Warum überhaupt?

Bild150305„Warum ausgerechnet jetzt“?
Warum überhaupt?
Was fällt der Bildzeitung ein, mich in anderer Leuts Privatangelegenheiten einzumischen?

In der WAZ las ich am selben Tag (vorgestern) über die „Affären“ auch anderer Politiker – und es regt sich da & dort Mitgefühl mit den „betrogenen“ Gattinnen.
Ich glaube kein Wort.
Die moralischen Aufpasser kennen nämlich gar kein Mitgefühl. (Höchstens mit sich selbst).
Das „Mitgefühl“ von Spießbürgern mit „betrogenen“ Gattinnen ist bloß vorgeschoben, ebenso wie das „Mitgefühl“ mit den armen Jungens, die der Edathy sich auf Fotos angeguckt haben soll.

Ist es nicht eher Neid?
„Unsereinz reißt sich zusammen, un die? Die tun einfach watze wollen“, schallt der Ruf des Entrüsteten, der das, was er selber täte, wenn er könnte, wenn er dürfte, was er wollte, in sich selber niederringt. Die Freiheit von uneinsehbaren Zwängen kann er sich sowieso nur als Schweinigelei vorstellen. Das notorische Mißtrauen des Spießbürgers ist berechtigt – sofern er sich selbst nicht über den Weg traut.

Kein Mitgefühl wurde da jemals zuteil denen, die dem Faschismus an der Macht zum Opfer fielen – oder Kindern ganz normaler angepaßter deutscher Eltern – oder denen, auf die Realpolitiker nun mal keine Rücksicht nehmen können.

Die Bundesrepublik Deutschland ist ein Unrechtsstaat

Ich spreche noch nicht einmal
– von Rechtsbeugung und Rechtsbruch im Kalten Krieg im Inneren,
– von Sondergesetzen im Deutschen Herbst,
– vom völkerrechtswidrigen Einsatz der Bundeswehr,
– von der chronique scandaleuse des Verfassungsschutzes (Urbach, Schmücker, Traube, Celler Loch etc.),
– von Hilfeleistungen für Nazis durch Verfassungsschutzämter.

Unzählige Personen, die als Richter, Staatsanwälte, Polizeibeamte und in sonstigen Funktionen dem Naziregime gedient haben, die sich der Verfolgung und des Mordes schuldig gemacht haben, wurden im Staatsapparat der Bundesrepublik Deutschland wieder verwendet: als Richter, Staatsanwälte, Polizeibeamte und in sonstigen Funktionen.

Die Bundesrepublik Deutschland hat das Erbe des Naziregimes nicht ausgeschlagen.
Die Bundesrepublik Deutschland hat das Erbe des Naziregimes angetreten.
Die Schuld an Verfolgung und Mord, begangen von wiederverwendeten Dienern des Naziregimes, hat sich auf die Bundesrepublik Deutschland übertragen.

Encore: Minister Jäger ist keine Laterne, sondern eine Tasse.

Das schrieb die konservative Frankfurter Allgemeine:
„Die für gewöhnlich gut informierten Antifa-Gruppen warnten, dass Köln vor dem seit Jahren größten Aufmarsch von Rechtsextremen in Westdeutschland stehe. Die Polizei verwies diese Hinweise in das Reich der Propaganda und bereitete sich auf eine Demonstration mit 1000 bis 1500 Teilnehmern vor.“
Es wäre in der Tat ein zu mildes Urteil, wenn man der Polizei bloß eine falsche Einschätzung von Personenzahlen attestieren würde. Die Polizei ist selbst Teil des Problems, dessen Lösung von ihr zu erwarten naiv wäre.
In demselben FAZ-Bericht (von Olaf Sundermeyer, 28.10.2014) wird ein Beamter dieser Polizei zitiert:
„Es war noch in der Nachmittagssonne, gegen halb drei am Sonntag vor dem Kölner Hauptbahnhof, als zwei Polizisten ein Gespräch unter Kollegen führten. ‚Mach dir mal keine Gedanken‘, sagte der Ältere zu dem Jüngeren und schaute dabei auf eine vierstellige Zahl von Hooligans: ‚Die machen nichts, nur wenn sie von Linken angegriffen werden.‘“
In Klartext übersetzt: An den Gewaltexzessen der Rechten sind die Linken schuld. Auch wenn es an diesem Sonntag in Köln keinen solchen Angriff gegeben hat, wird der ach so erfahrene Polizist felsenfest an seiner Überzeugung festhalten. Immer zu wissen, wer immer und an allem schuld ist, ist ebenso Grundlage deutscher Exekutivmentalität wie der Ratschlag, sich mal bloß keine Gedanken zu machen.
Von der Polizei ist schlechterdings nicht mehr Helligkeit zu erwarten als von ihrem Obersten Dienstherrn. Der Oberste Dienstherr in diesem Fall ist der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD).
Der Sozialdemokrat Ralf Jäger ist Realpolitiker. Realpolitiker haben noch nie ein Problem gelöst. Sie haben auch noch nie ein Problem erkannt. Mehr noch: Realpolitiker neigen dazu, Problembewußtsein als Gefahr für die Sicherheit zu sehen und den Problembewußten die innerstaatliche Feindschaft zu erklären.
Ich zitiere noch einmal das Grußwort der VVN beim UZ-Pressefest im Juni:
„Wir haben hier einen Innenminister Ralf Jäger, der gegenüber den Schülern des Landes behauptet, unsere Losung ‚Faschismus ist keine Meinung, Faschismus ist ein Verbrechen‘ sei verfassungsfeindlich, denn sie raubten den Nazis ihre Meinungsfreiheit. Er steigerte sich in diesen Tagen, indem er behauptet, die Demokraten, die den faschistische Sprüche und Lieder grölenden Nazis den Zutritt zum Rathaus von Dortmund verweigerten, sie handelten ebenfalls verfassungsfeindlich. Und so wird nun gegen 40 Demokraten, gegen die Rathausverteidiger ermittelt.“
Und damit auch das nicht am Ende einmal zu wenig zitiert wurde, auch noch mal aus dem Offenen Brief von Ulla Jelpke (MdB Die Linke) an Minister Jäger:
„Als Dortmunder Bundestagsabgeordnete und Antifaschistin kann ich es nicht unwidersprochen lassen, wie Sie den Polizeibericht zum Angriff der Nazipartei „Die Rechte“ auf das Dortmunder Rathaus am Wahlabend des 26. Mai gutheißen.
Dieser Bericht ist ein erschreckendes Dokument. […] Die fatale Neigung der Polizei, die von Nazis ausgehende Gefahr zu verharmlosen, (ist) noch immer nicht überwunden.“

