

Was soll denn mit diesem Slogan und dem Steckbrief-Foto gemeint sein? Daß die Ganoven sich jetzt um die Sicherheit kümmern? Zu „FDP regiert“ würde das passen.

Jahrgang 1965, und dann will der schon mitreden? 1965 konnte ich schon Latein, und der konnte noch gar nichts.
Die ersten vier Jahre meines Lebens verbrachte ich auf der Großenbaumer Allee (in Buchholz). Zwei Häuser weiter wohnten Mahlberg. Der Herr Mahlberg hatte ein Motorrad, da durfte ich mal mitfahren, über den Hof ein paar Runden, so ’ne Art privates Hinterhof-Karusell, nur für mich. Als der CDU-Mahlberg geboren wurde, wohnten wir schon 12 Jahre nicht mehr auf der Großenbaumer Allee. Ich habe also nichts damit zu tun!

Jaja, das Original: die Dekapée. Die wähle ich.

Ich bin da sogar Mitglied. Wußten Sie das?

Das erinnert mich an den Film „Sein oder nicht sein“.
S C H U L Z !

Widsorknoten ist wieder in?
Wir hatten einen Bundeskanzler namens Schmidt. Warum also nicht Schulz? Meyer und Müller kommen dann irgendwann auch mal dran.

Da ist die ja schon wieder! Und da hinten nochmal!

Über den Verlust durch Gewinn

Bei der Wahl zum Britischen Unterhaus am 8. Juni hat die von der Premierministerin Theresa May angeführte Konservative Partei nicht nur die meisten Stimmen und die meisten Mandate bekommen, sondern auch noch einen beachtlichen Stimmenzuwachs erreicht, wodurch aber nicht verhindert wurde, daß diese Partei als Verlierer dasteht und ihre Spitzenkandidatin in der Öffentlichkeit dasteht als eine, der man eine Sahnetorte ins Gesicht geschmissen hat.
Die Konservativen (auch Tories genannt) bekamen 42,4 Prozent der Stimmen, das sind 5,5 Prozemntpunkte mehr als bei der Wahl vor zwo Jahren – ein Stimmenzuwachs, von der hierzulande die CDU nur träumen kann.
Nur eine Partei verzeichnete einen größeren Stimmenzuwachs, nämlich die Labour Partei, die 40,0 Prozent bekam und damit 9,5 Prozentpunkte Zuwachs. Davon kann hierzulande die SPD noch nicht einmal träumen.
Die anderen Parteien – die Liberalen, die Nationalisten- und Regionalparteien etc. machten alle Verluste. Am härtesten traf es die faschistische UKIP, die ihrem Namen Ehre machte, indem sie von 12,6 auf 1,8 Prozent schrumpfte, nicht mehr in Unterhaus vertreten ist und somit komplett umkippte.

Blick zurück in den Wahlkampf. Aus einem Korrespondentenbericht in der Frankfurter Rundschau (3.6.):

Von dem britischen Wahlsystem, dem Mehrheitswahlrecht, habe ich nie was gehalten. Aber wenn es ermöglicht, die wahlgewinnende Thatcher-Nacheifererin als Nulpe dastehen zu lassen, hat es auch mal was Gutes gehabt.

Zeitung von vorgestern


Fand ich lustig.
Regt sich bei Ihnen manchmal Mitleid mit der SPD? Dann hören Sie ihr doch mal zu – besonders, wenn von denen jemand über uns redet.
„Rotrotgrün“ ausgeschlossen – jetzt ist sie selber ausgeschlossen.
Der Hochmut der Frau Kraft kommt vor ihrem Fall.

Da wir vorgestern hier …

… von Kamelen redeten:
Ich hab ja selber keinen Fernsehapparat mehr (ist kaputtgegangen), kriege nur dann was vom Fernsehprogramm mit, wenn ich irgendwo bin, wo ein Fernsehapparat eingeschaltet ist.
Ich war bei meiner Mutter zu Besuch, und da lief die Sendung von Günther Jauch, wo der Höcke (AfD) das Fähnchen auf die Armlehne legte und dann redete.
Und redete.
Meine Mutter rief entsetzt: „Was ist der? Lehrer??“
Der ist sogar beamteter Lehrer, Oberstudienrat, vom Schuldienst freigestellt, und er kann jederzeit in den Schuldienst zurückkehren.
Wäre es da nicht besser, wenn die AfD in den Bundestag kommt, weil der Höcke vor dem Plenum weniger Schaden anrichtet als vor einer Schulklasse – vorausgesetzt, er stellt sich da genauso dämlich an wie bei dem Jauch. Er könnte die Pläne zu einer CDU/CSU/AfD-Koalition im Keim ersticken, wenn er zu heftig gegen die Merkel hetzt. Aber darauf spekuliert ja der Seehofer. Man kann sich heute auf gar nichts mehr verlassen.