Merke: Sozialdemokratie ist keine Meinung, sondern eine Bewußtseinstrübung.

Minister Jäger ist keine Laterne

Ulla Jelpke (MdB, Die Linke) hat einen offenen Brief an NRW-Innenminister Jäger (SPD) geschrieben:

Sehr geehrter Herr Minister,
Als Dortmunder Bundestagsabgeordnete und Antifaschistin kann ich es nicht unwidersprochen lassen, wie Sie den Polizeibericht zum Angriff der Nazipartei „Die Rechte“ auf das Dortmunder Rathaus am Wahlabend des 26. Mai gutheißen.
Dieser Bericht ist ein erschreckendes Dokument, das zweierlei zeigt: Zum einen ist die fatale Neigung der Polizei, die von Nazis ausgehende Gefahr zu verharmlosen, noch immer nicht überwunden. Ich hatte gedacht, in Dortmund sei man inzwischen weiter – das war wohl leider ein Irrtum.
Zum anderen zeigt der Bericht, dass die gleiche Polizei die entschlossene Abwehr der Nazis durch Demokraten diffamiert.
Der Polizeibericht stellt das Zerrbild auf, wonach Antifaschistinnen und Antifaschisten die eigentlichen Gewalttäter gewesen seien, die eine harmlose Gruppe von Anhängern der „Rechten“ am Besuch einer öffentlichen Veranstaltung hindern wollten.
Auf Videos ist deutlich zu sehen, wie Nazis protestierende Demokraten mit Faustschlägen attackieren. Es ist zu sehen, wie Nazis gezielt mit Tränengas ihre Gegner angreifen. Es ist zu hören, wie die Nazis Parolen wie „Deutschland den Deutschen – Ausländer raus“ skandieren. Bei den Angreifern handelt es sich zum Teil um frühere Aktivisten der 2012 nach zahlreichen Gewalttaten wegen Wesensverwandtschaft mit dem Nationalsozialismus und der SA verbotenen „Nationalen Widerstand Dortmund“, die auch der Dortmunder Polizei einschlägig bekannt sind. Aber davon steht im Polizeibericht kein Wort, das wird verschwiegen. Die Polizei stellt ausschließlich die Demokraten als Gewalttäter dar.
Auf eine solche Weise Täter und Opfer zu vertauschen, finde ich unerträglich und erschütternd.
Es war doch von Anfang an klar, dass die Nazis nicht normale Besucher der öffentlichen Wahlfeier sind, sondern ihr Aufmarsch den Charakter einer Demonstration hatte, noch dazu mit einschüchterndem Charakter, was sich allein schon durch ihre Quasi-Uniformierung zeigte. Von daher ist es durchaus gerechtfertigt, von einem Sturm auf das Rathaus zu sprechen.
Dass in einer solchen Situation Demokratinnen und Demokraten zusammenhalten und den rechten Ansturm abwehren, sollte sich von selbst verstehen. In Dortmund war das auch so, was auch der Polizeibericht indirekt konstatiert, indem er durchgehend von „Linken/Bürgerlichen“ spricht. Linke, Antifaschistinnen und Antifaschisten und bürgerliche Kräfte haben zusammen gegen die Nazis Stand gehalten. Anstatt dies zu begrüßen, machen Sie sich das Zerrbild der Dortmunder Polizei zueigen, die versucht, die Antifaschistinnen und Antifaschisten als betrunken zu diffamieren.
Sehr geehrter Herr Innenminister,
es hätte Sie nachdenklich stimmen sollen, dass der Ältestenrat der Stadt Dortmund den gewalttätigen (!) Angriff der Nazis auf das Rathaus missbilligt und sich bei allen bedankt, die sich den Nazis „aus wohlverstandenem bürgerschaftlichem Engagement“ in den Weg gestellt haben.
Es hätte Sie nachdenklich stimmen sollen, dass die fatale Lageeinschätzung der Polizei sich maßgeblich auf Zusicherungen der Anführer der Dortmunder Naziszene selbst gestützt haben.
Und es sollte Sie nachdenklich stimmen, dass die Dortmunder Polizei verschweigt, dass Nazis mit Tränengas, Faustschlägen und Flaschenwürfen gegen die Antifaschistinnen und Antifaschisten vorgegangen sind.
Stattdessen haben Sie den Polizeibericht zu 100 Prozent verteidigt. Ihre Zusicherung, die Bekämpfung des Rechtsextremismus bilde einen Schwerpunkt der Landesregierung, wird damit von Ihnen selbst konterkariert. Sie sollten sich die Kriminalisierung und Diffamierung bürgerschaftlichen Protests gegen Nazis nicht zu eigen machen, sondern diesen Protest unterstützen. Ich erwarte deshalb von Ihnen eine ganz klare Revision ihres Standpunktes und eine Entschuldigung bei den diffamierten Antifaschistinnen und Antifaschisten. Wenn Sie dazu nicht in der Lage sind, wäre Ihr Rücktritt die einzig erträgliche Alternative.
Mit freundlichen Grüßen,
Ulla Jelpke

„Die einzige saubere Alternative“ wäre eine bessere Formulierung gewesen.