Kommt und holt euch den neuen Metzger!

DER METZGER, das satirische Magazin. Neu: Nr. 122.
Und das steht drin:

Jakop Heinn: Das Geheimnis des Erfolgs. Trump und seine Leute: Pleiten, Pech und Pannen. Aber gerade das ist das Geheimnis ihres Erfolgs.

Helmut Loeven: Franz Josef Erdogan. Wie würden die Deutschdeutschen wohl abstimmen, wenn IHNEN ein Referendum a la Erdogan vorgelegt würde?

Ulrich Sander: In unserem Land die Kriegspläne durchkreuzen. Rede auf der Ostermarsch-Kundgebung in Gelsenkirchen.

Ardy Beld: Karikaturen.

Ottokar Grobe: Sowas müßte verboten werden. Knötter-Kommentar (zum Lachen).

Chantal Könkels: Gut gerüstet mit Wahlzetteln. In Zeiten wie diesen muß man alles selber machen, auch Wahlkampf.

Kommentar zur Lage April 2017. Die DFG-VK Duisburg nimmt Stellung zur Eskalation in Syrien durch die USA.

Helmut Loeven: Das philosophische Kabarett. Diesmal: „Was wir heute bauen sind die Slums von morgen“; Wir haben den falschen Ozean; Der Chor der Kassiererinnen; Von der Nutzlosigkeit nützlicher Erfindungen; Fernseh kaputt – alles kaputt; SPD wählen muß nicht sein.

Lina Ganowski: La Notte. Diesmal: „My sweet Lady Jane“. Schön, klug, couragiert und auf unserer Seite: Jane Fonda. Wir erinnern uns gern.

Pauschalchueche. An den Comiczeichner Antonholz darf man sich erinnern.

Les pères de la libelle. Patrick Schreiner über Sebastian Friedrich.

Wer jetzt noch an Zufall glaubt … Die geheimen Zeichen der Bilderberger: überall sind sie zu sehen. Und was passiert? Die Menschheit im Griff der Verschwörer! (Wer das ernst nimmt, ist verloren).

Anna Driba: „Übers Lesen und Schreiben“. Brief an ihre Cousine. Und die Frage: Heißt es „eigenes Dazutun“ oder „Eigenes dazu tun“?

Das Heft kostet 3 Euro.
Besorgen! Bestellen! Schicken lassen! Oder in der Buchhandlung Weltbühne kaufen! Lesen! Weiterempfehlen! Draus zitieren! Und schließlich: Abonnieren! Denn: Wer abonniert, hat mehr von Metzger.

Und überhaupt

Bei den Wahlen zu den Parlamenten des bürgerlichen Staates ist heute die Vorhersehbarkeit geringer als früher.
Nur zwei Vorhersagen können für die Landtagswahl in NRW am kommenden Sonntag als sehr wahrscheinlich gelten:
1. Die AfD „kommt rein“.
2. Für die „Piraten“ ist nächsten Sonntag „last exit“.
Die Unwägbarkeiten:
Bleibt die FDP drin? Gewinnt sie sogar noch hinzu? (Dann kann Üfdüpü-Lindner sich am Wahlabend in nichtssagender Selbstzufriedenheit präsentieren).
Bleiben die Grünen drin?
Kommen die Linken wieder rein?

Ansonsten: Weiß ich nicht.
Laschet vor Kraft? Oder nicht?