Minister Jäger ist eine Tasse

Zitat:
„Wir haben hier einen Innenminister Ralf Jäger, der gegenüber den Schülern des Landes behauptet, unsere Losung ‚Faschismus ist keine Meinung, Faschismus ist ein Verbrechen‘ sei verfassungsfeindlich, denn sie raubten den Nazis ihre Meinungsfreiheit. Er steigerte sich in diesen Tagen, indem er behauptet, die Demokraten, die den faschistische Sprüche und Lieder grölenden Nazis den Zutritt zum Rathaus von Dortmund verweigerten, sie handelten ebenfalls verfassungsfeindlich. Und so wird nun gegen 40 Demokraten, gegen die Rathausverteidiger ermittelt.“
(Aus dem Grußwort der VVN beim UZ-Pressefest).

Merke: Sozialdemokratie ist keine Meinung, sondern eine Bewußtseinstrübung.

Kommt und holt euch den neuen Metzger!

Geschrieben, gestaltet, gedruckt und geheftet:
DER METZGER, das satirische Magazin. Nr. 110. Preis: 3 €.
So sieht das Heft von außen aus:
M110Und das steht drin (Überblick):

Jakop Heinn: Neues von der Schmalspur (Finale?). Für die Band Die Bandbreite wird es immer schmaler. Jetzt will auch die MLPD nichts mehr von ihr wissen.

Max Reinhardt: Königlicher militär-industrieller Komplex. Vor hundert Jahren: Wie der Weltkrieg dem Volke mit Bildern nahegebracht wurde. Für die Industrie war das Völkergemetzel ein Glücksfall.

Helmut Loeven: „Zuerst werden wir alle Subversiven töten“. 1977 fiel die Theologiestudentin Elisabeth Käsemann in Argentinien der Geheimpolizei in die Hände. Nach wochenlanger Folter wurde sie ermordet. Das Auswärtige Amt unter Minister Genscher tat nichts, um sie zu retten. Im Gegenteil: Die Militärdiktatur fand in der sozialliberalen Bundesregierung einen verständnisvollen Partner.

Tagebuch. U.a.: Die Partei „Die Linke“ und der Buchhandel. Der Weg nach oben als Niedergang.

Carl Korte: Apfelbisse. Mottes Abenteuer als Reporter.

A.S.H. Pelikan: Menschenalter (tabellarisch).

Helmut Loeven: Das philosophische Kabarett. Diesmal: „Ich will es nicht – mach’s, aber ohne mich; Frauenbewegung als K-Gruppe?; Muß Frollein Lohmeier ins Gefängnis?; Die Iditiotx sind unter uns (Frau Professor Hornscheidt und ihr Geisteszustand); Komische Häuser: Schuhhaus Pesch; Rousseau und die Wandparole bei Edeka u.a.

Marvin Chlada: Objekte der Begierde. Über die Museumsorgie in Fouriers neuer Welt der Liebe.

Herbert Laschet-Toussaint: Mütter nach Grosny. Gedicht.

Thomas Rüger: Mit Cordmütze und Gitarre. Neu: Die Musikkolumne.

Chantal Könkels: Die Projektgruppe Pudding und gestern hat wieder zugeschlagen.

Helmut Loeven: Konstruktive Tonlage. Komposition für Singstimme und Clavier. Mit Noten.

Sie können das neue Heft nicht abholen, weil Sie dazu überland reisen müßten? Das macht nichts. Sie können sich das Heft auch portofrei zuschicken lassen (das Wort „zuschicken“ anklicken um zu erfahren, wie es geht).
Und überhaupt: WER ABONNIERT, HAT MEHR VOM METZGER.

1914 in der Litreratur (3)

Nicht ein ganz neues Buch, aber in diesen Monaten wieder aktuell:

Luciano Canfora: August 1914. Oder: Macht man Krieg wegen eines Attentats? Papyrossa Verlag 2010. 118 S. 9,90 Euro
Canfora1914Der Verlag stellt sein Buch vor:
Luciano Canfora legt dar, daß Kriege nicht mit einem Einzelereignis zu erklären sind, und sei es ein noch so spektakuläres Attentat. Deshalb schildert er, um die Ursachen des Ersten Weltkriegs sichtbar zu machen, wie sich die Interessengegensätze zwischen den rivalisierenden Großmächten zum gordischen Knoten geschürzt hatten. Obwohl er die abenteuerliche Politik des Deutschen Kaiserreichs hervorhebt, bezeichnet Canfora die These von dessen Alleinschuld am Krieg als Alibi für alle anderen: Auch sie können nicht freigesprochen werden. Die sozialistischen Parteien – allen voran die deutsche Sozialdemokratie – ebneten den Weg in den Abgrund, indem sie sich vor den Karren ihrer Regierungen spannen ließen. Am Beispiel des Ex-Sozialisten Mussolini einerseits, der „Deutschen Vaterlandspartei“ als Vorläuferin der NSDAP andererseits zeigt Canfora, daß der Erste Weltkrieg bereits die Wiege des Faschismus war. Dagegen standen jene Kräfte, die – zunächst als isolierte Minderheit – von Anfang an gegen den Krieg opponierten und in Lenin ihren bekanntesten Vertreter hatten. Sie traten dafür ein, der „grauenhaften Schlächterei“ – so Papst Benedikt XV. – ein Ende zu setzen und eine Wiederholung auszuschließen.
Prof. Dr. Luciano Canfora (Jg. 1942), Altphilologe und Historiker, lehrt an der Universität Bari. Sein Buch „Eine kurze Geschichte der Demokratie“ hat in der Bundesrepublik für Furore gesorgt.