Ich glaube: Für die SPD gibt es eine Pleite. Kraft verliert, vielleicht sogar so viel, daß sie das Amt an Laschet abtreten muß. Wenn die Grünen rausfliegen, dann sowieso.
Wie war das noch vor 5 Jahren? Kraft auf dem Höhepunkt! Kraft als DIE Kraft! Kraft muß Bundeskanzlerin werden. Und heute?
In Zeiten, in denen bei Wahlen Argumente, Orientierungen und Wertvorstellungen eine abnehmende Bedeutung haben, orientierungslose (Miß)Stimmungen eine umso größere, ist alles dem Zufall oder dem Unfall überlassen.
So kann’s gehen. Und das hat die sich nicht selbst vermasselt. Krafts SPD-grüne Koalition hat zwei Schwachstellen. Selbst wenn die Kraft alles richtig macht: Was nützt es, wenn sie diese beiden Klötze am Bein mit sich schleppt?
Die eine Schwachstelle ist das Streber-Image der Grünen. Die gelten jetzt mehr so als Spaßbremse, als besserverdienende Besserwisser. Inwieweit das ungerecht ist, sollen andere drüber nachdenken.
Jedenfalls: das färbt ab.
Die andere Schwachstelle ist der Innenminister Ralf Jäger. Das ist der Unglücksrabe der NRW-Landesregierung. Selbst wenn der alles richtig machen würde: Was nützt es, wenn alle finden, daß das alles falsch ist? Wenn der über Wasser gehen könnte, würde es heißen: Habt ihr gesehen? Schwimmen kann er auch nicht.
Es gibt genug Gründe, den nicht zu mögen. Siehe hier und hier und hier. Aber wer weiß das schon! Der muß weg, weil — der weg muß. Und überhaupt.
Das färbt ab.

Die Presseagentur GrossArt hat recherchiert, daß die CDU im Wahlkreis Duisburg-Meiderich auf den Aushang eigener Plakate verzichtet, stattdessen Werbung für den Wahlkreiskandidaten der SPD (Ralf Jäger) verbreitet.

Nichtzutreffendes streichen

Also, ob ich die Partei, die doch auch meine ist, angesichts der Art, wie sie um die Stimmen der anderen wirbt, wählen werde, das muß ich mir noch überlegen.
Da steht nicht: „Kommunisten wählen“.
Da steht auch nicht: „Kommunistinnen und Kommunisten wählen“. Das wäre ja dann auch wieder zu lang.
Darum steht da: „KommunistInnen wählen“. Früher stand das „I“ wie „Idiot“ am Anfang.
Carl Weissner äußerte sich verständnislos über die „Sprache der Linken“: „Das ist eine Bürokratensprache. So kann man das nicht machen, wenn man etwas Neues schaffen will.“

Wenn diese Sprache überhaupt noch mehr ist als bloße Angewohnheit, dann ist sie untertänige Anbiederung an das Milieu, in dem die Aufpasser (nebst Innen) den Jargon restaurieren.

Wer hätte etwas gegen Sauberkeit im Haus? Aber der Putzteufel macht das Haus unbewohnbar.
Wo Sprach-Wächter (nebst Innen) walten, soll (und kann) die Sprache auch nicht mehr der Verständigung dienen, sondern wird zum Nachweis der Angepaßtheit an unhinterfragbare Konventionen.
Da die Beklopptheit nie an einen Endpunkt gelangt, sondern immer weiterschreitet, ist eine solche sprachliche Hilfskonstruktion wie „KommunistInnen“ ohnehin längst als Diskriminierung entlarvt, weil die Betroffenen (nebst Innen) dadurch der Zweigenderung bzw. Zwangsgegendertheit unterworfen werden. Auch darf die Deutsche Kommunistische Partei sich nicht mehr auf den Klassenstandpunkt stellen, denn das diskriminiert die Behinderten (nebst Innen). Es muß „Stand*Sitz*Liegepunkt“ heißen. Das, mei_ne D*amen und HerRen, habe ich mir nicht ausgedacht. Der Satiriker erfindet nicht, sondern er findet.

Ich hab’s mir jetzt überlegt. Ich wähle DKP. Aber nicht mit frohem Sinn, sondern mit dem matten Empfinden, meine Schuldigkeit getan zu haben.

Kann denen mal jemand die Landwirtschaft erklären?

Direkt vor meiner Haustür. Ob die sich was dabei gedacht haben?

„Damit sich wirklich etwas ändert“ ist ein Slogan, den die an jede Partei verpachten könnten.

Die Idee, die Erzeugerpreise in der Landwirtschaft anzuheben und zugleich die Preise für den Endverbraucher zu senken, deutet auf Unkenntnis von den Verhältnissen in der Lebensmittelbranche hin. Dort findet ein Verdrängungswettbewerb statt, dem zuletzt Kaisers zum Opfer gefallen ist. Der Preiskampf wird auf dem Rücken der Landwirte ausgetragen, die man nur noch als Scheinselbständige bezeichnen möchte. Verbraucherpreise für Nahrungsmittel, insbesondere Tierprodukte noch weiter senken? Mit solchen unrealistischen und dogmatischen Ideen ist der Weg gepflastert, der in Verhältnisse führt, wie sie jetzt in Venezuela herrschen.