Wenn Ihr das Buch bestellen wollt, erinnert Euch bitte an die Lebensregel:
LIEBE leute BESTELLT bücher IN der BUCHHANDLUNG weltbühne UND sonst NIRGENDS.
Weltbühne muß bleiben.

Das wäre interessant: Geschichtswerkstatt

Die Geschichtswerkstatt Zweiter Weltkrieg in der Duisburger Volkshochschule geht weiter. Der nächste Termin:
Sonntag, 11. Mai 2014, 11 bis 14 Uhr.
Ort: Volkshochschule Königstraße 47 (also ab jetzt NICHT mehr im IZ).
Thema:
Der 20. Juli 1944
Am 20. Juli 1944 verübte Graf von Stauffenberg ein Bombenattentat auf Hitler im Führerhauptquartier „Wolfsschanze“ bei Rastenburg. Gleichzeitig lief eine Militärverschwörung in Berlin an. Sowohl das Attentat als auch der Militärputsch scheiterten. Hitler blieb am Leben und an der Macht.
Der zweite Weltkrieg ging weiter. Thema dieser Sitzung ist die Analyse des „20. Juli“ sowie weiterer Widerstandsaktionen gegen die Nazi-Diktatur. Zur Sitzung erscheint ein Materialheft.
Der Kurs wird geleitet von Martin Clemens und Aloys Reuter. Teilnehmergebühr: 5 Euro.

Dazu sage ich folgendes:
Erstens: Schade, daß das immer sonntags in Allerherrgottsfrühe ist. Da schlafe ich noch.
Zweitens: Die Informationen bei dieser Veranstaltung sind ganz gewiß nicht so knapp wie die Ankündigung durch die VHS.

1. Mai – diesmal etwas anders

FuckProNRWAm 1. Mai werden in Duisburg die Faschisten und Rechtspopulisten aufmarschieren. Sowohl die NPD als auch „Pro NRW“ haben Kundgebungen angekündigt, die als Provokation gegen die Gewerkschaftsbewegung aufgefasst werden müssen. Der DGB will sich jedoch nicht von seinem Konzept abbringen lassen, wie jedes Jahr im Landschaftspark Nord sein „Familienfest“ abzuhalten.

So ganz und gar ignorieren wird der DGB die rechten Provokationen allerdings nicht:
Am Dienstag, 29. April um 18 Uhr im Julius-Birck-Saal im DGB-Haus am Stapeltor findrt eine Veranstaltung statt:
Am 1. Mai 2014 wollen NPD und Pro NRW in Duisburg aufmarschieren. Warum haben sie sich gerade diese Stadt ausgesucht? Wie konnten extrem rechte und rechtspopulistische Parteien bei der Bundestagswahl im September 2013 überdurchschnittliche Ergebnisse in Duisburg erzielen? Und wie kommt es, dass die rechtspopulistische Splitterpartei Pro NRW im Oktober 2013 von 200 jubelnden Menschen in Duisburg-Neumühl empfangen wurde?
Alexandra Graevskaia (Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung) wird in ihrem Vortrag auf die Akteure im Diskurs eingehen und aufzeigen was den Rechtspopulismus in Duisburg bestärkt hat.

Die Duisburger Studentenzeitung akduell kündigt dür den 1. Mai einen Liveticker an:
http://akduell.de/2014/04/ankuendigung-akduell-liveticker-zum-1-mai/
Für den 1. Mai hat die Weiterlesen

Im Ohr

Bild140424Den Schlagersänger Heino als Nazi zu bezeichnen halte ich für unangebracht. Gegen diesen Vorwurf nehme ich ihn – ob er will oder nicht – in Schutz.
Der Denkfehler ist doch, daß all diejenigen, die die Nazis hochbrachten, zur Macht verhalfen, die ihnen den Weg ebnen, ihnen das Eindringen erleichtern, selber Nazis sind.
Wären die (eigentlichen) Nazis ganz auf sich selbst gestellt, hätten sie keine Bedeutung. Sie sind nicht aus eigener Kraft hochgekommen.
Ihre Helfershelfer befanden und befinden sich in allen Gesellschaftsschichten.
Gewiß haben viele Leute einen kleinen Nazi im Ohr. Deshalb sind sie selbst noch keine Nazis, sondern bloße Opportunisten, empathielose Spießbürger, Nachbarn mit Aufpasser-Syndrom oder treue SPD-Wähler. Die Sache ist also viel schlimmer.
Es könnte sein, daß die massenhafte Verblödung durch Kitsch und Banalität die gesellschaftlichen Abwehrkräfte gegen das Eindringen des Faschismus schwächt. Vieles spricht für diese These.
Zu Heino selbst will ich mich nicht äußern.
Bild140425Eine infame BILD-Schlagzeile. Beabsichtigte Verwirrung durch falsche Fragestellung.
Richtig müßte die Frage doch lauten: „Wer ist ein Nazi?“

Rechte für Putin

Für die ukrainischen Nationalisten ist Putin der Leibhaftige. Für die Ultra-Nationalisten erst recht.
Da es zwischen ukrainischen und hiesigen Rechtsextremen Verbindungen gibt (immer wieder wird der Besuch einer Swoboda-Delegation bei der NPD-Fraktion im sächsischen Landtag erwähnt), könnte man Übereinstimmung vermuten. Doch weit gefehlt!
„Etwa 400 Deutsche und Russen haben am 30. März 2014 im Herzen Berlins für die deutsch-russische Freundschaft demonstriert. An der […] hervorragend organisierten Demonstration nahmen Mitglieder verschiedener deutscher und russischer politischer Vereinigungen und Künstlergruppen teil.“
Dies meldete die rechtspopulistische Partei „Pro Deutschland“. Bei den „deutschen und russischen politischen Vereinigungen“ handelte es sich z.B. um die rechtsesoterischen „Reichsbürger“ und weitere kleine rechte Gruppen – und die russische „Große Vaterlandspartei“, die sich als „Gegner des Liberalismus“ zu erkennen gibt.
Die deutschen Rechten werfen ihren ukrainischen Gesinnungsfreunden vor, die hätten sich von der EU und der NATO, diesen Bastionen des westlichen Liberalismus, vor den Karren spannen lassen.
Über eine Demonstration in München wurde berichtet:
„Dort rief eine Bürgerinitiative für Frieden und Abrüstung am 20. März zu einer Demonstration ‚Gegen Rohstoffkriege der Nato‘ auf. Deren Homepage macht den Eindruck, als handele es sich um ein Relikt der Friedensbewegung der 1980er Jahre. Die weiße Taube auf blauem Grund ist dort ebenso vertreten wie Hinweise auf den nächsten Ostermarsch. Doch auf der Kundgebung konnte auch das NPD-Mitglied Karl Richter, der für die Bürgerinitiative Ausländerstopp im Münchner Rathaus sitzt, reden. Richter spricht in einer Pressemitteilung von einer ‚erfolgreichen Querfrontaktion‘: ‚Statt der erwarteten 300 Versammlungsteilnehmer fanden sich dann allerdings nur rund 60 auf dem Stachus ein, die meisten aus dem linken Spektrum.'“

„Der Konflikt begann nicht mit dem Eingreifen Rußlands“

Heute erhielt ich eine Mitteilung der VVN-BdA, die ich hiermit weitergebe:

Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der Antifaschisten ist besorgt über die Ankündigung der Bundeskanzlerin, in den nächsten Tagen das Assoziierungsabkommen der Europäischen Union mit der illegalen ultrarechten Regierung in Kiew unterzeichnen zu wollen. Es ist zu beachten, daß der Konflikt um die Ukraine und die Krim nicht erst mit dem Eingreifen Rußlands auf der Krim begann, sondern auf die jahrelangen Versuche des Westens zurückgeht, die Ukraine aus dem Einflußbereich Rußlands herauszulösen und den Marktbedingungen der Europäischen Union wie dem Militärkonzept der Nato unterzuordnen. Inzwischen hat in Kiew eine profaschistische Clique die Macht ergriffen, ohne daß „der Westen“ irgendwelche Einwände erhob.
Mit großer Sorge wird von uns die innenpolitische Entwicklung in der Ukraine gesehen, die es – mit massiver Unterstützung aus dem Westen – rechtsextremen und faschistischen Gruppierungen wie „Svoboda“ oder den „Rechten Sektor“ ermöglicht hat, zu Wortführern auf dem Maidan zu werden und Schlüsselpositionen in der „Übergangsregierung“ zu besetzen.
Wir stimmen dem Friedensratschlag zu, der daran erinnerte: „Als in Österreich 2000 die rechtspopulistische Haider-Partei FPÖ sich an der Regierung beteiligte, erließen 14 EU-Staaten Sanktionen gegen Wien. Heute wüten faschistische Banden in Kiew und anderen Teilen der Ukraine, ohne dass aus der EU auch nur ein Sterbenswörtchen der Distanzierung zu hören ist. Im Gegenteil: Der rechten Übergangsregierung wird finanzielle Unterstützung in Milliardenhöhe versprochen. Bei so viel politisch-moralischer Verkommenheit muß man zum Schluß kommen, dass sich die EU-Außenpolitik längst nicht mehr von ihren eigenen hehren Prinzipien der Demokratie, Menschenrechte und Rechtstaatlichkeit, sondern von purer Macht- und Interessenpolitik leiten läßt.“
Die Friedensbewegung lehnt die Abtrennung der Krim von der Ukraine als völkerrechtswidrig, der UNO-Charta widersprechend ab. Allerdings wird darin erkennbar, wie verheerend die westlichen Vorbilder für ein derartiges Vorgehen Rußlands wirken. Vor 15 Jahren haben die NATO und damit Deutschland Serbien völkerrechtswidrig mit Krieg überzogen und somit die völkerrechtswidrige Abtrennung des Kosovos eingeleitet. Während über 3000 unschuldige Menschen in Serbien dem Bombardement zum Opfer fielen, hat Rußland bisher kein Blutvergießen verübt. Wir appellieren an Rußland und alle am Konflikt Beteiligten: Keine Gewalt! Reden ist besser als schießen.
Und wir betonen: Es gibt kein Recht auf eine „humanitäre Intervention“, und die Friedensbewegung hat oft genug gegen so oder ähnlich begründete Militäraktionen Position bezogen (z.B. NATO-Krieg gegen Jugoslawien, Afghanistan-Krieg, Irakkrieg, Luftkrieg gegen Libyen, Frankreichs Krieg in Mali).
Wir stimmen dem ehemaligen Bundesminister und Mitstreiter der Friedensbewegung Erhard Eppler (SPD) zu, der am 11.3.2014 die Dämonisierung Wladimir Putins und die antirussische Kampagne in Deutschland verurteilte und feststellte: „Der Westen sollte Wladimir Putin nicht verteufeln, sondern sein Verhalten in der Ukraine-Krise zu verstehen versuchen. Kein russischer Präsident würde geduldig dabei zusehen, wie eine eindeutig antirussische Regierung in Kiew versucht, die Ukraine in Richtung Nato zu führen.“
Erhard Eppler stellte weiter fest: „In der ukrainischen Regierung sitzen nun Rechtsradikale. Bei uns redet aber niemand darüber. Da erklärte einer der ganz Rechten, sie seien der harte Kern der Aufstandsbewegung gewesen, und nun gingen sie nicht nach Hause, ehe ihre Leute in der Regierung seien. So ist es auch gekommen. Dass in dieser Regierung auch Leute sind, die einen Mann als Helden verehren, der mit Wehrmacht und SS gegen die Sowjetarmee gekämpft hat, kommt natürlich in Moskau anders an als in Kiew. Sicher ist, dass es ausgeprägte Antisemiten in dieser Regierung gibt. Da sind wir Deutschen doch aus guten Gründen sensibel. In diesem Fall kommt noch etwas dazu: Könnte es sich da um die Enkel jener Ukrainer handeln, die seinerzeit freiwillig der SS bei der Judenhatz geholfen haben?“
Es muß eine Verhandlungslösung gefunden werden. Bei solchen Verhandlungen könnten die folgenden Vereinbarungen erzielt werden, wie sie vom Friedensratschlag in Kassel am 9. März 2014 formuliert wurden:
– Eine Beteiligung rechtsextremer und faschistischer Kräfte an der ukrainischen Übergangsregierung ist auszuschließen. Die faschistischen Kräfte in der Ukraine sind zu entwaffnen. Die Morde durch Scharfschützen auf dem Maidan werden von unabhängiger Seite untersucht.
– Jede einseitige Maßnahme zur Sezession der Krim oder anderer Landesteile der Ukraine ist zu stoppen. Sezessionen könnten nur einvernehmlich erzielte Ergebnisse eines gesamt-ukrainischen Prozesses sein, der auch die Rechte und Interessen von Minderheiten (z.B. der Tataren auf der Krim) wahrt.
– Die Beziehungen Russlands und der Ukraine sind besonderer Art. Die NATO nimmt die Sicherheitsinteressen der Russischen Föderation genauso ernst wie die der Ukraine. Die Bündnisfreiheit der Ukraine ist von allen Konfliktparteien zu akzeptieren.
– Die ukrainische Übergangsregierung stoppt die Mobilmachung der Streitkräfte, die russische Regierung hält das Abkommen über die Krim ein und USA und EU stellen die Sanktionen gegen Russland ein. Russland nimmt die Interventionsdrohung gegen die Ukraine zurück.
– Sämtliche Rüstungsexporte aus dem EU-Raum nach Russland und in die Ukraine werden gestoppt.
– Von der Bundesregierung erwarten wir darüber hinaus:
Die Beendigung der antirussischen Kampagne, sowie den Stopp des Aufbaus des sog. Raketenschirms auf deutschem Boden, der von Russland nur als Bedrohung betrachtet werden kann.
vvn-logo..