Aber „Recht auf Flucht“ find‘ ich gut.

Kann mir mal jemand das Land NRW erklären?

Will die CDU uns etwa weismachen, daß sie hinter den ganzen Einbrücken steckt – und uns Bürgern verspricht, sich in nächster Zeit damit etwas zurückzuhalten?
Das kam mir alles immer schon so verdächtig vor.
Die Presseagentur GrossArt hat recherchiert, daß im Falle einer Regierungsübernahme der CDU in NRW allen vorbestraften Einbrechern ein Job bei der Polizei vermittelt werden soll. Einbrecher werden nicht mehr eingesperrt, sondern eingestellt. (Das brauchen Sie ja nicht zu glauben).
Sowas hängen die auf’m Kalkweg auf!

Mehr Teller – weniger Kohldampf!
Mehr Zäune – weniger Kühe rennen weg.
„Mehr Polizei – weniger Verrückte“ las ich erst.

Links unten: Dem Trumpschen „America first“ schleudert die CDU ein entschiedenes „NRW geht vor“ entgegen. Das hätte ich denen gar nicht zugetraut.

Der guten Mär bring ich gar viel: Für die Partei die Partei die Partei mit K

Sagen Sie mal ehrlich:
Haben Sie nicht schon oft gedacht: Ach! Diese Linkspartei! Naja, die muß ja auch sein. Aber manchmal, da möchte man sie am liebsten auf den Mond schießen.
Hach früher! Da konnte man noch RICHTIG links wählen, mit K,
KP …… D,
oder
D …… KP!

Verzagen Sie nicht! Sie sind der Erfüllung Ihrer Sehnsucht näher als Sie glauben.
Für den Landtag von Nordrhein-Westfalen und für den Deutschen Bundestag will die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) kandidieren.
Aber das klappt nur, wenn die Partei die Partei die Partei genügend Unterschriften zusammenkriegt. Darum liegen hier bei mir in der schönen Buchhandlung die Bögen zum Ausfüllen und Unterschreiben bereit.
Also kommen Sie, füllen Sie aus und unterschreiben Sie (sofern Sie wahlberechtigt sind).

Sie meinen, datwärnix für Sie? Dann passen Sie mal auf:
Sie sind doch bestimmt auch eine(r) von denen, die gern zum UZ-Pressefest nach Dortmund gehen und sich da an der Show des Fortschritts delectieren. Meinen Sie, die Stadt Dortmund würde der DKP freiwillig den Revierpark Wischlingen zur Verfügung stellen? Sie muß es, weil die DKP eine Partei im Sinne des Parteiengesetzes ist. Eine Partei muß innerhalb eines gewissen Zeitraums minderstens einmal bei einer Landtags- oder Bundestagswahl kandidieren, sonst verliert sie den Parteistatus im Sinne des Parteiengesetzes und das Parteienprivileg (Kommunalwahlen und Europawahlen zählen nicht).

Gegen sowas hat man ja nichts: Klaus der Geiger (mit Orchester) …

… oder Esther Bejarano und die und Microphone Mafia.

Na, dann kommt mal und zeigt, daß ihr keine Schnösel seid. Unterschreibt für die DKP!

Fotos (2) © Merkfoto

Ah! Da sind Sie ja, Herr Schröder!

SuelzkoppSchroederDieser „Kasten“, enthaltend Zitate aus Dialogen in dem Tatort-Film „Moltke“ von 1988 (mit Götz George als Schimanski, Grimmepreis) erschien in DER METZGER Nr. 56 (Februar 1999) auf Seite 3 (als sogenanntes Intro).
In diesem überaus gelungenen und komikgeladenen Schimanski-Film fand ich den running gag lustig. Daß der geniale Überblicker Schimanski sich den Allerwelts-Namen „Schröder“ partout nicht merken kann, daß Hänschen wie immer sanft-korrigierend eingreifen muß, und daß sogar auf den stets korrekten Königsberg Schimanskis brachiale Namensgebung abfärbt – zum Lachen.
Schimanskis Fähigkeit, einen Menschen sehr schnell einschätzen zu können, versagt in diesem Fall ebenso wie sein Namensgedächtnis. Denn dieser „Sülzkopp“ genannte Schröder „hängt“ keineswegs „da mit drin“, sondern ist bloß irgendson Lackaffe, der da rumsteht.