Verstehen Sie das?

Heute habe ich in den Nachrichten gehört, daß die Bundesregierung – und überhaupt die ganze Europäische Union sich darüber empört, daß DAS ERGEBNIS der Abstimmung auf der Krim der ukrainischen Verfassung widerspricht.
Warum waren diese Hüter unserer „Werte“ denn nicht zu vernehmen, als der demokratisch gewählte Präsident gestürzt wurde und die derzeitige Regierung (mit Nazi-Beteiligung!) auf eine Weise zustande kam, die der ukrainischen Verfassung widerspricht?
Verstehen Sie das? (Mal ganz naiv gefragt).

Reinhard Kühnl 1936-2014

Reinhard Kühnl ist tot.
Sein langjähriger Weggefährte Georg Fülberth verfaßte im Namen des BdWi den folgenden kurzen Nachruf.

Am Morgen des 10. Februar 2014 verstarb in Marburg der Politikwissenschaftler Reinhard Kühnl.
1936 in Schönwerth (Tschechoslowakei) geboren, studierte er in Marburg und Wien Geschichte, Soziologie, Politikwissenschaft und Germanistik. Er wurde ein Schüler Wolfgang Abendroths. Mit seiner Dissertation von 1965, „Die nationalsozialistische Linke 1925 – 1930“, schrieb er sich sofort in die erste Reihe der damals noch jungen Faschismusforschung. 1967 erschien „Die NPD – Struktur, Programm und Ideologie einer neofaschistischen Partei“. Nach seiner Habilitation – die Ernst Nolte mit einer publizistischen Kampagne zu verhindern suchte – wurde er 1971 Professor für Politikwissenschaft in Marburg. Auf Einladung seines Freundes Walter Grab bekleidete er 1973 eine Gastprofessur in Tel Aviv.
In den folgenden Jahrzehnten entfaltete Reinhard Kühnl eine sehr fruchtbare wissenschaftliche und publizistische Tätigkeit. Sein Buch „Formen bürgerlicher Herrschaft: Liberalismus – Faschismus“ erreichte von 1971 bis 1990 zahlreiche hohe Auflagen. Eine ähnlich große Wirkung erzielte seine Gesamtdarstellung der Faschismustheorien. Reinhard Kühnls Bücher wurden in 14 Sprachen übersetzt.
Stets arbeitete er – als Marxist und radikaler Demokrat – den Zusammenhang zwischen der kapitalistischen Gesellschaftsordnung und den von ihr hervorgebrachten politischen Systemen – darunter dem Faschismus – heraus. Groß war auch Reinhard Kühnls Erfolg als akademischer Lehrer. Wie vorher schon zu Wolfgang Abendroth, so kamen nun von nah und fern Studierende nach Marburg, um bei ihm zu lernen. In der gesamten Bundesrepublik und international zog er als Vortragender viele Menschen in fast immer überfüllten Auditorien an.
Schwerpunkt seiner Forschungen und seiner Lehre blieben Ursachen und Geschichte des Faschismus. In der Praxis wurde er so zum Mitstreiter in den Kämpfen der Friedensbewegung und im Bemühen um Verteidigung und Erweiterung der Demokratie.
1968 war er Gründungsmitglied des Bundes demokratischer Wissenschaftler (heute: Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, BdWi). Bei dessen Neukonstituierung 1972 wurde er zusammen mit Walter Jens und Helmut Ridder Mitglied des Engeren Vorstandes, dem er bis 1999 angehörte.
Die demokratische Bewegung und der Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verdanken Reinhard Kühnl unendlich viel. Seine Stimme – seit Jahren schon aufgrund einer Krankheit verstummt – fehlte uns sehr in den Auseinandersetzungen mit alten und neuen Geschichtslegenden. Jetzt, 2014, wenn sich in der Interpretation des Kriegsausbruchs 1914 ein massives ideologisches Rollback zur Beschönigung neuer militärischer Aktivitäten anzubahnen droht, wird schmerzhaft spürbar, dass der Ort, an dem er so eindrucksvoll stritt, nunmehr verwaist ist.
Wir danken Reinhard Kühnl für seine Arbeit und seine Kämpfe. Wir trauern um ihn.

ReinhardKühnl„Wenn wir Wissenschaftler heute dem Zeitgeist widerstehen, riskieren wir allenfalls akademische Karriere, Forschungsgelder, öffentliche Anerkennung und die Teilnahme an Talkshows. Und dieses Risiko ist unsere Sache schon wert. Denn für die Sicherung einer menschenwürdigen Zukunft brauchen wir die Wahrheit über die Vergangenheit. In unserem Lande gerade die Wahrheit über Faschismus und Widerstand.“ Reinhard Kühnl

Unglückliches Land

Heute hat die Bundeskanzlerin im Bundestag lobende Worte für die Opposition in der Ukraine gefunden. Die Demonstranten würden für Werte eintreten, die auch die Werte der Europäischen Union seien.
Die Demonstranten genießen viel Sympathie in der hiesigen Öffentlichkeit. Darum will die hiesige Öffentlichkeit auch Genaues nicht wissen.
Ich zitiere aus der taz vom 22. Januar:

Rechtsradikale wollen kämpfen
Die Eskalation in der Ukraine geht vor allem von rechten Gruppierungen und Extremisten aus. Viele haben sich in Wehrsportgruppen auf den Kampf vorbereitet. Nach den ersten Toten auf dem Maidan steckt das Land entweder in einer Sackgasse oder steht vor einem Bürgerkrieg. […] Dass es so schnell zu Blutvergießen auf dem Maidan kommen werde, damit hatte man im traditionellen und eher gemäßigten Flügel der Opposition nicht gerechnet. Doch der „rechte Sektor“ wird immer stärker und immer radikaler. In diesem Bündnis finden sich zahlreiche rechte Gruppierungen, auch Rechtsextremisten, die sich seit Langem auf gewaltsame Auseinandersetzungen vorbereitet, diese geradezu einstudiert haben.
Den zunehmend gewalttätig agierenden Polizisten stehen mit dem „rechten Sektor“ Personen gegenüber, die sich nichts sehnlicher wünschen, als endlich Dampf abzulassen. Einen bekannten Anführer hat diese Gruppierung nicht, man mobilisiert über das Internet.
Hatte die Gruppe noch vor kurzer Zeit im russischen (!) sozialen Netzwerk „VKontakte“ 10.000 Follower, wuchs diese Zahl in wenigen Tagen auf 20.000 an. Sie wollen gar nicht in die Europäische Union. Ihr Herzensanliegen ist die nationale Revolution. […] Seit Jahren bereiten sie sich in Wehrsportgruppen auf den gewalttätigen Kampf vor. Und sie wissen, dass sie nichts mehr zu verlieren haben. Gemeinsam agieren sie mit „Ultras“ der Fußballfanszene. […] Dem immer aggressiveren Auftreten von Angehörigen des „rechten Sektors“ steht ein Vertrauensschwund der traditionellen Opposition mit ihren Anführern Klitschko, Jazenjuk und Tjagnibok gegenüber, denen man immer lauter eine heimliche Zusammenarbeit mit den Machthabern vorwirft. Vielfach wird auch gemutmaßt, dass diese Oppositionellen mit Geldern westlicher Regierungen, vor allem der US-amerikanischen und deutschen, finanziert würden. Wie der „rechte Sektor“ seine Aktivitäten finanziert, wird wenig thematisiert.

Dadurch, daß die ukrainische Regierung eine engere Kooperation mit Rußland sucht, verstößt sie nicht gegen die Interessen des Landes, wohl aber gegen die Interessen der EU. Darum hat die Opposition nebst ihrer faschistischen Speerspitze die hiesigen „Menschenrechtler“ auf ihrer Seite.
„Menschenrechtler“ heißen „Menschenrechtler“, weil sie glauben, die Menschenrechte zu verteidigen.
Ich verweise auf den Artikel „Mandela oder Putin oder Zeigt eure Helden“ von Jakop Heinn in DER METZGER Nr. 108.

Da kann man hingehen: „Geschichtswerkstatt 2. Weltkrieg. Der Untergang des italienischen Faschismus“

Veranstaltung der Duisburger Volkshochschule am Sonntag, 29. September 2013 um 11 Uhr (morgens!) im Internationalen Zentrum (IZ), Flachsmarkt 15 (Stadtmitte), geleitet von Martin Clemens und Aloys Reuter. Kursgebühr: 5 Euro.
Am 24./25. Juli 1943 wurde Mussolini zuerst vom faschistischen Großrat und dann vom König Viktor Emanuel III. entmachtet und gefangen genommen. Der Faschismus in Italien war zu Ende. Marschall Badoglio übernahm die Macht. Wir wollen uns in dieser Sitzung mit den sozialen Wurzeln des italienischen Faschismus, dem Kriegsschauplatz Italien und den Voraussetzungen und Folgen des Sturzes von Mussolini auseinandersetzen.
Zur Sitzung erscheint ein Materialheft.
Ich weise auch darum hier auf diese Veranstaltung hin, weil die Duisburger Volkshochschule anscheinend an der Weltmeisterschaft „Wer hat den unübersichtlichsten Internetauftritt“ teilnimmt und diese Veranstaltung so versteckt hat, daß man sie nicht findet.