Kurz vor Ausgabe Nr. 56 hatte eine Bundestagswahl stattgefunden, aufgrund derer Helmut K. als Bundeskanzler von Gerhard S. abgelöst wurde.
Hansjürgen Bott wunderete sich, daß in dem Heft die neue Regierung gar nicht kommentiert wurde.
Ich sagte: „Doch! Guck ma Seite 3.“
Aber das war nur eine Ausrede.

Bürgergefühle

Dieser Text erschien hier schon einmal – als Kommentar zur Kommunalwahl 2014. Damals, im Mai 2014, war es auch schon eine Wiederverwendung. Zu allererst erschien der Text in DER METZGER Nr. 87 (2009). „Inzwischen hat sich natürlich alles von Grund auf geändert“, lautete der ironische Kommentar fünf Jahre später.
Nicht viel geändert habe ich an dem Text. Wie das weitergeht, wenn der (Spieß-)Bürger mit seinen Gefühlen lauter wird und wenn zwischen „Untertan“ und „Obrigkeit“ Disharmonie einkehrt, erleben wir gerade. Auch wenn alles sich ändert, ändert sich nichts.
Hier also der Text von damals / von heute:

„Als das Bürgertum seine Fähigkeiten erkannte, war es entsetzt
– und flüchtete in die Restauration.“
Friedrich Engels

Es ist nicht unbedenklich, wenn die Demokratie dargestellt wird als eine Verpflichtung, die der Einzelne der Allgemeinheit gegenüber zu erfüllen hat. Man sollte doch besser nicht danach fragen, was du für das Land tun kannst, sondern was das Land für dich tut.
Für die Konservativen ist die Demokratie ohnehin nichts anderes als der Preis der Macht.
Und wer – allein schon durch fundamentale Unkenntnis – den Wahlschein ausfüllt wie einen Lottoschein, der hat durch das Lotto jahrelang die Schule der Niederlage besucht; bloß mit dem Unterschied, daß die erwartete Erkenntnis „Widder nix“ sich bei der Bundestagswahl nicht schon am nächsten Samstagabend einstellt.
Der Versuch von einst, mit der „Anti-Parteien-Partei“ das politische Spektrum umzugestalten, ist gescheitert. Eine Stimme für die Grünen ist eine Stimme für das, wofür auch die anderen etablierten Parteien stehen: Marktwirtschaft, NATO, Bundeswehreinsätze. Neben den Linkswählern sind es doch gerade die Nichtwähler, die die politische Landschaft verändern. Der Nichtwähler kann sagen: „Seitdem ich nicht mehr wähle, werde ich wahrgenommen.“ Die Nichtwähler haben ihren Teil dazu beigetragen, die „Volksparteien“, dieses Pubertätsphänomen einer Demokratie, die sich nicht traut, eine zu sein, zu demontieren, und dafür sei ihnen gedankt. Daß davon die SPD mehr betroffen ist als die CDU, mag manchem fatal vorkommen. Ungerecht ist es nicht.
Auf den Ratschlag, daß die, denen „es nicht paßt“ doch selbst eine Partei gründen könnten, möchte man antworten: „Haa haa haa!“ Allerdings ist das Gründen von Parteien derzeit ein weitverbreitetes Hobby, besonders in Duisburg, wo es ja bekanntlich noch mehr Verrückte gibt als anderswo. Bei der Kommunalwahl traten sie dutzendweise an mit Namen wie „Bürgerunion“, „Freie Bürger“, „Bürgerliche Liberale“, „Bürgerliche Mitte“ etc. pp., um „es“ „denen da oben“ „mal zu zeigen“. Und was haben die, die sich durch die etablierten Parteien nicht mehr vertreten fühlen, zu bieten? „Bürgernähe“, „Bürgerwille“, „Leistung“, „gegen Verschwendung“, „Bürgerwille statt Bevormundung“, „gegen Korruption“, „für unsere Kinder“, „gegen Bürokratie“, „Zukunft“ – kurzum: dieselben Phrasen wie die Parteien, von denen sie sich enttäuscht abgewendet haben. „Für das Gute, gegen das Schlechte“ lautet ihr gemeinsames Programm. Daß bei ihnen der „Mittelstand“ stets hervorgehoben wird, drückt nicht ein wirtschaftspolitisches Konzept aus, sondern ihren Hang zur Mittelmäßigkeit. Zur Rede gestellt, was sich denn nun ändern müsse, lautet die Antwort, daß „die Politiker“ sich nicht nur dauernd die Taschen vollstopfen, sondern sich endlich mal um die wirklichen Probleme kümmern sollen, zum Beispiel, daß die Arbeitslosen nicht mehr dauernd ihre Kippen auf den Bürgersteig werfen.
Das Aufwallen solcher Bürgergefühle ist von Grund auf antidemokratisch. Dem Bürger graust es vor den Errungenschaften des bürgerlichen Zeitalters, vor Aufklärung und Gleichheit. Die Freiheit erfüllt ihn mit Angst, die Brüderlichkeit paßt nicht in sein steinernes Herz. Der Bürger mag den bürgerlichen Staat nicht leiden, weil das – seinem Empfinden nach – eben ein Staat der Beamten, der Bürokraten, der milden Richter, der Psychologen und Pädagogen, der Wissenschaftler, der Intellektuellen, der Egalitären, der Weicheier ist, ein Staat ohne Kraft und Herrlichkeit, ohne wirkliche Autorität.
Die Bürokratie ist ein Charakteristikum des bürgerlichen Staates. Sie ist ein Übel, das ein größeres Übel ablöste. Der Stempel und die Bewilligung traten an die Stelle feudaler Gunst und Gnade. Das will dem bürgerlichen Sozialisationstypen aber nicht einleuchten. Es paßt ihm nicht, daß er für den bürokratischen Entscheidungsträger Nachweise erbringen muß, wohingegen eingeübte Unterwürfigkeit ihm nichts nutzt. Der Gunst und Gnade des Feudalherrn wähnt er sich hingegen sicher, weil er ja brav und fleißig ist.
Der Bürger, dessen Bürgerlichkeit nicht bloß ein rechtlicher Status ist, sondern eine Weltanschauung, nimmt dem bürgerlichen Staat übel, was er einem absolutistischen Monarchen nicht übel nehmen würde. Der bürgerliche Staat zieht ihm das Geld aus der Tasche und wirft es zum Fenster hinaus, findet er. Einem König Ludwig II würde er bereitwillig den letzten Groschen hinterherwerfen, damit er Prachtschlösser zum Sich-drin-Langweilen bauen kann.
„Bürgerwille statt Bevormundung“ lautet der Slogan. Was aber will der Bürger denn? Eigentlich gar nichts anderes als bevormundet zu werden – dann aber bitte richtig und von den Richtigen. Er will einen starken Staat, der durchgreift, kontrolliert, vollstreckt, herrscht, befehligt, lenkt. Dazu sind unsere Politiker heutzutage eben nicht mehr imstande.