Demnächst in der Weltbühne: „Vom Obersalzberg bis zum NSU“

Ich empfehle:
Anton Maegerle: Vom Obersalzberg bis zum NSU. Die extreme Rechte und die politische Kultur der Bundesrepublik 1988 – 2013. NS-Verherrlichung, rassistische Morde an Migranten, Antisemitismus und Holocaustleugnung. Edition Critic 2013. 412 Seiten. 20 Euro. Erscheint am 14. August.
maegerle_front_600rgbmaegerle_back_600rgbAnton Maegerle, von METZGER-Lesern geschätzter kenntnisreicher Autor, stellt den aufsehenerregenden NSU-Prozeß in die Zusammenhänge.
Das Buch soll in knapp zwei Wochen vorliegen. Um Vorbestellung wird gebeten.
Bestellen Sie dieses Buch in der (Versand-)Buchhandlung Weltbühne, denn die Buchhandlung Weltbühne will & muß überleben. Lassen Sie sich nicht einreden, daß man das genauso gut woanders bestellen kann. Das kann man zwar auch woanders bestellen, aber nicht genauso gut.

Steinbart-Gymnasium: Fragwürdige Traditionspflege (1)

Diesen OFFENEN BRIEF bitte ich zu beachten:

Gegen Geschichtsverfälschung am Duisburger Steinbart-Gymnasium – Für eine kritische Aufarbeitung der Schulgeschichte
Mit Entsetzen mussten wir, die diesjährigen AbiturientInnen des Steinbart-Gymnasiums, feststellen, dass unsere Abiturzeugnisvergabe für rechtsextreme und geschichtsrevisionistische Propaganda missbraucht wurde. Dabei wurden uns sogenannte „Albertinanadeln“ ausgehändigt, gemeinsam mit einem Informationsblatt, in dem von deutschen Gebietsansprüchen in Russland und Polen die Rede ist. Aus spontanem Protest verweigerten einige von uns die Annahme und stellten Nachforschungen im ebenfalls ausgehändigten Buch „Das Steinbart-Gymnasium zu Duisburg 1831 – 1981“ an.
Der Inhalt schockierte uns: Von den ermordeten und deportierten jüdischen SchülerInnen war keine Rede, dafür aber u.a. von der „nationalsozialistischen Revolution“, dem alliierten „Terrorangriff vom 13. Mai 1943“, einem „Bekenntnis zum deutschen Osten“ – mit dem Gebiete in Polen und Russland gemeint sind – seitens des Steinbart-Gymnasiums und einer totalen Verdrehung der Realität vom Kriegsende als „Katastrophe von 1945“ samt „seinem unglücklichen Ausgang“. Den Widerstandsaktionen des Antifaschisten und Steinbart-Abiturienten Harro Schulze-Boysen, den sein Engagement sein Leben kostete, wird in der Publikation ein „landesverräterischer Charakter“ unterstellt und behauptet, seine Verurteilung zum Tode durch die NS-Richter sei Ergebnis eines „in einwandfreier Form“ durchgeführten Prozesses gewesen.
Wir sind zutiefst empört. Diese Art von Geschichtsverfälschung steht im Gegensatz zu den Grundwerten einer offenen, antifaschistischen und demokratischen Gesellschaft. Schulen sollten diese Werte vermitteln und pflegen und uns zu mündigen Menschen erziehen. Wir fühlen uns daher verpflichtet, auf diesen Skandal aufmerksam zu machen und fordern eine klare Aufklärung. Dies wollen wir gemeinsam mit der Duisburger Zivilgesellschaft erwirken. Eine einfache Stellungnahme, mit dem Verweis auf das Alter des Textes lehnen wir ab: Die Auflage ist aus dem Jahre 2000, die abgedruckte AbiturientInnenliste sogar bis zum Jahrgang 2011 aktualisiert worden. Auch die Ausrede, es handele sich um ein authentisches Zeitdokument, können wir nicht gelten lassen, da mit dieser Begründung jedwede Propaganda und Literatur verbreitet werden kann.
Von der Schulleitung des Steinbart-Gymnasiums fordern wir daher:
– Eine Distanzierung von dem geschichtsrevisionistischen Inhalt des Buches „Das Steinbart-Gymnasium zu Duisburg 1831 – 1981“, sowie dessen kritische Überarbeitung nach antifaschistischen und demokratischen Werten
– Eine Aufarbeitung der Schulgeschichte im Nationalsozialismus, mit besonderem Hinblick auf ihre jüdischen und antifaschistischen Opfer
– Ein klares Bekenntnis zum antifaschistischen Widerstandskämpfer Harro Schulze-Boysen – dabei anerkennen wir die ersten bereits gemachten Schritte
Unterzeichner:
– Verschiedene SchülerInnen und Ehemalige des Steinbart-Gymnasiums
– Duisburger Netzwerk gegen Rechts
– Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN – BdA) Kreisverband Duisburg
– Jüdische Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr-Oberhausen K.d.ö.R.
– DIE LINKE. Kreisverband Duisburg
– Friedensforum Duisburg
– Deutsche Friedensgesellschaft (DFG-VK) Duisburg
– DKP Kreisorganisation Duisburg

Harro-Schulze-Boysen-GedenkmarkeKritische Nachfragen nimmt die Schule sicher gerne hier entgegen.