Gestern bei Plasberg

Gestern, einen Tag nach der Europawahl, wurde bei Plasberg über die AfD gesprochen. Der Lucke, der Flipflap, war auch da.
Ja, die AfD, die Partei der frustrierten Großbürger und verängstigten Kleinbürger (so kennzeichnete sie der Friedman, der war auch da), die Partei, die auch am rechten Rand Stimmen einsammelt, Ressentiments zu nutzen weiß und für ihre TV-Auftritte reichlich Kreide frißt.
Gestern ging es um die Frage, ob diese ad-hoc-Partei in den Bundestag kommt (ich fürchte: ja) und sich halten kann.
Die Wahl vorgestern hat der Tendenz, daß sich in den europäischen Ländern (namentlich England und Frankreich) das tradierte Parteiengefüge auflöst, einen großen Schub gegeben. In Italien ist das vertraute Parteiengefüge schon völlig aufgelöst. Hierzulande geht das langsamer vonstatten, aber auf die Dauer wird das auch an der BRD nicht vorübergehen.
Die SPD ist zu einer 20- bis 30-Prozent-Partei geschrumpft. Von der AfD wird erwartet, daß sie die Lücke ausfüllt, die eine Traditions-Partei hinterläßt, die KO gegangen ist und vielleicht nicht wieder aufsteht: die Partei des Sozialneids.
Die Partei, die dem Arbeiter den Pfennig Lohnerhöhung, dem Arbeitslosen die Stütze, dem Kranken das Krankengeld und dem Armen die Margarine auf dem trockenen Brot nicht gönnt, hat einen Ersatz gefunden? Schlimmer als die FDP wird es die AfD wohl doch nicht treiben.

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